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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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anderes zu tun .«
    Hubert biß die Zähne aufeinander. Er versuchte aufzustehen, obgleich er wußte, daß es nicht ging. Blind vor Wut und Starrköpfigkeit probierte er es dennoch. Heute morgen war es gegangen, aber da war es nur der Arm gewesen. Jetzt wurde das Bein.immer dicker, und vor seinen Augen schwamm der Nebel. Die verdammte Tablette. Er ballte die gesunde Faust, hämmerte hilflos zornig gegen die Bettkante. Weshalb konnte man nie, nie tun, was man wollte? Das Biest hatte ihn in den Oberschenkel gebissen, knapp über der Kniescheibe, und er lag hier und konnte nicht aufstehen und mußte es einfach hinnehmen. »Ich bring’ sie alle um«, knirschte er, »alle. Die Alte mit ihrer Nützlichkeit und die alberne Monika mit dem dämlichen Getue und die Esel und diesen Hampelmann, der sie hergebracht hat. Alle. So — so — fort...«
    Das Zimmer begann sich im Kreis zu drehen. Ganz langsam. Er drehte sich mit, entgegengesetzt. Es rief ein unangenehmes Gefühl von Übelkeit hervor. Er wollte sich dagegen wehren — da hörte es von selber auf...
    Während Hubert schlief und Schwester Monika mit flatternden Händen die Scherben wegkehrte, verabschiedete sich Herr Ess in strahlender Laune. Er versicherte Frau Martha, es sei ein wundervoller Tag gewesen, einer der besten seit langem. »Wie früher, ganz wie früher«, und ihr Mann sei ein prächtiger Mensch, zu dem man ihr nur gratulieren könne. »Die Esel werden wir vom Tierarzt untersuchen lassen, und ich komme dann mit den Herren vom Tierschutzverein her. Lassen Sie sie nur noch ein paar Tage weiden. Die armen Tiere haben’ ein bißchen Ruhe verdient .«
    Er schüttelte Hände, schenkte den Kindern je fünfzig Pfennig, ermahnte sie väterlich, nett zu den Eseln zu sein und Frau Martha keinen Kummer zu bereiten mit dauernden Raufereien, und kündigte der Heimleiterin, die an diesem Tag ohnehin von einem unangenehmen Erstaunen ins andere gefallen war, schließlich seinen baldigen, sehr baldigen erneuten Besuch an.
    Don Chaussee brachte ihn an den Wagen. Dann stopfte er sich sorgfältig seine Pfeife. Er hatte so eine Ahnung, daß er sie nötig haben würde. »Martha«, fragte er, »kann mir einer der Jungens mal ‘ne Stunde helfen ?«
    Die Jungenköpfe beugten sich tiefer über die Hefte. Helfen? Nö.
    »Sie machen Schularbeiten .«
    »Na ja, es hat eine Weile Zeit .«
    »Anschließend müssen sie Sprüche schreiben. Über Huberts Bett fehlen zwei .« Sie sah nicht auf von ihrem Stopfkorb, doch ihr Mann kannte sie gut genug, um zu wissen, daß ihr der ganze Tag quer lag und sie sich nun schmallippig gegen ihn wehrte. Wenn er jetzt sagen könnte: »Ab morgen gehe ich aufs Büro«, würde alles sofort gut sein. Er seufzte. Weshalb sie sich nur so darin verbiß?
    Nach einer Weile schweigenden Rauchens meinte er: »Ich könnte ihnen vielleicht bei den Schularbeiten helfen, und sie helfen dann nachher mir .« Irgendwie mußte man sich doch näherkommen.
    »Du?«
    Ein Wort nur, aber welch einen Berg von Verachtung konnte ein einziges kleines Wort enthalten. Er zuckte unwillkürlich zusammen. Sie verachtete ihn — das war es. Beide waren sie mit nichts ins Leben gegangen, aber während sie Planke an Planke gefügt und sich dieses feste Boot gezimmert hatte, in dem sie allein herrschte, hatte er sich herumgetrieben. Er hatte schwer gearbeitet und nichts Unehrenhaftes getan, aber herausgekommen war auch nichts dabei. Zudem verachtete sie seine Sanftheit. Sein Instinkt sagte ihm, daß er besser mit der Faust auf den Tisch schlüge, doch das konnte er einfach nicht. Keine Persönlichkeit, dachte er resigniert.
    »Im Leben hilft ihnen auch niemand. Sie haben sich allein gezankt, sollen sie auch allein schreiben. Basta!«
    Nein, mit Forderungen war es da nichts. Nicht für ihn. Er konnte nur bitten. »Herr Ess hat mit Münte ausgemacht, daß wir ein paar Karren Heu holen. Es ist sauer geworden vom Regen. Das Vieh frißt es nicht. Unsere Esel...«
    Sie sah kurz auf. »Unsere? Deine«, sagte sie schneidend.
    Hier mischte sich Ferdi Ess ein. Er mochte Frau Martha nicht besonders leiden, obwohl sie sehr freundlich zu ihm war. Sie ließ ihn immer tun, was er wollte, aber er wußte meist selber nicht, was er wollte, und dann langweilte er sich, wenn er nicht mit Gerda zu Kösters’ ins Dorf fuhr. Und da langweilte er sich auch. Der Mann dagegen war nicht langweilig. »Ich geh’ mit«, sagte er entschlossen . »Darf ich nachher auch die Esel bepinseln helfen? Der Doktor hat neues

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