Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1291 - Die Verblendeten

Titel: 1291 - Die Verblendeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
„Wir sind schließlich keine Mörder. Sollen die Panisha ruhig unsere Ausbildung abbrechen. Aber wenn sie uns auch nur einen einzigen Vorwurf machen, weil wir der Stimme unseres Gewissens gehorchen, dann schlage ich ihnen die Schädel zusammen, daß sie wie die Glocken von Notre-Dame dröhnen!"
    Er knirschte mit den Zähnen, daß es sich anhörte, als wendete ein 100-Tonnen-Gleiskettenfahrzeug auf einem Schrotthaufen, dann drehte er sich um und stapfte den Weg zurück, den wir gekommen waren.
    Auf halber Strecke begegneten wir zwei Ertrusern, die ganz in Leder gekleidet waren und runde Metallplastikschilde sowie lange Schwerter ala Samurai aus Ynkonit trugen. Ihre Sichelkämme waren mit rotem Pflanzensirup gefärbt und versteift, ein Zeichen dafür, daß sie sich auf dem „Kriegspfad" befanden, wie man auf Terra manchmal spöttisch zu den rituellen Zweikämpfen sagte, die von männlichen Ertrusern hin und wieder in Satans Arena ausgetragen wurden.
    Als sie uns sahen, schienen sie zu vergessen, weshalb sie hier unterwegs waren. Sie blieben breitbeinig stehen, dann stießen sie ein gellendes Kampfgeschrei aus, schwangen die Schwerter und stürzten sich auf uns.
    Domo fing den einen Ertruser auf, der sich auf Nia stürzte. Ich wich dem Schwerthieb des anderen Ertrusers aus und trat ihn so hart gegen seinen Schild, daß er sich damit selbst groggy Schlug. Während er umhertorkelte und nach seinem verlorenen Hausschlüssel zu suchen schien, schleuderte Domo seinen „Kollegen" in einen Schlammtümpel - und Nia sprang ihm mit beiden Beinen auf den Rücken, so daß ihm alle Luft aus den Lungen entwich.
    Domo Sokrat schien alle Skrupel vergessen zu haben und duckte sich zum Sprung.
    Nia und ich packten ihn gleichzeitig und hielten ihn lange genug zurück, bis die beiden Ertruser entkommen waren, dann ließen wir ihn wieder los. Viel länger hätten wir ihn allerdings auch nicht halten können.
    „Sie hatten angefangen!" tobte der Haluter. „Wir hätten in Notwehr handeln können!"
    „Aber wir waren nie in ernster Gefahr", wandte Nia ein. „Schließlich sind wir Shana. Es wäre nicht Notwehr, sondern Mord gewesen." Sie sah mich fragend an.
    Ich nickte und betastete die Schwellung in meinem Gesicht, die von meinem Aufprall auf Domo herrührte.
    Der Haluter lachte unvermittelt, dann stürmte er weiter auf die Kuppel zu, die im Boden versunken war, sich aber wieder daraus hervorschob, als wir sie erreichten.
    Die Schleuse auf ihrem Scheitelpunkt öffnete sich. Ris Bhran und Yag Veda schwebten in einem Energiefeld heraus und sahen uns fragend an.
    Domo Sokrat warf ihnen die zerbissene Kasel mit der verstümmelten Nachricht hinauf und sagte ihnen unsere Meinung darüber.
    „Aber der Befehl ist vom Sotho!" entrüstete sich Yag Veda.
    „Das spielt keine Rolle", erklärte ich. „Wir werden ihn auf keinen Fall befolgen. Niemand von uns wird sich den Titel eines Meisterschülers damit verdienen, daß er einen Mord begeht. Im Gegenteil, wir werden von Stalker Rechenschaft wegen dieses Befehls verlangen, sobald wir ihm wieder begegnen."
    „das ist ungeheuerlich!" entfuhr es Ris Bhran. „Kein Shan darf von einem Sotho Rechenschaft fordern!"
    „Natürlich nicht", sagte Yag Veda besänftigend. „Aber ich bin sicher, daß Stalker mit seinem Befehl die Shana nur auf die Probe stellen wollte. Unser Kodex verbietet es, Schwache und Wehrlose zu töten und jeder Ertruser ist für einen Shan im Ausbildungsstand unserer Schüler schwach und wehrlos."
    Ich atmete auf.
    Was Yag Veda gesagt hatte, leuchtete mir vollkommen ein, vor allem enthob es mich des Zwanges, mich gegen den Sotho stellen zu müssen. Es wunderte mich allerdings ein wenig, daß ausgerechnet Yag Veda, den ich bisher als „Scharfmacher" angesehen hatte, unsere Befehlsverweigerung noch vor Ris Bhran tolerierte, den ich als weniger streng einschätzte.
    Aber das spielte letzten Endes keine Rolle.
    „Wir können also zum achten Schritt übergehen?" erkundigte sich Nia Selegris.
    „Ja", antwortete Yag Veda. „Allerdings müssen wir dazu nach Gatas fliegen, denn in der dortigen Upanishad soll euer achter Schritt, der Charloshad, absolviert werden."
     
    5. CHARLASHAD
     
    Als wir in den Normalraum zurückfielen, stach das Licht der blauen Riesensonne Verth grell vom Bugbildschirm unseres Beiboots, das durchaus fernflugtauglich war. Immerhin hatten wir nicht zum ersten Mal eine Entfernung bewältigt, die noch vor 2000 Jahren als ungeheuerlich und unüberwindbar für

Weitere Kostenlose Bücher