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1291 - Die Verblendeten

Titel: 1291 - Die Verblendeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versperrte mir den Weg.
    Sekundenlang maß ich den fünfzig Zentimeter großen Zwerg mit dem pfirsichfarbenen „Puppengesicht", der vorspringenden Hakennase und den hellblauen Augen, der in seinem erdbraunen Kapuzenumhang scheinbar unerschütterlich vor mir stand, dann sagte ich: „Wenn du mich an der Verfolgung des Entführers hindern willst, muß ich Gewalt anwenden, Fitu!"
    „Drohe mir nicht, Verblendeter!" warnte der Zwerg mit seiner dünnen Stimme.
    Vielleicht hätte ich anders reagiert, wenn ich nicht vom „Jagdfieber" besessen gewesen wäre.
    So aber drang ich in drohender Haltung auf Fitu ein.
    Ich kam bis auf wenige Zentimeter an ihn heran, dann jagte etwas durch mein Nervensystem, das sich fast wie eine geballte Ladung Hochenergie auswirkte.
    Ich flog förmlich bis auf die Gewölbekreuzung zurück, prallte rücklings gegen eine Wand und blieb halbgelähmt stehen.
    „Du hast mir bei der letzten Prüfung des Talosh geholfen", sagte ich langsam und stockend.
    „Warum stellst du dich mir jetzt in den Weg? Du kannst nicht mein Feind sein; ich spüre es. Aber bist du mein Freund?"
    „Ich sagte dir schon, daß du eines Tages wahrscheinlich allein herausfinden wirst, wer ich bin", erwiderte der Zwerg. „Dein Feind bin ich nicht, aber ich bin auch nicht dein Freund, denn du hast dich durch den Atem ESTARTUS verblenden lassen wie schon so viele gute Frauen und Männer vor dir. Du bildest dir ein, der Krieg sei der Vater aller Dinge..."
    „Das ist er auch!" begehrte ich auf.
    „Du hast es früher besser gewußt, Julian Tifflor", gab das Männchen Fitu traurig zurück. „Nicht der Krieg ist der Vater aller Dinge, sondern der Friede - und nicht im Kampf findest du Erfüllung, sondern in der Liebe, in der allgemeinen Liebe zu allen guten Dingen der Schöpfung und in der speziellen Liebe zu einer Frau."
    „Zu einer Frau?" echote ich verständnislos.
    „Zu Nia Selegris", erklärte Fitu.
    Ich schüttelte zweifelnd den Kopf.
    „Nia Selegris, mein Kampfgefährte? Ich stehe zu ihm, wie ein Ewiger Krieger zum anderen stehen muß, aber das ist auch alles."
    „Erinnerst du dich nicht mehr daran, daß Nia Selegris eine Frau ist?" rief der Zwerg. „Nicht ein Er, sondern eine Sie!"
    „Eine Sie...?" flüsterte ich nachdenklich, doch dann entsann ich mich wieder des Befehls, den ich von meinem Sotho entgegengenommen hatte. „Es tut mir leid, Fitu", erklärte ich. „Aber ich muß den Attar Panish Panisha zurückholen. Warum versperrst du mir den Weg?"
    „Weil er dich in eine tödliche Falle des uralten subplanetarischen Labyrinths geführt hätte, Julian Tifflor", antwortete das Männchen.
    „Das hättest du auch gleich sagen können", erwiderte ich erleichtert und wandte mich einem anderen Gang zu.
    Erschrocken stoppte ich ab, als auch dort das Männchen Fitu vor mir stand.
    Schnell wirbelte ich herum.
    Nein, ich hatte es nicht mit einem Spiegeltrick oder etwas Ähnlichem zu tun! Fitu war nicht überall zugleich, sondern stand nur in einem der Gänge. Verblüffend war nur, wie er seine Position hatte wechseln können, ohne daß ich es gesehen hatte.
    Ich drang in einen dritten Gang ein - und stand plötzlich auch hier dem mysteriösen Zwerg gegenüber.
    Nachdem ich es auch mit dem vierten und fünften Gang mit dem gleichen Ergebnis versucht hätte, sagte ich resignierend: „Alle fünf Gänge führen also in den Tod. Dann verrate mir doch, wie ich den Attar Panish Panisha wieder finde! Ich sehe keinen anderen Gang und auch keine andere Möglichkeit, von hier wegzukommen."
    „Schließe die Augen und überlasse alles andere deinem Unbewußten!" forderte das Männchen Fitu mich auf. „So bist du hierher und damit auf die falsche Spur gekommen - und so kommst du wieder von hier fort und auf die richtige Spur."
    Ich wußte selbst nicht warum, aber ich vertraute dem Rat Fitus. Als ich die Augen schloß und mich geistig fallenließ, spürte ich, wie ich entstofflicht und wiederverstofflicht wurde.
    Ich öffnete die Augen, spürte den ziehenden Schmerz im Nacken und war enttäuscht, denn ich stand wieder vor der schwarzen Pyramide. Doch dann ging ich um sie herum - und hier entdeckte ich die Spur wieder.
    Sie mußte von Anfang an um die Pyramide herumgeführt haben - und sie setzte sich auf einem schmalen Dschungelpfad fort, der so festgetreten war, als wären Generationen von Dschungelbewohnern über ihn gegangen.
    Als in der Richtung, in die der Pfad führte, ein Schrei erscholl, aktivierte ich mein Gravojet-Aggregat

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