1292 - Das Versteck der Kartanin
nicht."
„Ich muß immer wieder daran denken, daß dort unten Wesen auf uns warten, die uns so ziemlich alles vorgaukeln können."
„Hast du Angst vor Espern?"
„Ja."
Nikki seufzte.
„Ich auch", gestand sie ein.
Sie sahen sich an und lächelten schwach. Narktor deutete unauffällig mit dem Kinn auf Tosja Ferugen, der die Umgebung musterte und sich so auf diese Beschäftigung konzentrierte, daß er von dem leise geführten Gespräch allem Anschein nach gar nichts mitbekommen hatte.
Nikki zuckte die Schultern.
Sie war von falschen Voraussetzungen ausgegangen, als sie den Jungen mitgenommen hatte. Da es keine Maakar gab, sie also auch keinen Grund hatten, unnötigerweise auf der Oberfläche dieser Giftwelt herumzulaufen, brauchten sie Tosjas Erfahrungen mit Methanwelten kaum. Aber es war zu spät, um umzukehren und ihn etwa zur WAGEIO zurückzubringen.
„Er wird sich schon durchbeißen", murmelte sie.
5.
Es war gar nicht so einfach, in der bizarren Oberfläche des Planeten einen Zugang zu den unterplanetarischen Anlagen zu finden. Offenbar gab es nur wenige Verbindungen zwischen den Höhlen und der Außenwelt.
Das war verständlich, denn die Kartanin hatten sicher genug damit zu tun, die subplanetaren Anlagen nach außen abzusichern. Außerdem bestand für sie keine Notwendigkeit, ausgedehnte Spaziergänge auf der unwirtlichen Oberfläche der Giftwelt zu unternehmen.
Dies alles erschwerte die Suche nach einem Einstieg.
Als sie endlich eine getarnte Raumschiff schleuse entdeckten, waren sie über jenem Teil des Planeten angelangt, über dem gerade die Nacht hereinbrach.
„Wenn das da unten alles ist, was die Kartanin auf dem Gebiet der Tarnung zustande bringen, dann müßten wir den nächsten Einstieg in wesentlich kürzerer Zeit finden", meinte Narktor.
Die Kartanin hatten sich darauf beschränkt, die Schleuse in ihrem Aussehen der Umgebung anzupassen. Vom optischen Standpunkt aus war ihnen das sehr gut gelungen, aber für die terranischen Instrumente war die Schleuse so deutlich zu erkennen, als hätte man mit Leuchtfarbe einen riesigen Fleck mitten in die Landschaft gemalt.
„Sie sind ja nicht darauf eingerichtet, daß Raumfahrer aus fremden Milchstraßensystemen ihren Stützpunkt ausspionieren wollen", sagte Nikki nachsichtig.
„Für die Maakar mag die Tarnung ausreichend sein."
„Das würde bedeuten, daß wir auch den Maakar weit überlegen sind."
„In technischer Hinsicht", schränkte Nikki Frickel ein. „Es mag noch andere Kriterien geben. Kein Grund, übermütig zu werden."
Sie sah sich nach Ferugen um. Der junge Terraner sah sie fragend an.
„Ich fürchte, hier müssen wir den Rest zu Fuß erledigen", sagte die Kommandantin der WAGEIO. „Die Instrumente zeigen uns, daß es neben der großen Schleuse noch eine kleinere gibt Wir werden das Beiboot dort drüben hinter den Felsen zurücklassen und zu Fuß hierher zurückkehren."
Ferugen lächelte.
Natürlich würden sie SERUNS anlegen, bevor sie sich in die Hölle dort draußen begaben, und darum konnte von einem „Fußmarsch" gar keine Rede sein.
„Glaubst du wirklich, daß es nötig ist, das Beiboot zu verstecken?" fragte Ferugen. „Ich habe den Eindruck, daß die Kartanin so gut wie nie aus ihrem Stützpunkt herauskommen."
„Sie müssen das ja wohl ab und zu tun", gab Nikki Frickel zu bedenken. „Die kleinere Schleuse ist groß genug, um ein entsprechendes Fahrzeug mit drei oder vier Kartanin an Bord passieren zu lassen. Wahrscheinlich kommen sie nur heraus, wenn es etwas zu reparieren gibt, aber wir sollten besser kein unnötiges Risiko eingehen. Selbst wenn sie das Beiboot nicht sehen könnten - es wäre peinlich, wenn sie aus purem Versehen gegen den Schutzschirm rennen."
Ferugen nickte nur. Er wirkte ein wenig geistesabwesend. Nikki hoffte, daß er es nicht auch wirklich war. Sie bedauerte es bereits, daß sie ihn mitgenommen hatte.
„Also los", sagte sie energisch.
Während sie in ihren SERUN stieg, dachte sie flüchtig daran, Tosja Ferugen im Beiboot zu lassen. Dort war er sicher besser aufgehoben als in einem kartanischen Stützpunkt, in dem jeder noch so geringe Fehler zu ihrer Entdeckung führen mußte.
Aber sie fürchtete, daß Tosja in ihrer Abwesenheit die Nerven verlieren und einfach davonfliegen könnte, falls er nicht sogar auf die törichte Idee verfiel, einen Spaziergang in der für ihn so verlockenden Umgebung zu unternehmen.
Als sie das kleine Raumschiff verließ, ging ein heftiger Regen
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