1296 - Intrigen zwischen den Sternen
bettete sie die winzige Pflanze vorsichtig in den Boden ein.
„Zurück zur Höhle", bat sie die Virenschaukel.
Die setzte sich in Bewegung.
Die Siganesin nahm in ihrem Kombisessel Platz und starrte sinnend auf den Keimling.
Hatte sich Comanzatara wirklich auf diese unbegreifliche Weise regeneriert? Hatte sie deshalb die Kälte des Gletschers hoch in den Bergen aufgesucht?
Für die geschulte Biologin tat sich ein Rätsel nach dem anderen auf.
„Eigentlich ist nur eins wichtig." Sie lächelte. „Ich bin nicht mehr allein."
Sie tropfte etwas Wasser auf den Keimling.
„Wir bleiben zusammen, Comanzatara. Und diesmal für immer."
*
Die beiden Figuren, die sich in einer scheinbaren Kampfstellung gegenüber standen, besaßen eine entfernte Ähnlichkeit. Sie belauerten sich gierig und warteten darauf, daß sich einer von ihnen eine vielleicht entscheidende Blöße gab.
Niemand aus der Umgebung im Innern der Upanishad-Schule Tschomolungma auf dem höchsten Himalaja-Gipfel, dem Mount Everest, bekam etwas von diesem geistigen Duell mit. Dafür hatten die beiden gesorgt.
Die eine Figur war etwa zwei Meter groß, überschlank und völlig haarlos. Sie wirkte knöchern. Die wenigen erkennbaren Muskeln und Sehnen lagen scheinbar frei auf der Körperoberfläche. Ein durchscheinender Hautfilm hielt den Skelettkörper zusammen.
Die Gestalt war der Sotho Tal Ker.
Die andere Figur besaß die halbe Größe. Im Gegensatz zum Sotho war ihr Körper völlig nackt. Selbst die kleinsten Ausrüstungsgegenstände fehlten. Was den Körperbau betraf, so war Stalkers Animateur ein verkleinertes Ebenbild des Sothos.
„Habe ich dich gewarnt oder nicht?" keifte Skorsh. Er führte ein paar wilde Sätze aus, die im Kreis um den Sotho herumführten. „Sie nennen dich Sotho, Stalker. Aber du scheinst vergessen zu haben, welches die Aufgaben sind, die du zu erfüllen hast. Deine Intrigen fielen auf unfruchtbaren Boden, weil du sie zu schlecht eingefädelt hast. Deine Zeit neigt sich dem Ende zu." Die starken Backenknochen Stalkers schnellten nach vorn.
Sein Kopf nahm etwas Raubtierartiges an, als er höhnisch, aber doch grollend reagierte.
„Ich sage dir eins, mein Junge." Sein knochiger Arm zischte zur Unterstreichung seiner Worte durch die Luft. „Meine Pläne sind perfekt. Du wirst es erleben."
„Ich werde erleben", schrillte der Animateur zurück, „wie du untergehst. Du wirst nur eins erleben, dein Ende."
Der Sotho stieß ein brüllendes Gelächter aus. Er versuchte Skorsh zu packen, aber der sprang geschickt zur Seite.
„Ich habe dich gewarnt, Stalker. Ich habe dich mehrmals gewarnt, aber du bist tumb und taub. Du riskierst deine Kriegerehre. Du weißt doch, daß der, der alles riskiert, auch alles verliert. Es darf nur einen Sotho geben."
„Es wird nur einen Sotho geben. Es gab immer nur einen Sotho. Und so wird es auch bleiben."
„Du weichst mir aus." Skorshs Stimme wurde noch eine Nuance schriller. „Bildest du dir etwa ein, dieser eine Sotho sein zu können? Für mich bist du schon lange kein Sotho mehr, Stalker. Du bist ein Verräter und Versager. Du bist eine Fehlkonstruktion. Du mußt gehen. Der richtige Sotho wartet darauf, daß du abtrittst."
„Laß ihn warten, bis er verfault. Ich kenne meine Aufgabe. Ich bin der Sotho."
„Ich verlange von dir", schimpfte der Animateur weiter, „daß du aus freien Stücken deinen Rücktritt erklärst. Als Sotho hast du ausgedient. Der Kodex verlangt eine feierliche Übergabe der Macht an den neuen Sotho Tyg Ian."
„Du bist ein Schwachkopf erster Güte", fauchte Stalker. „Und du kannst von mir nichts verlangen. Ich verlange von mir, daß ich meine begonnene Aufgabe abschließe. Und das verlangt der Kodex. Und die Kriegerehre. Ich habe alle notwendigen Maßnahmen getroffen, damit es so geschieht."
„Du bist verrückt. Die Zahl deiner Shada ist zu gering, als daß sie deine Wahnsinnspläne realisieren könnten. Und es sind schlechte Schüler des Upanishad, denn sie sind zu schnell das geworden, was du aus ihnen machen wolltest. Auch das ist ein Verrat, für den du büßen wirst. Übergib jetzt und aus freien Stücken die Verfügungsrechte an den neuen Sotho! Ich verlange es."
Wieder begleiteten wilde Sprünge des Animateurs die schrillen Worte.
„Ich sehe keinen Grund, anders zu handeln, als ich es jetzt tue. Du wirst dich gedulden müssen. Von mir aus ersticke an deiner Wut, mein Junge."
„Mein Junge, mein Junge!" äffte Skorsh den Sotho nach. „Du
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