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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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erschreckte, daß sie fast die Tagesration an Eiern aus der Schürze fallen ließ.
    »Ist noch ‘n junger Hund da ?«
    »So ‘n Spitz?« quiekte Ferdi erläuternd und machte einen Satz nach hinten, als die einzige Sorte Hund, die es auf dem Hof gab, herbeigerast kam — teils am Draht, teils frei hinterdrein hoppelnd — und sich begrüßend Hubert entgegenwarf.
    »Alle Mann noch«, mümmelte Oma konsterniert, »woso ?«
    »Einer gehört jetzt mir«, sagte Hubert, tief Luft schöpfend, »und ich brauch’ den besten .«
    »Ja nu, ja nu, denn such ‘n dich man aus. Sind alle gut, sind alle gut«, brummte Oma, kopfschüttelnd und mit wackeligen Beinen auf der Tenne verschwindend. »So ‘ne komischen Kinder, die ausser Filla. Ein’n so zu verschrecken wegen ‘nen kleinen Hund. Nee also!«
    Die beiden draußen hatten das bißchen Rennerei längst vergessen und wählten selig in den regennassen, schmutzigen Fellchen, um kaum vorhandene Muskeln abzutasten, spitze Schnäuzchen zu messen und am Herzklopfen das Temperament abzuhorchen. So fand sie Bauer Bormann, der die Schwere der Entscheidung sofort begriff.
    »Nehmt sie der Reihe nach einen Tag zur Probe mit«, schlug er lachend vor, »weil ihr es seid. Und helft uns bald wieder bei den Kartoffeln .«
    Ferdi und Hubert grinsten zustimmend, ehe sie davongaloppierten. Auf der Weide war niemand mehr außer einem einzelnen Jungen, der auf einen Esel starrte.
    Ferdi gab ihm einen Schubs. »Mensch, Andreas, wir haben ‘nen Hund. Guck nicht so ernst. Freu dich lieber !«
    »Tu’ ich ja«, sagte Andreas aus Herzensgrund, »tu’ ich ja! Habakuk ist kerngesund, hat der Doktor gesagt .«
    »Prima«, fiepte Ferdi, »Mensch, prima, was ?« Und gellte, davonsausend: »Großvater! Großvater!«
    »So ‘n Affe !« grinste Hubert erheitert.
    Andreas sah ihm nach. »Hm.«
    »Der könnte meinetwegen hier bleiben .«
    »Bleibt auch hier. Hat der Alte gesagt. Zu Don Chaussee eben. Bis er aufs Gymnasium geht .«
    Hubert sah den stummen Andreas, der da mit einemmal freiwillig vier richtige Sätze hintereinander sprach, von der Seite an. Seine schlauen Augen strichen flink über das verheulte Gesicht. Hat endlich die Bremsen losgemacht, dachte er befriedigt. Mit der Hand das nasse, weiche Wollknäuel an sich drückend, puffte er den Ellenbogen Andreas in die Rippen. »Komm«, sagte er, »geh mit ‘rein. Ich zeig’ dir meinen Hund.«

    Die Wohnzimmerfenster waren beschlagen vom Schwaden der Anzüge, die in der Hitze trockneten. Unter der Decke hing dicker blauer Rauch. Uwe hustete und wurde von Schwester Monika, die mit rotgeränderten, verquollenen Augen auf ihren Todfeind Bennekamp sah, hinausgetragen. Die Kletten drückten sich gegen Don Chaussees Knie, verständnislos, aber zufrieden in die roten Männergesichter um den Tisch schauend. Aus dem Jungenschlafzimmer tönte, die Wand mühelos durchdringend, Ferdis Stimme: »Hii! Paß auf, der geht auf den Igel los. Da! Jetzt blutet seine Schnauze !«
    Das lebhafte Gespräch um den Sofatisch verstummte einen Augenblick und wandte sich dann von den Eseln den Tieren im Haus zu. »Sie spielen mit dem Hund .«
    »Ja, ja, so was beschäftigt die Bande immer .«
    »Ich hatte als Junge mal ‘nen Boxer, den ich so mannscharf dressiert hatte, daß selbst mein Vater Angst hatte vor ihm .«
    »Wollen hoffen, daß sich hier solche Sitten nicht einbürgern. Da wäre man ja seines Lebens nicht mehr sicher !«
    Leo saß am Fenstertischchen und kaute, anstatt seine Schularbeiten zu erledigen, mißmutig an seinem Bleistift herum, der von vorhergegangenen Behandlungen dieser Art schon ganz fransig geworden war. So was Blödes, sich wegen so einem Vieh so anzustellen. Kleiner Dachschaden, zu so einem Mops zu sagen: »Na, wo is denn der kleine Kerl ?« und auf allen vieren ‘rumzukriechen, wie Ferdi und Hubert und Andreas. Und die Männer drüben, unter denen sogar ein richtiger Blauer war, stellten sich an, als ob’s Fünfmarkstücke regnete. Doof! Sein Alter würde dem Vieh ‘nen Tritt gegeben haben. Der war nicht für so was Winselndes, Stiefelleckendes gewesen, nee, der nicht. Und Schmuggel-Willy schon gar nicht. Fraß Hunde, hatte er mal erzählt. Es gab welche, die klauten sie von der Straße weg, möglichst fette Möpse von reichen Leuten, wo auch ordentlich was dransaß, und dann drehten sie ihnen den Hals um. Solche Kerle waren das!
    Bei aller Bewunderung lief ihm ein leiser Schauer über den Rücken. Gebratene Hunde waren durchaus nicht sein

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