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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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Verhalten.
    Sie zuckte nur die Schultern; was ging es sie noch an?
    Mechanisch führten ihre Hände die tausendfach getanen Griffe aus, brieten Pfannkuchen, strichen Brote, schenkten Kaffee ein. Einmal glitt ihre Hand aus, als sie neben Andreas stand, über den schwarzen Kopf mit den vom Kämmen feuchten Haaren. Verständnislose Augen starrten sie über den Tisch weg an; Ännes Mund zog sich schief zu rüdem Spott. Andreas entzog ihr den Kopf und lief gleich darauf eilig hinaus. Zu seinem Esel, dachte sie, das alte Vieh liebt er ja. Da sein. War sie nicht da? Rackerte sie sich nicht Tag und Nacht für ihn und die anderen ab, kochend, bügelnd, stopfend? Für sie war niemand da gewesen. Was war denn das, was der Esel ihr voraus hatte, daß er ihn so liebte? Unwillig schüttelte sie die Gedanken fort; dieses fremde Grübeln sprengte ihr den Kopf. Gegen Mittag wurde der Nebel weißer; später, als irgendwo weit hinter ihm die Sonne aufging, färbte er sich gelb. Er roch erdig dumpf. Der Regen hatte Stämme und Blätter weichgeklopft, nun entströmte ihnen schwerer Herbstgeruch, der mit dem Nebel unbeweglich um das Haus stand. Endlich durchglühte die Sonne die Schwaden, dünnte sie stetig aus, bis hinter dem Dunst die Kastanien auftauchten, dunkle, feuchte Stämme und goldbraune Fächerblätter, die auf Nebelbänken schliefen.
    Die Helligkeit setzte sich in die Räume des Hauses fort. Von Frau Martha wich ein Teil des lastenden Druckes. Sie atmete freier. In der Eisenpfanne brutzelten die Kartoffelscheiben auf, und sie besann sich, daß sie zu salzen vergessen hatte. Langsam ging sie zum Schrank hinüber, quer durch den ersten blassen Sonnenstrahl, der durch die offene Tür auf die Fliesen fiel. Die ganze Küche füllte sich im Nu mit Helligkeit und sachter Wärme. Morgen wollte Herr Ess wiederkommen. Er hatte sie ausdrücklich aufgefordert, sich dann eine halbe Stunde freizumachen. Eine halbe Stunde, dachte sie verwischt. Es kam ihr in der blaßwarmen Stille kaum glaublich vor, daß es möglich war, in einer kleinen halben Stunde ein Leben zu zerschlagen.
    Sie konnte an nichts anderes mehr denken. Grübelnd kreiste all ihr Sinnen um immer das gleiche: um Herrn Ess und ihre Zukunft. Er hatte es gestern mit einem Mal eilig gehabt und Josef im Auto mitgenommen. Weshalb wohl? Sie dachte so langsam, seit sie die Tabletten nahm. Ihre Gedanken brauchten viel Zeit, sich zu formen; sie fand es mühsam, den Faden nicht zu verlieren. Ob Josef ihn um eine Stelle gebeten hatte? Ob es das sein konnte, daß Josef aufs Büro zurückging und es heute mit Herrn Ess durchsprach? Sie erwog es in steigender Erregung, bis sie merkte, daß sich damit auch für sie alles änderte. Herr Ess würde sie dann kaum noch hinauswerfen können, würde es, nobel wie er war, auch kaum wollen. Statt dessen würde er ihr den alten Posten in der Fabrik wieder anbieten. Wie früher würde sie mit Josef auf einer kleinen Etage wohnen, gemeinsam mit ihm zur Arbeit gehen. Zunehmend gewisser wurde es ihr, sicherer schälten sich die Überlegungen heraus, die sonst unvermittelt abermals ihre Zukunftspläne änderten. Dann also war ihre ganze Angst um das Hinausgeworfenwerden überflüssig gewesen, sogar lächerlich! Mit der wachsenden Einsicht schlug die Angst um in Zorn auf sich selbst. Sie war hysterisch, jawohl, das war sie! Es mußte sich ändern; sie haßte es, wenn ein Mensch sich nicht beherrschen konnte. Hysterisch sein — das wäre ja noch schöner! Sie beschloß mit einem Anflug der alten Heftigkeit, die Situation von nun an nüchtern zu sehen und zu meistern. Zugegeben, sie hatte sich hier unmöglich gemacht, mit dem verpfuschten Fest am Sonntag und den unerzogenen Kindern und dem ganzen verfahrenen Drum und Dran. Nun gut, das war passiert und nicht mehr zu ändern. Andererseits durfte sie aber stolz darauf sein, stets eine tüchtige Betriebsfürsorgerin gewesen zu sein. Sehr energisch, schnell, sauber, selbständig, diszipliniert und erfahren. Etwas zu hastig nickte sie vor sich hin, eifrig bemüht, keinen ihrer Vorzüge bei dieser Bestandsaufnahme zu vergessen. Es gab ihr neuen Lebensmut. Kein Zweifel, Herr Ess würde sie zurückrufen. Weshalb sonst hätte er sich die Mühe gemacht, Josef in die Stadt mitzunehmen? Und hastig versicherte sie sich selbst, daß es gut, daß es vorzüglich sei! Daß ihr der Posten ja viel mehr liege. Daß es im Betrieb nie eine Panne gegeben habe, nicht die winzigste Unkorrektheit.
    Sie streute Salz auf die

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