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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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weshalb der Dackel nach diesen beiden Silben blitzschnell aufsprang und hart und drahtig die Hinterläufe hochschnellte, als sei er plötzlich ein anderer Hund geworden. Keine Spur von Theater mehr. Fast gerade stand er auf den krummen, kurzen Vorderbeinen, die Schnauze beinahe auf dem Boden, in vollendetem »Kopfstand«.
    »Mensch, der grinst ja«, meinte Leo verblüfft, als Meier sich seine Belohnung in Form von anerkennendem Rückenklopfen holte. »Natürlich! Es macht ihm ja auch einen Mordsspaß, vor allem das Getue vorher. Mal sehen, ob er Lust hat auf eine Zugabe. Meier: Welle!«
    Meier hatte Lust, und es war eine Lust für die anderen, ihm zuzusehen. Welle rückwärts — Welle seitwärts — Kopfstand: ein Pfiff, zwei Pfiffe, drei Pfiffe. Je wärmer Meier wurde, um so offenkundig vergnügter rollte er seine Wellen, schnellte er das fette Hinterteil hoch. Es sah urkomisch aus. Leo knallte sich fortwährend auf die Schenkel, und Andreas’ Augen glänzten wieder selbstvergessen wie schwarze Kirschen. Don Chaussee grinste dem Förster unter dem Sombrero hervor dankbar zu.
    Ein gellender Quiekser, begleitet vom Rumpeln und Knarren schlechtgeölter Räder, ließ alle vier jäh herumfahren und brachte Meier um den wohlverdienten Schlußapplaus.
    »Hilfe — Hilfe!«
    Knüppel rutschten zu Boden. Andreas sauste in langen Sätzen hinter der in Bewegung geratenen Holzkarre her und wurde von Onkel, dem das Beispiel seines davongaloppierenden Kameraden in die mürben Knochen gefahren war, kurz über den Haufen gerannt. Otto schrie von der Ziegenweide her durchdringend: »Ii-aa !« Meier bellte empört und beleidigt. Die Kletten waren käseweiß vor Sorge um ihre eben noch friedlich grasenden Reittiere. Leo brüllte: »Habakuk« und hielt sich gleichzeitig die Seiten vor Lachen. Und Franziska gellte, nun schon gedämpfter und von den Büschen verschluckt, ihr »Hilfe — Hilfe !« weiter.
    Mit einemmal rannten alle los; selbst Meier und der Förster schlossen sich an.
    Auch wenn Habakuk nicht die Richtung Heimat eingeschlagen hätte, wäre der Weg nicht zu verfehlen gewesen: Die eben erst sorglich geschichteten Birkenknüppel waren in Furchen und Pfützen gerollt, und hinter der dritten Biegung des Waldpfades war — in eine besonders große Pfütze — Franziska selbst gerollt. Bis hierher hatte sie sich krampfhaft an den vordersten Hölzern festgehalten und sich erst mit ihnen zugleich und unter einem letzten schrillen Protest von der stuckernden Karre getrennt, den baumwollenen Regenschirm fest unter den Arm gepreßt. Beiden war das Ausharren schlecht bekommen: Ihm war im Purzeln die Krücke geknickt, sie war bis an die Hüften durchnäßt. Daß das Lachen der Umstehenden diesmal nicht als reines Kompliment gedacht war, ging selbst Franziska auf.
    Trotz des Zusammenpralls mit Onkel war Andreas als erster bei Habakuk. Halb von der Karre verdeckt, die ihn ein Stück überrollt hatte, lag der alte Esel pumpend auf der Erde. Der Weg führte hier durch hochragende Tannen, deren Wurzelwerk glitschig den Boden überknorpelte. Halb schlitternd, halb springend eilte Andreas auf den Gestürzten zu. Habakuk hob den Kopf, um zu sehen, wer sich da an ihm zu schaffen machte, schnaufte beruhigt und lag ganz still beim Losschirren. Andreas hatte den Schnaufer gehört, und er spürte, wie die verkrampften Muskeln sich lösten, als ihn der Esel erkannte. Er sah sich um: Die anderen waren noch ein Stück weit weg. Schnell beugte er sich tief hinab, so tief, daß er mit seiner Stirn die wulstige Eselsstirn berührte. »Armer Kerl«, flüsterte er hastig, »brauchst nicht zu ziehen, wenn du nicht kannst. Geh bloß nicht tot !« Und er streichelte einmal unbeholfen über das weiche Eselsmaul.
    »Haha, so ‘n Schlappschwanz !« wieherte Leo. »Umgekippt — glatt aus den Pantoffeln gekegelt, hahaha !«
    Andreas warf ihm einen finsteren Blick zu und führte Habakuk, der sich im Stürzen ein Knie aufgeschlagen hatte, behutsam abseits.
    Don Chaussee rettete die Ehre des Beschimpften. »Der ist nicht gefallen, sondern einfach ausgerutscht. Kein Wunder bei der Glätte.«
    Leo bückte sich über das Wurzelwerk. »Man sieht aber nichts, nicht die blasse Spur .«
    Da es jeden Moment wieder anfangen konnte zu regnen, fand Don Chaussee das Aufsammeln der Hölzer wichtiger als eine längere Diskussion dieses Themas. »Den Wagen kann Otto ziehen. Wir spannen ihn hier an, fahren langsam zur Försterei zurück und laden unterwegs auf. Die Spuren«,

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