1298 - Atlantis-Vampire
weit zurück hatte der Inspektor gar nicht gedacht.
Er musste schlucken und wiederholte dann mit viel leiserer Stimme: »Wirklich Atlantis?«
»Ja, sie haben den Untergang überlebt, und ich weiß, dass in ihnen noch ein großes Wissen gespeichert ist, das ich brauche. Es war die Hand des Schicksals, die eingegriffen hat. Nicht nur auf Sizilien hat die Erde gebebt. Auch hier in Kalabrien hat es Beben und damit bestimmte Umschichtungen gegeben. Durch diese tektonischen Vorgänge ist praktisch das Unterste nach oben gekehrt worden, und so wurde der Blutsee freigelegt, in dem die Vier eine so lange Zeit verbracht hatten und jetzt ihre Freiheit genießen wollen, denn ihren Durst haben sie nicht verloren.«
»Super. Das hatte ich mir beinahe gedacht. Es ist trotzdem für mich kein Grund, dir zuzustimmen. Ich habe erlebt, wie durstig sie waren, und ich weiß auch, dass du versucht hast, Blut zu trinken. Wir konnten Paolo Cotta im letzten Augenblick retten. Was hattest du mit ihm vor?«
»Ich hätte ihn zu meinem zeitweiligen Partner gemacht, denn er ist jemand, der sich hier gut auskennt.«
»Und die vier?«
»Sind wichtig für mich, und deshalb werde ich sie beschützen. Eine wollte im Kloster zurückbleiben. Ich habe sie gewarnt, sie hat nicht auf mich gehört. Was mit ihr geschehen ist, weiß ich nicht. Ich hoffe nur, sie noch anzutreffen.«
»Dann willst du hin?«
»Natürlich.«
»Und die Restlichen?«
»Gehen mit!«
Suko hatte die Antwort gehört, und er sah jetzt das Lächeln auf dem Gesicht der blonden Bestie, das ihm alles andere als gefiel. Etwas rann kalt seinen Rücken hinab. Obwohl die vor ihm liegende Umgebung leer war, hatte er das Gefühl, in einer Falle zu stecken.
Er drehte sich zur Seite.
Rechts sah er nichts. An der linken Seite ebenfalls nichts. So kam nur in Frage, dass sie sich hinter seinem Rücken aufhielten, und die Eisschicht darauf wurde dicker.
»Du ahnst es, nicht?«
»Gratuliere. Ich habe mich tatsächlich von dir einlullen und ablenken lassen.«
»Nimm es nicht persönlich, aber ich brauche die kleine Truppe. Sie wissen viel aus dieser Zeit, und das ist für mich wichtig.«
»Das Wissen aus der Vergangenheit für die Zukunft.«
»So sieht es aus.«
Die blonde Bestie sprach noch in Rätseln. Und Suko rätselte weiterhin herum, was diese Worte zu bedeuten hatten. Er ging davon aus, dass Justine sie nicht so einfach dahingesagt hatte. Da steckte schon mehr dahinter. Es hatte auch in den letzten Wochen gewisse Anzeichen darauf gegeben, dass sich etwas Großes entwickelte.
Nur konnte sich Suko noch immer keinen Reim darauf machen, was es wirklich war. Dazu reichte einfach seine Fantasie nicht aus. Doch die andere Seite machte sich bereit, und das durfte er auf keinen Fall überhören. Die Warnungen reichten ihm.
»Fängst du endlich an, nachzudenken? Oder willst du vielleicht umdenken?«
»Wozu?«
»Für die Zukunft.«
»Nein, nicht mit dir, Justine. Du wirst nie von deiner widerlichen Blutsucht lassen und deine Diener ebenfalls nicht. Nicht weil du es nicht willst, sondern weil du es nicht kannst.«
Suko hatte sie getroffen. Die Vampirin zuckte zusammen, und Suko hatte auf einen solchen Augenblick gewartet. Auch ohne sich umgedreht zu haben, wusste er, dass die drei Gestalten in seiner Nähe standen. Er hatte sie gerochen, und wie er sie einschätzte, waren sie auch auf sein Blut scharf.
Durch nichts zeigte er seine Reaktion an, als er auf der Stelle herumwirbelte und zu einer lebenden Kampfmaschine wurde…
***
»Und du hast dir wirklich alles gut überlegt, Myxin?«
»Ja, das habe ich.«
»Ich könnte dich trotzdem begleiten. Der Eiserne Engel würde bestimmt auch mitmachen. So wären wir stärker.«
»Das weiß ich, Kara, aber es gibt Dinge, die ich allein erledigen muss. Du hast in den alten Zeiten ein anderes Leben geführt. Daran solltest du denken. Wir standen immer auf verschiedenen Seiten. Jeder hat sein Schicksal zu tragen, jeder hat seine Geschichte. Und wenn es da Flecken gibt, sollte man sie entfernen.«
Kara schaute ihn lange Zeit an. »Ja«, stimmte sie schließlich zu. »Das sehe ich ein. Wenn es dir etwas gibt, mit der Vergangenheit abzurechnen, musst du es tun. Ich werde dich nicht daran hindern, aber hüte dich vor den Gefahren.«
»Keine Sorge, ich werde schon Acht geben.«
»Und du weißt, wohin du musst?«
»Ich spüre es.«
Kara umarmte den kleinen Magier. In dieser Pose wirkten beide sehr menschlich. Sie standen bei den Flammenden
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