1298 - Atlantis-Vampire
haben…«
***
Das Leben ist immer wieder für Überraschungen gut. Das erlebte Suko genau in diesem Fall. Mit allem hätte er gerechnet, nur nicht mit einer derartigen Aussage.
Er zog keine Waffe. Er wollte nichts provozieren und ließ seine Arme locker am Körper herabhängen.
Auch Justine Cavallo gab sich nicht aggressiv. Sie strich mit einer lässigen Bewegung einen Teil ihrer hellblonden Haarflut zurück und schaffte es sogar, Suko anzulächeln. Wobei dieses Lächeln alles andere als echt aussah.
»Es stimmt also, dass du auf mich gewartet hast?«
»So ist es.«
»Und warum?«
Sie breitete die Arme aus. »Ich denke, dass wir beide etwas zu besprechen haben. Das genau ist der Grund. Ich hatte eigentlich deinen Freund Sinclair vorgesehen, doch der ist irgendwie zu verbohrt. Der sieht nur mich und meine Vernichtung. Ich hoffe, dass du einen anderen Blickwinkel hast.«
»Worauf?«
»Zum Beispiel auf die Zukunft.«
Suko war perplex. Er konnte nichts erwidern und schüttelte nur den Kopf.
»Du begreifst es nicht?«
»Nein.«
»Das kann ich sogar verstehen, denn du hast keine Ahnung und weißt nicht, wie sich die Dinge entwickelt haben, ohne dass du oder dein Freund davon etwas bemerkt haben.«
Der Inspektor hielt die Worte zunächst noch für Gerede. Er konnte sich auch nicht vorstellen, was die Zukunft mit den Gestalten zu tun hatte, die aus dem Blutsee gestiegen waren und die er noch immer suchte. Dafür wollte das schreckliche Bild des Toten nicht aus seinem Gedächtnis verschwinden. Indirekt trug auch die Cavallo die Schuld daran. Er traute ihr nicht von seinem Platz aus bis hin zur Laterne, in deren Schein sie sich so lässig-überheblich aufhielt.
»Willst du keine Fragen stellen?«
»Schon.«
»Bitte.«
»Ich will zuerst wissen, wo ich diese verfluchte Person finden kann, die den Dorfbewohner auf eine so schreckliche Art und Weise getötet hat. Das ist mir wichtig.«
»Ha.« Sie winkte ab. »Stell dich nicht so an.«
»Bei Mord immer. Da bin ich sehr empfindlich.«
»Es musste sein.«
»Tatsächlich?«
»Ja, weil es im Endeffekt um etwas ganz anderes geht. Aber das hast du ebenso wenig begriffen wie Sinclair. Eure Arroganz ist wirklich unbeschreiblich.«
»Vielleicht irrst du dich auch.«
»Nein, ich irre mich nicht.«
»Und was hat das alles mit diesem Quartett aus dem Blutsee zu tun? Kannst du mir das verraten?«
»Deshalb bin ich hier.«
»Hört sich beinahe so an, als wären wir beide eine Koalition eingegangen.«
»Nicht schlecht, Chinese. Möglicherweise müssen wir das sogar. Es kann sogar sein, dass du mich darum anflehen wirst. Aber so weit sind wir noch nicht. Es ist noch ein wenig Zeit, zum Glück.«
»Ich will wissen, was das alles mit den Killern aus dem Blutsee zu tun hat. Ich gehe davon aus, dass sie Vampire sind. Oder siehst du es anders?«
»Bestimmt nicht. Es sind Vampire, und ich weiß sehr gut, dass wir jeden Verbündeten gebrauchen können. Das Schicksal ist uns günstig gesonnen. Es wurde etwas hochgespült, was seit urlanger Zeit in der Erde gelegen hat und seine alten Kräfte wieder zurückfinden wird.«
»Indem sie das Blut der Menschen trinken.«
»Das gehört dazu!«, erklärte sie ärgerlich.
»Nicht für mich!« Justine Cavallo schüttelte den Kopf. »Du solltest dich wirklich zusammenreißen und anders denken. Es wird Zeit. Selbst für dich und für Sinclair. Ich sage dir, dass nichts so bleiben wird wie es ist. Es stehen gewaltige Veränderungen bevor, und du wirst sie auch am eigenen Leibe zu spüren bekommen.«
»Veränderungen hat es immer gegeben«, erklärte Suko. »Damit kannst du mich nicht schocken. Ich habe auch nichts gegen Veränderungen, aber nicht auf Kosten anderer und erst recht nicht auf Kosten toter Menschen.«
»Sie brauchen Kraft. Sie müssen regenerieren, und das ist nur möglich, wenn sie das Blut der Menschen trinken. Ist dir das nicht klar geworden?«
Suko wollte nicht mehr auf dem Sattel der Moral herumreiten. Er wusste, dass er bei der blonden Bestie damit keinen Blumentopf gewinnen konnte. Deshalb kam er mit seiner nächsten Frage direkt zur Sache.
»Woher kommen deine neuen Freunde?«
»Kannst du es dir nicht denken?«
»Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.«
»Gut, ich will es dir sagen. Es sind Vampire aus Atlantis. Verstehst du nun?«
Suko hatte begriffen. Aber er hätte nicht gedacht, dass der alte und längst versunkene Kontinent wieder ins Spiel kam, obwohl einige Anzeichen darauf hindeuteten, doch so
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