1293 - Desothos Geschenk
ich dachte, ich hätte den Alten erkannt, der sich für Vilono ausgegeben hatte."
„Unsinn. Der Bursche sitzt."
„Natürlich. Sie haben gesagt, daß sie ihn bestrafen werden. Sie wollten ihn einsperren, damit er keinen Unsinn mehr anrichten kann. Dennoch ..."
Roi Danton winkte ab.
„Ach, hör doch auf damit, Tek. Die alten Somer sehen doch alle gleich aus. Ich kann sie jedenfalls nicht voneinander unterscheiden."
Sie betraten ein Haus, in dem etwa hundert jugendliche Somer vor den Bildschirmen von Computergeräten saßen.
„Vieles bringen wir ihnen durch Hypnoschulung bei", erklärte Dokroed. „Es bleiben aber genügend Dinge, die immer wieder geübt werden müssen. Wissen allein genügt nicht.
Man muß es auch anwenden können."
Kaum einer der Jugendlichen blickte auf. Die beiden Terraner schienen keine Überraschung für sie zu sein. Sie waren so konzentriert bei der Arbeit, daß sie sich durch nichts ablenken ließen.
„Abgesehen von ein paar Erziehern gibt es auf Somatri nur Kinder", erläuterte Dokroed.
„Sie werden hier geboren, aufgezogen und zu kodextreuen Persönlichkeiten ausgebildet, bis sie dann eines Tages als Gardisten, Kodexberater oder Kodexwahrer in die Galaxis hinausziehen können."
Als sie den Raum verließen und auf einen Gang hinaustraten, materialisierte vor ihnen ein anderer erwachsener Somer.
„Dokroed", sagte er erregt. „In der Geburtszentrale ist etwas passiert."
Er fügte die Koordinatendaten hinzu.
„Kommt mit", forderte Dokroed die beiden Permitträger auf. Sie versetzten sich mit Hilfe des Teleportsystems an den angegebenen Ort, einer ausgedehnten Anlage inmitten eines Talkessels mit steil aufsteigenden Felswänden. Sie materialisierten am Rand eines Sees in einem Park, in dem mehrere Gebäude standen, die aussahen wie riesige Vogelnester.
Dokroed rannte zu einem der Gebäude hinüber, und die beiden Terraner folgten ihm.
Sie kamen durch eine lichte Halle in einen großen Raum, in dem Hunderte von halbkugelförmigen Brutkästen standen. Unter den transparenten Hauben lagen mattgrüne Eier. Sie waren etwa so groß wie eine Männerfaust. Mehrere Männer und Frauen hielten sich im Hintergrund der Halle auf. Sie umringten einige Brutkästen, in denen nur noch ein paar Eierschalen lagen.
„Was ist passiert?" fragte Tekener, während sie zu ihnen hingingen.
„Das siehst du doch", erwiderte der Somer schroff. „Die Eier sind aufgeschlagen und geleert worden. Eier, die erst einige Tage angebrütet waren."
Die Reste einer schleimigen Masse befanden sich neben den Schalen in den Brutkästen.
„Es ist mir absolut unerklärlich", beteuerte eine der Frauen, die offenbar für die Anlage verantwortlich waren. „So etwas ist noch nie passiert. Irgend jemand ist hier eingebrochen und hat die Eier zerschlagen."
„Ist die Umgebung abgesucht worden?" fragte Dokroed.
„Das habe ich sofort veranlaßt", erwiderte einer der Männer. „Wir haben niemanden gefunden, der es getan haben könnte."
„Wir wissen vor allem nicht, warum der oder die Täter das gemacht haben", sagte eine der Frauen. „Es ist ein absolut sinnloses Verbrechen."
„Was ist das hier?" fragte Roi Danton. „Wieso werden diese Eier ausgebrütet?"
„Die Frauen tragen die Eier nicht aus", antwortete Dokroed. Er drehte sich um und verließ zusammen mit den Terranern die Halle. „Die Eier werden unseren Frauen schon in einem sehr frühen Stadium entnommen und in solchen Zentren ausgebrütet."
„Somer sind also Eierleger", stellte Roi fest.
„Selbstverständlich", bestätigte Dokroed. „Sind eure Frauen das nicht?"
„Aber es gibt keine natürliche Geburt", fuhr der ehemalige Freifahrer fort, ohne auf die Frage des Somers einzugehen.
„Nein, die gibt es schon lange nicht mehr. Warum sollten wir unsere Frauen damit belasten?"
„Aber es gibt noch eine natürliche Zeugung?"
„Wir sind noch nie auf den Gedanken gekommen, unsere Frauen darum zu betrügen."
Dokroed rieb sich belustigt die Hände. „Aber natürlich führt nicht jede Begegnung mit einer Frau zur Zeugung. Und wir opfern einen großen Teil unserer Zeit der Pflege dieser angenehmen Seite des Lebens. Ganz im Gegenteil zu euch, die ihr offenbar sehr lange ohne eure Frauen auskommt."
„Was keineswegs freiwillig ist", bemerkte Ronald Tekener ungehalten.
„Ihr seid Krieger. Ihr habt andere Dinge im Kopf", sagte Dokroed im Brustton der Überzeugung.
Abwehrend streckte er die Hände aus.
„Kehren wir zu dem zurück, was hier
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