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1291 - Die Verblendeten

Titel: 1291 - Die Verblendeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vorging. Zumindest Nia und ich spürten sie. Was Domo mit seinem „Dickhäutergemüt" empfand, vermochte ich nicht festzustellen.
    Diese Veränderung war nichts Greifbares, sondern bestand in dem Fluidum, das von der Gesamtheit aller Dinge um uns her ausging. Es wirkte beklemmend und bedrohlich - und das lag nicht allein an der dichten, feuchtheißen Atmosphäre und am Zug der starken Schwerkraft.
    Ich. wollte, ich hätte mehr über Satans Arena gewußt und über die Gefahren, die von den hier herrschenden extremen Umweltbedingungen ausgingen, dann hätten wir uns besser darauf einstellen können.
    So kam der Zwischenfall völlig überraschend für uns.
    Domo Sokrat hatte gerade eine breite und bisher etwa zwanzig Meter lange Gasse in das miteinander verfilzte Unterholz getrampelt, als er plötzlich, verschwand. Gleichzeitig spürte ich eine starke Benommenheit - und als ich Nia ansah, bemerkte ich, daß es ihr genauso erging wie mir.
    Gleichzeitig blieben wir stehen.
    „Domo!" rief ich, so laut ich konnte. „Domo, wo bist du?"
    Aber unser Kampfgefährte antwortete nicht Da wir unsere technischen Sonderausrüstungen wie Gravojet-Aggregate und Multifunktionsarmbänder in der Upanishad hatten zurücklassen müssen, konnten wir den Haluter nicht über Funk erreichen. Andererseits mußten wir bei seiner besonderen Konstitution nicht gleich das Schlimmste befürchten.
    Nach kurzem Blickwechsel stützten Nia und ich uns gegenseitig und wankten die paar Meter bis zu der Stelle, an der wir Domo zuletzt gesehen hatten. Die Benommenheit hatte noch nicht nachgelassen.
    Doch wir fanden keinen Hinweis, wie und wohin der Haluter verschwunden sein könnte. Sein Trampelpfad hörte abrupt auf. Das war aber auch schon alles.
    „Er kann unmöglich teleportiert sein", meinte Nia.
    „Er ist geflogen", stellte ich fest, nachdem ich einen Blick nach oben geworfen und die Schneise entdeckt hatte, die sich senkrecht bis zum Wipfeldach des Dschungels erstreckte und in einem beinahe kreisrunden Loch endete, durch das ein Stück blauen Himmels schimmerte.
    „Du machst Witze, Tiff", entrüstete sich Nia lachend.
    „Nein", entgegnete ich und zog sie mit aller Kraft vom Ende des Trampelpfads zurück.
    „Was ist los?" fragte sie, ohne sich zu sträuben.
    „Weißt du, was Mascons sind?" erkundigte ich mich.
    „Natürlich", erwiderte Nia. „Das sind Gebiete auf einem Himmelskörper mit einer Erhöhung des Gravitationsfelds infolge der Anhäufung dichterer Gesteine unter der Oberfläche."
    Ich nickte.
    „Genau richtig. Diese Mascons wurden zuerst auf dem Erdmond entdeckt Auf Ertrug scheint es - zumindest in Satans Arena - das genaue Gegenteil davon zu geben, so genannte Mosdiscons."
    „Aber das ist doch Unsinn!" protestierte sie.
    „Deshalb sagte ich ja, es scheint so", gab ich zurück. „Domo ist förmlich nach oben katapultiert worden. Das bedeutet, daß er auf eine Stelle geriet, an der keine Gravitation herrschte."
    „Und warum sind wir dann nicht auch geflogen?" wandte Nia ein. „Wir standen schließlich an derselben Stelle."
    „Die Disgravs, wie ich sie mir zu nennen erlaube, müssen nur zeitweise existierten", erklärte ich.
    „Allerdings in ziemlich kurzen Zeitabständen, denn ich spürte vorhin, daß die Schwerkraft abzunehmen begann."
    „Warum hat denn Domo nichts bemerkt?" wollte Nia wissen.
    „Weil er davon völlig überrascht wurde", sagte ich. „Und da er auftritt wie ein Elefant, hat ihn die fehlende Gravitation raketengleich emporgeschossen - jedenfalls im Endeffekt. Ich aber hatte seine Startschneise gesehen und schon meinen Schluß darauf gezogen, als ich die Abnahme der Schwerkraft spürte. Nur deshalb wußte ich sofort, was sich anbahnte."
    „Aber dann muß Domo ja irgendwann auch wieder herunterkommen", meinte meine Freundin.
    Wir beide zogen im nächsten Moment unwillkürlich die Köpfe ein, als etwas krachend und splitternd durch das Dschungeldach brach und nach kurzer Zeit so hart auf den Boden prallte, daß Nia und ich von der Erschütterung umgeworfen wurden.
    „Jetzt ist er wieder unten", stellte ich trocken fest, stand auf und half auch Nia wieder auf die Füße.
    Wenige Meter vor uns wurden Dreck und Pflanzenteile hochgewirbelt. Dann arbeitete sich ein Haluter grollend und schnaufend ans Tagesdämmerlicht des Dschungels: Domo Sokrat.
     
    *
     
    Er hatte einen Trichter von fast drei Metern Tiefe und dem gleichen Durchmesser in den weichen Waldboden geschlagen, selbst aber keinen Schaden erlitten, da

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