1298 - Atlantis-Vampire
einem hohen Punkt ging.
Im Hellen wäre es leichter gewesen. So musste Suko die Treppe erst suchen, die ihn nach oben brachte.
In diesem engen Hochtal gab es eine ungewöhnliche Temperatur. Es herrschte so etwas wie eine klamme Kälte vor. Suko kam es vor, als würde sie aus den dunklen Felswänden strahlen.
Er ließ die erste Treppe hinter sich, die recht breit war. Die nächste Treppe war dies nicht. Man hatte sie in den Fels hineingeschlagen, um nach oben zu gelangen. Zugleich bildeten die schmalen und auch unebenen Stufen so etwas wie eine Gasse, denn rechts und links standen Häuser.
Es war keine Musik zu hören. Suko vernahm keine Stimmen. Ab und zu streifte ihn der Lichtschein, der aus einem der Fenster fiel, das war auch alles. Niemand befand sich um diese Zeit noch unterwegs. Wenn der unbekannte Killer eine Beute suchte, dann würde er in eines der Häuser hineingehen müssen.
Ab und zu gelang Suko ein Blick durch die Fenster in das Innere der Häuser. Er sah manchmal die Bewohner. Vor allem ein Bild blieb ihm in Erinnerung. An einem Tisch, auf dem auch ein kleiner Altar aufgebaut war, saß eine Frau, die ihre Hände zum Gebet gefaltet hatte und leise Worte vor sich hinmurmelte. Suko sah es nur an den Bewegungen der Lippen. Der Blick der Frau war dabei auf ein Heiligenbild gerichtet, das von zwei brennenden Kerzen flankiert wurde.
Dass die Menschen beteten, ließ darauf schließen, wie sehr sie unter dem Geschehnis gelitten hatten, und Suko hoffte, dass er weitere Taten verhindern konnte.
Der Rest der Treppe wurde von keinen Häusern mehr flankiert. Er nahm die Stufen und blieb dort stehen, wo sich ein dichtes Gebüsch ausbreitete. Es hatte seine Blätter längst verloren und zeigte sich nur als knorriges Gebilde. Der Boden an dieser höchsten Stelle war hart, jedoch nicht steinig, und Suko suchte sich den besten Platz aus, der ihm einen idealen Blick über die Ortschaft bot.
Er fand ihn an einer dicken Steinmauer, die bis zu den Knien reichte. Sie warnte vor dem Abgrund, in den Suko jetzt hineinschaute. Der Bequemlichkeit halber hatte er sein rechtes Bein angehoben und den Fuß auf die Mauer gestellt.
Der Blick war günstig. Er überschaute Bova, und es fiel ihm vor allem die kleine Kirche auf, gegen deren Turm er auch schaute. Der alte Pfarrer wohnte nicht weit entfernt in einem kleinen Haus. Es stand so stark im Schatten der Kirche, dass es selbst von der Höhe her nicht zu sehen war.
Der Platz, auf dem der Tote gefunden worden war, lag leer unter Suko. Allerdings sah er auch Lichter, die gegen den Untergrund streuten und das dunkle Pflaster leicht erhellten. Sie hatten dem Grund praktisch ein bleiches Leichenlicht gegeben, das wie eine Erinnerung an den Toten wirkte.
Kein Auto fuhr. Kein Radfahrer war unterwegs. Nichts tat sich in Bova, und Suko entdeckte auch keinen Fußgänger, der durch die nächtlichen Gassen geschlichen wäre.
Es sah alles so harmlos aus. Beinahe wie ein Postkartenidyll. Nur glaubte Suko daran nicht. Der Schrecken lauerte in der Dunkelheit. Alle Chancen lagen auf seiner Seite.
Suko war ein Mensch, der sich vom Naturell her in Geduld üben konnte. Wenn andere Personen nervös wurden, blieb er ruhig und konnte dann von einem Zeitpunkt auf den anderen zuschlagen.
Nur gab es nichts zum Zerschlagen. Nach wie vor entdeckte er kein Ziel. Er begann, darüber nachzudenken, ob er sich richtig verhalten hatte. Es wäre unter Umständen besser gewesen, durch die Gassen zu laufen und sich als Lockvogel anzudienen, denn für einen Killer war es leichter, das Opfer draußen zu fangen als in den Häusern.
Der Gedanke ließ ihn nicht los, aber er setzte ihn noch nicht in die Tat um. Er wollte abwarten und lauerte darauf, dass sich dort noch etwas zeigte. Einige Male veränderte er auch die Stellung auf dieser Aussichtsplattform, bekam eine andere Sicht und musste sich leider eingestehen, die Zeit vertrödelt zu haben.
Er spielte mit dem Gedanken, John Sinclair über das Handy anzurufen. Es konnte sein, dass ihm etwas aufgefallen war, das auch für Suko wichtig war. Er stellte sich in den Schatten eines Gebüschs und holte das sehr leistungsfähige und schmale Gerät hervor. Es gehörte wirklich zum Besten, was der Markt zu bieten hatte. Innerhalb Europas anzurufen, bereitete keine Probleme.
Eine Sekunde später steckte er den Apparat wieder weg, denn ihm war etwas aufgefallen. Zum ersten Mal seit er diesen Beobachtungsposten eingenommen hatte, entdeckte er Bewegung auf dem vom
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