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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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Septemberhimmel. Rechts am Waldrand färbten sich die alten Buchen schon herbstlich bunt, während die Lärchen noch einen grünen Wall um den Rand der Kuhle legten. Über Kiefernkrüppel und Birkenaufschlag sah man weit vorn das Dach des Hauses mit dem in der Sonne blitzenden Gold des Türmchens. Es war friedlich hier; und sehr friedlich kräuselten sich miteinander Knasterqualm und Zigarrenrauch in den stillen Vormittag.
    Herr Ess beschrieb mit der Zigarre einen weiten Bogen. »Sehen Sie, das alles war mal traurig vernachlässigte Heide. Unsere zehn Morgen bilden den äußersten Zipfel des riesigen Waldbesitzes hinter uns. Die beiden Sandhügel sind unfruchtbar; sie waren von Brombeeren verfilzt. Als ich vor vielen Jahren auf einem Ausflug mit Pferd und Wagen hier vorbeikam und in die Kuhle da unten vordrang, um ein geschütztes Plätzchen fürs Picknick zu finden, sah ich mich einem Haufen Gerümpel gegenüber: alten Milchkannen, kaputten Wagenrädern, zerbrochenen Sensen. Die Bauern der Gegend hatten die Ecke zum Müllhaufen erkoren. Damals blühte der Ginster; alles war überwuchert von Gelb. Der Kutscher schleppte die Wagensitze und Körbe auf den Bült hier neben uns, und wir sahen beim Essen in das Sträucher- und Gebüschdickicht und auf jenen anderen Bült dort bei der Straße, auf dem heute das Haus steht. Damals entwarfen wir es. Meine Frau wollte es partout rund und mit Türmchen und rotgestrichen; es sollte lustig sein und bequem; ich weiß wie heute, daß unser alter Johann Tränen darüber lachte. Aber wie das so geht, wenn man jung verheiratet ist: Sie bekam es genau so, wie sie es sich wünschte. Ach, und die glücklichen Jahre, die dann folgten...«
    Don Chaussee nickte und zog um ein weniges heftiger an seiner Pfeife. Das war genau das Maß an Anteilnahme, das Herr Ess erwartete und nicht als indiskret empfand. Er fuhr fort: »Meine Kinder wurden hier groß; dann starb meine Frau; meine Tochter hat den Leiter unseres Zweigwerkes in Brasilien geheiratet; mein, Sohn ist viel unterwegs; meine Schwiegertochter mag das Land nicht — so stand das Haus jahrelang leer. Ich wollte es schon ‘verkaufen, als ich zufällig — war es Zufall? — am Rande eines Barackenlagers vor der Stadt zwei kleine Buben in der Gosse sitzen und spielen sah. Sie sahen halb verhungert aus, und als ich sie fragte, was denn das sei, was sie da aus Kohlendreck, Straßenstaub und Müll formten, sagten sie: >Brot.< Wissen Sie, da sah ich plötzlich die Sandkuhle da unten vor mir, diesen Berg prächtigen-weißen Sandes, mit dem unsere Kinder früher gespielt, und mir kam auf einmal die Idee, die Buben nach hier zu verpflanzen. Den ganzen Rückweg stellte ich mir die Augen der — beiden vor, wenn sie zum erstenmal den Sand sehen. Tja, so entstand die Sache .«
    Don Chaussee lauschte aufmerksam. So war das also!
    Herr Ess hatte sich warm geredet: »Vielleicht haben Sie sich schon über das Durcheinander gewundert: Jungen und Mädchen aller Altersstufen. Das hatte ich mir ‘so vorgestellt: Es sollte wie eine Familie werden, kein Heim im üblichen Sinne. Deshalb sind auch nur Kinder ohne Anhang da. Ich dachte, sie schleifen sich aneinander ab und gewöhnen sich daran, dies als ihr Zuhause zu betrachten. Die hier verbrachten Jahre waren die besten meines Lebens; dies Glück wollte ich weitergeben. Ich konnte die Kinder natürlich nicht erst nach allen möglichen Gesichtspunkten testen lassen. Ich nahm die ärmsten und bedürftigsten — die städtischen Einrichtungen sind ja ohnedies überfüllt, und man kam mir sehr entgegen — und ich hielt die Zahl klein, aus den erwähnten Gründen. Sie sollten hier Wurzeln schlagen, eine Heimat finden .«
    Er schwieg nachdenklich. Das Thema schien ihn viel mehr zu interessieren, als Don Chaussee angenommen hatte. Marthas Schulternzucken über das seltene Erscheinen ihres Chefs wurde immer fragwürdiger.
    »Aber — wie soll ich das nur sagen? — was daraus geworden ist, das paßt mir nicht. Ich verstehe wenig von Pädagogik. Mit so was muß man mich in Ruhe lassen. Mein Geschäft frißt mich ohnehin auf. Ja, also was ich sagen wollte — die Entwicklung der Kinder gefällt mir nicht! Sie werden doch so gut gehalten. Und Ihre Frau...« Er hielt inne, wie unbeabsichtigt, aber lange genug, um eine Antwort herauszufordern.
    »Martha? Oh, sie tut sicher alles für sie. Eine fähige Frau.«
    »Hm. Während ihrer Tätigkeit im Betrieb waren alle sehr zufrieden mit ihr. Pünktlich, korrekt, von hoher

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