1291 - Bitte recht teuflisch!
ihm stand. Er zögerte deshalb, und so konnte ich meine Kräfte sammeln.
»Ich denke, Sie sollten aufgeben, Jordan! Sie sind durchschaut, und das nicht nur von mir.«
Er lachte leise und schaute dabei sein Messer an. »Sie haben Recht, Sinclair, aber das macht mir nichts. Ob ich nun zwei Zeugen erledige oder drei, was soll das? Aber es kann auch sein, dass ich Sie gar nicht umbringen will und etwas anderes mit ihnen vorhabe. Wir werden sehen. Für Überraschungen bin ich immer gut.«
»Das stimmt.«
Hinter ihm war die Seitentür des Vans nicht wieder zugefallen. Sie stand offen wie ein Fenster, in das ich hineinschauen konnte und Bewegungen sah. Dort huschte Jens Rückert auf seinen Computer zu und hob dort etwas an. Was das war, sah ich nicht, er selbst wirkte auch wie ein Schatten.
Casey Jordan griff an.
Der Sprung zur Seite und zugleich nach hinten rettete mich vor einem Treffer.
Trotzdem lachte Jordan. Er wusste, dass ich nicht bewaffnet war, und darüber ärgerte ich mich ebenfalls. Er kreiselte herum, er suchte mich, und ich war nicht weit von ihm entfernt.
Wieder stieß er zu. Ich sprang nach hinten. Das Messer huschte ins Leere.
Der nächste Angriff. Jordan war schnell. Ich hörte ihn keuchen, und in der Dunkelheit war es für mich verdammt schwer, der Klinge auszuweichen. Irgendwann würde er mich erwischen.
Ich versuchte es mit einem Tritt, schnell durchgeführt, auch ohne Ansatz. Die Messerhand befand sich noch nicht in der Vorwärtsbewegung, so konnte ich ihn überraschen. Die Fußspitze erwischte ihn an der Hüfte und brachte ihn ein wenig aus dem Konzept. Ich sah Land, setzte nach, aber ich war auch vorsichtig. Genau diese Vorsicht kam mir zugute, denn wieder huschte die helle Klinge auf mich zu.
Ich drehte mich noch zur Seite, aber diesmal traf der Stahl. In Höhe der Wade schlitzte er mein Hosenbein auf. Dazu reichte nur ein Schnitt, um den Stoff flattern zu lassen. Zum Glück blieb es bei der Hose, die Wade wurde nicht getroffen.
Mit einer schnellen Drehung entfernte ich mich aus seiner Nähe. Ich hörte ihn lachen, und wenig später umkreisten wir uns wieder, wobei der eine auf den Fehler des anderen lauerte.
Aus dem Wagen hörte ich Stimmen, verstand jedoch nicht, was sie sagten.
Was die Fotografen taten, sah ich nicht, da ich ihnen wieder den Rücken zudrehte. Jordan und ich hatten uns zwei Mal umkreist und waren jetzt stehen geblieben.
Ich ging davon aus, dass dem Polizisten die Dauer der Auseinandersetzung nicht passte. Seine Kollegen waren nicht zu weit entfernt, und wenn es den beiden Medienleuten einfiel, zu schreien, würden sie uns sehr schnell erreicht haben.
Sie taten es nicht. Aber sie griffen trotzdem ein, denn Angela sagte mit schriller Stimme: »Jetzt ist es günstig!«
Ein Blitz zerriss die Dunkelheit. Dann noch einer. Schnell hintereinander. Jordan wurde überrascht und geblendet!
Genau das war für mich die Chance. Sie währte nur Sekunden, und da musste ich das Optimale erreichen. Der Mann hatte menschlich reagiert und beide Arme in die Höhe gerissen, um sein Gesicht zu schützen. So etwas konnte ich mir nicht entgehen lassen und ging voll in den Mann hinein. Ich schlug zu.
Ich rammte meinen rechten Arm in die Höhe, den ich angewinkelt hatte. Der Ellbogen traf das Kinn, und ich merkte den Aufprall bis in mein Handgelenk hinein.
Jordan stieß nicht mehr mit dem Messer zu. Er flog zurück, und ich hetzte ihm nach. Mit einem Tritt schlug ich ihm die Beine unter dem Körper weg, um seinen Fall noch zu beschleunigen. Er fiel vor mir zu Boden, war aber nicht bewusstlos.
Ich wusste, wie gefährlich Jordan war, und ich musste ihn ausschalten. Er tat mir sogar den Gefallen und hob seinen Kopf an. So lag der Hals frei. Genau das hatte ich gewollt. Die Handkante traf ihn perfekt.
Casey Jordan erschlaffte und blieb bewegungslos neben mir liegen…
***
Tief Luft holen. Erst mal durchatmen. Die wirren Gedanken ordnen. Das Zittern unter Kontrolle halten, denn auch ich war nur ein Mensch, und die Zeit nach einer lebensgefährlichen Auseinandersetzung ist immer eine besondere. Da muss der Mensch das verarbeiten, was er kurz zuvor durchlitten hatte.
Meine heftigen Schnaufgeräusche wurden von den hörbaren Tritten hinter mir unterbrochen. Angela Finkler und Jens Rückert schlichen heran und blieben neben mir stehen.
Jens hielt noch immer seinen Fotoapparat in der Hand. Die Blitze aus ihm hatten mir verdammt viel geholfen. Sie hatten praktisch alles gedreht und mich auf
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