1294 - Die Botschaft des Elfahders
Entwicklung durch. In den meisten Fällen jedoch sind neben dem Stolz und der Unbeugsamkeit der Population II auch die Entschlossenheit und der Wille erkennbar, sich zur Wehr zu setzen. Besonders deutlich war das im Fall der Siedlung am Radiodschungel.
Der Schock bei der Vernichtung des Leittiers kam zur rechten Zeit. Die Mlironer der Population II lernen begreifen, daß es ohne Gegenwehr nicht geht. Hingegen haben die Siedler am Leeren Fluß nicht auf den Anreiz zum kodexgetreuen Verhalten reagiert."
„Es muß an den schlechten Verhältnissen liegen", fiel Schlowag ein. „Entschuldige, Kodexwahrer, wenn ich dich unterbreche. Eine gewisse Absicherung im Rahmen des Lebensnotwendigen muß vorhanden sein, um die Population II zu bekehren. Je größer der Luxus, in dem sie lebt, desto besser die Chance, daß ihre Unbeugsamkeit verschwindet und der Bequemlichkeit weicht."
„Und was ist mit den Städten im Vulkangebirge?" Die Stimme des Kodexwahrers klang vorwurfsvoll.
„Das ist etwas anderes", beeilte Schlowag sich zu sagen. „Du wirst sehen, daß es dort eine überraschende Wendung geben wird!"
„Egal!" Runoek strich sich über seinen Shant, der das ESTARTU-Symbol auf der Brust hatte. Die Rückenpartie und die Rückseiten der Schenkel und Waden des weißen Shant waren schwarz eingefärbt. Alle Somer trugen diese Art der Kombination. „Projekt Phylogen verspricht ein Erfolg zu werden. Ijarkor persönlich wird kommen und sich von der Wirksamkeit eurer Arbeit überzeugen!"
„Wir danken dir, Kodexwahrer. Ein größeres Lob konntest du uns nicht aussprechen!"
Schlowag verneigte sich ehrerbietig und richtete sich erst wieder auf, als die Schritte des Kodexwahrers draußen auf dem Korridor verklungen waren.
2.
Veth Leburian hatte seine Worte also wahr gemacht. Ich starrte Irmina an, und die Metabio-Gruppiererin gab den Blick ebenso ratlos zurück. Die Nachricht war soeben eingetroffen, und Dagruun, der das Oberhaupt der Vakuumzivilisation von Cursaafhar war, hatte sie uns umgehend übermittelt. Das Verhalten der Ephytraner änderte sich gleichzeitig mit dieser Mitteilung. Waren wir bisher als Gefangene behandelt worden, weil der Desotho uns für Agenten der Kosmokraten hielt, so stand jetzt die Tür unseres Gefängnisses offen, und wir überzeugten uns mit einem Blick hinaus in den Korridor, daß die Luft rein war. Es befand sich keine Wache in der Nähe. Dagruun hielt Wort.
Die Ephytraner gehörten zu einer der seltensten Spezies, denen wir im Lauf unserer Abenteuer im Reich der ESTARTU begegnet waren. Molluskenhaft und deutlich erkennbar aus Amphibien hervorgegangen, machten sie im Lauf ihres Lebens drei Stadien durch. Zunächst waren sie Strobila. Strobila begannen im Eierstadium und entwickelten sich zehn Jahre lang als Wasserbewohner. In dieser Zeit wurden sie von den Amphibien des zweiten Stadiums erzogen, die sich mit ihnen über Ultraschall verständigten. Die zweite Phase war Neura. Die Neura lebten mit fortschreitendem Alter immer länger an Land, die Metamorphose zum Landbewohner beschleunigte sich mit jedem Jahr auf dem Planeten Strobila, dem einzigen Planeten des Überriesen Ephytra.
Mit zunehmender Intelligenz klangen Triebhaftigkeit und Aggressivität der Neura ab. Sie paarten sich, kurz bevor sie in die dritte Phase überwechselten. Hier waren sie die eigentlichen Ephytraner, die bald vom Festland hinauf in den Weltraumfriedhof wechselten und erst zum Sterben zurück auf die Scholle kamen, aus der sie entsprungen waren. Im dritten Stadium verfügten die Ephytraner über eine sehr hohe Intelligenz. Sie hatten sich in der Kalmenzone ohne den Einfluß der Ewigen Krieger entwickelt, worauf sie sehr stolz waren. Durch die Nähe hatten sie Kontakt zu den Weltraumnomaden, waren durch deren Unterstützung selbst zu solchen geworden und hatten die Vorherrschaft in Cursaafhar übernommen. In mühevollem, jahrhundertelangem Studium hatten sie sich das nötige Wissen und Knowhow selbst erarbeitet und bauten als einziges Volk in der Kalmenzone eigene Raumschiffe, die stark molluskenhaftes Styling auf wiesen, als da wären ein eingeschnürter Rücken, der fast aussah wie ein flacher Busen, von einem Korsett eingeengt, zwei Schwänze mit den Triebwerken und vorn ein plumper Kopf, an dem zwei Beiboote mit Pilzform angeflanscht waren, die wie übergroße Augen an dicken Stielen aussahen. SAPPHAM hieß Dagruuns Schiff, mit dem er uns beförderte. Zunächst hatte es geschienen, als sei hier Endstation
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