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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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Pflichtauffassung. Das Heim blitzt ja auch nur so...«
    »Kann man vom Boden essen«, murmelte Don Chaussee prompt.
    »Na hören Sie — wer will das denn? Nein, passen Sie auf, die Sache liegt mir wirklich am Herzen. Die Kinder sind so stumm und feindselig, als haßten sie mich. Schließlich kostet mich die Geschichte eine anständige Stange Geld, und dafür möchte man ja nicht gerade unbedingt gehaßt werden, wie? Ich hatte mir das etwas anders gedacht, wollte mich ab und zu ein bißchen erholen, an ihren Sorgen und Freuden teilnehmen, so eine Art Großvater sein...« Es klang leicht gekränkt.
    Don Chaussee zog den Sombrero tief über die Augen, die bekümmert dreinschauten. Herr Ess hatte also auch bemerkt, daß nicht alles so war, wie es sein sollte, und es war keine Einbildung von ihm." Was sollte er aber schon dazu sagen? Er war ja viel zu kurz hier. »Es sind so schwierige Kinder«, murmelte er schließlich, »man muß Geduld haben...«
    Seltsamerweise erhob sich Herr Ess wie erleichtert, durchaus nicht mißgestimmt. »Kümmern Sie sich doch mal ein bißchen darum, mein Bester, laufen Sie uns nicht so schnell wieder weg — auf keinen Fall, bevor der Park in Ordnung ist, hören Sie ?« Er lachte. »Ich bin froh, daß Sie meinen, mit Geduld ändert es sich vielleicht noch. Es eilt ja nicht. Tut schon gut, gelegentlich mal davon zu sprechen .« Ein Gedanke kam ihm. Er hielt den anderen beim Ärmel zurück: »Wenn Sie Geld brauchen — innerhalb eines vernünftigen Rahmens natürlich na ja, also melden Sie sich .«
    Don Chaussee wehrte heftig ab. Er hatte vor nichts soviel Respekt wie vor dem Geldausgeben. Und seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß man das, was man am dringendsten wünscht, sowieso ganz selten nur für Geld haben kann.
    In bester Laune schlenderten sie zu den Eseln. Herr Ess schien das Gefühl zu haben, nun aller Sorgen ledig zu sein. Don Chaussee biß unbehaglich auf seiner Pfeife herum: So einfach kam es ihm nicht vor. Und Geld? Hm, nein. Das Leben war kein Kaufladen und keine Versicherung. Man konnte nur abwarten.
    Der Anblick der Esel fegte vorläufig alle anderen Erwägungen beiseite. Er brachte Herrn Ess nahezu aus der Fassung. Er marschierte gleich resolut auf die Herde zu, wobei ihn Don Chaussee nur mit knapper Not vor einem Angriff des großen Braunen retten konnte, besah sich jede einzelne Wunde, strich über den Schorf und sagte in echter Betroffenheit: »Nein, nein, das dulde ich nicht, das dulde ich einfach nicht! Die Tiere können nicht weg, vorläufig jedenfalls nicht! Wurst! Unerhört! Nach einem Leben voll Arbeit! Wissen Sie, ich habe erst kürzlich gelesen, daß man drüben die letzten Esel aus den Bergwerken abschafft, um endlich die Untertagearbeit zu mechanisieren. Vielleicht sind hier auch welche dabei, die noch in so einem Bergwerk gearbeitet haben. Furchtbar. Und die anderen haben sicher ebenfalls schwer schuften müssen, Karren ziehen oder ackern, und dann gönnt man ihnen nicht einmal das Gnadenbrot. Hm, hm, hm...« Er schüttelte mißbilligend den Kopf.
    »Ja, aber der Transport? Die Besitzer?«
    »Die Wurstfabrik?« Eine Handbewegung, der man ansah, daß sie schwierigere Lagen geklärt hatte, machte Don Chaussee das Lächerliche seiner Frage deutlich. Herr Ess stürzte bereits mit zornigen Schritten ins Haus und setzte Frau Martha, ohne auf ihre Miene zu achten, von seinem Entschluß in Kenntnis, die Esel zu behalten. »Sie hören in wenigen Tagen mehr«, schloß er seine temperamentvollen Ausführungen und sagte aufatmend: »So, und nun zu Erfreulicherem !«
    Don Chaussee grinste breiter als je zuvor.
    Schwester Monika konnte sich an einen ähnlichen Morgen in diesem Haus nicht erinnern. Die Flasche Doppelkorn, die für den Fall, daß jemand erkältet war oder sich sonstwie nicht gut fühlte, angebrochen in der Speisekammer stand, war um elf Uhr leer. Um zwanzig nach elf waren die Herren mit dem Auto wieder aus dem Dorf zurück, einen Kasten Pils zwischen sich und eine neue Flasche Doppelkorn in der Tasche. Kurz darauf kam Nachbar Münte auf dem Heimweg vom Feld vorüber und wurde heraufgerufen, wobei man ihm unbekümmert empfahl, sein Pferd einfach auf dem Rasen ums gewesene Rosenbeet grasen zu lassen. Schließlich fand sich auch Dr. Kösters noch ein, der draußen auf Hubert wartete. Hemdärmelig saßen sie um den runden Tisch auf der Terrasse, prosteten sich zu und kamen mächtig in Fahrt. Herr Ess hatte die Beine weit von sich geschoben und sagte immer wieder:

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