129 - Der Vampir von Budapest
der ihr fast den Verstand raubt.«
»Vielleicht schaffen wir es, dafür zu sorgen, daß sie Graf Lazar nie mehr wieder sieht.«
Drei Minuten später waren wir am Ziel - und hörten die grellen Schreie eines Mädchens!
»Verdammt!« stieß Vladek aufgewühlt hervor.
Wir stürmten in das Haus und die Treppe hoch. Wir brauchten uns nicht zu orientieren. Es genügte, den verzweifelten Schreien entgegenzuhetzen.
Vladek war nicht ganz so schnell wie ich. Ich stieß die Tür zur Wohnung der Tarkos auf, und Graf Lazar nahm sofort reißaus. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance, ihm gefährlich zu werden.
Er verzichtete lieber auf das Blut des Mädchens, als sich der Gefahr auszusetzen, vernichtet zu werden. Nicht so György Tarko. Er gierte jetzt nach dem Blut, das der Meister nicht haben wollte.
Mein magischer Wurfstern traf ihn, bevor er zubeißen konnte. Er bäumte sich auf und brüllte. Der Silberstern steckte in seinem Rücken, zwischen den Schulterblättern.
Tarko ließ seine Schwester los und griff nach hinten, doch so sehr er sich auch verrenkte, er erreichte den Stern nicht. Knurrend wie ein Tier, wandte er sich mir zu.
Ein rotes Adernnetz bedeckte das Weiße seiner Augäpfel. Vladek tauchte neben mir auf und richtete die Mauser auf das Schattenwesen.
»György!« schluchzte Iduna, aber es wäre falsch gewesen, Mitleid mit ihrem Bruder zu haben, denn er war ein gefährliches Ungeheuer, und wenn Vladek abdrückte, rettete er nicht nur vielen Menschen das Leben, er erlöste damit gleichzeitig auch György Tarko vom unseligen Vampirfluch.
Vladek zielte sorgfältig, dann krümmte er den Finger. Der Schuß peitschte, und György Tarko brach tödlich getroffen zusammen. Der grausame Gesichtsausdruck verschwand, die schrecklichen Vampirhauer bildeten sich zurück.
Vor uns lag ein Toter mit friedlichen Zügen… ein Erlöster.
Iduna sank schluchzend neben ihm auf die Knie und trauerte weinend um ihren toten Bruder, den nicht Vladek Rodensky, sondern Istvan Graf Lazar auf dem Gewissen hatte.
***
Ich nahm meinen Wurfstern an mich und sagte Iduna, was sie tun solle, aber ich war nicht sicher, daß sie mich in ihrem Schmerz verstand. Wir konnten nicht bei ihr bleiben.
Ihre Schreie, das Gebrüll des Vampirs, der Schuß waren nicht ungehört geblieben. Die Nachbarn waren ängstlich und verstört aus ihren Wohnungen gekommen.
Wir fanden jemanden, der Deutsch verstand, und ich bat ihn, sich des Mädchens anzunehmen. Außerdem wiederholte ich, was ich Iduna gesagt hatte, dann gingen wir. Niemand versuchte uns aufzuhalten und zu zwingen, auf das Eintreffen der bereits verständigten Polizei zu warten.
Wir stiegen In den Rover, An der nächsten Telefonzelle, die wir entdeckten, hielt Vladek Rodensky kurz an. Ich rief Vicky und Albina an, berichtete, was vorgefallen war, und sagte, daß wir unser Glück noch einmal in Lazars Schloß versuchen würden.
Diesmal versteckte Vladek den Wagen draußen, und wir begaben uns zu Fuß in den Schloßhof.
»Entweder er ist bereits zu Hause«, sagte Vladek leise, »oder er kommt erst. Wenn er schon da ist, werden wir ihn kaum finden. Weißt du, was es geben sollte? Ein Gerät, das so ähnlich wie ein Geigerzähler funktioniert und anzeigt, wo sich ein Schwarzblütler versteckt hält. Es wurde schon so viel unnützes Zeug erfunden. Warum nicht auch mal so etwas?«
»Ja, und warum nicht von dir?« sagte ich, »Vielleicht solltest du deine Idee vorläufig patentieren lassen.«
»Du nimmst mich auf den Arm.«
»Findest du?«
Wir trennten uns, stiegen jeder auf einen Turm und warteten auf den Vampir, doch er kam nicht - oder wir hatten ihn übersehen. Die Nacht war immerhin pechschwarz und bot der Fledermaus den besten Schutz.
Als im Osten die Sonne aufging, war mir klar, daß wir uns die Nacht hier vergeblich um die Ohren geschlagen hatten. Ich verließ den Turm mit steifen Gelenken und traf Vladek Rodensky im Schloßhof.
»Wir haben über den friedlichen Schlummer dieses Bastards gewacht«, ärgerte sich mein Freund. »Während ich mich auf dem Turm halb tot langweilte, lag er bereits in seinem Sarg und schlief.«
»Das sollten wir jetzt auch tun… Schlafen«, sagte ich.
***
Kurz nach Mittag erschienen wir bei den Kornös. Bela Kornö war begierig, zu erfahren, was wir inzwischen alles getan hatten, um des Vampirs habhaft zu werden.
Ich sah ihm an, daß er insgeheim darauf hoffte, wir würden ihm berichten, daß es Graf Lazar erwischt hatte, doch leider konnten wir ihm
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