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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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Ist ja auch verständlich, wo sie bisher immer allein diejenige welche war. Wer weiß, was unsereins machen würde. Wahrscheinlich würde ich mich ja mit ihm vertragen. Er hat so was Gütiges. Und eine himmlische Geduld mit den Flegeln hier. Ich finde ihn jedenfalls sehr nett !«
    Sie schloß mit solcher Bestimmtheit, daß sich Herr Müller zu einem abschwächenden »Na, na« veranlaßt fühlte. Das hinwiederum vertiefte die Röte auf Schwester Monikas frischen Backen beträchtlich und rief ein halb verlegenes, halb geschmeicheltes »Aber soo hab’ ich’s doch nicht gemeint! Sie sind vielleicht mal einer...« hervor, woraufhin der Schwatz in leicht veränderter Richtung noch ziemlich lange weiterging.

    Unterdessen machte sich Don Chaussee im Hause nützlich. Seine Frau sah stirnrunzelnd, wie er ein halbes Dutzend der quietschenden Türschlösser ausbaute, doch konnte auch sie sich nicht lange gegen die veränderte Atmosphäre im Wohnzimmer sträuben. Es war gemütlich, im Sofa zu stricken, während ihr Mann einen großen Bogen Packpapier auf dem Tisch ausbreitete, den Werkzeugkasten danebenstellte und die Schlösser zu reinigen begann. Leo und Andreas lasen.
    »Ihr könnt besser helfen«, sagte sie, eher auffordernd als befehlend, denn die Stunde nach Tisch war Freizeit, wenn sie nicht durch eine der häufigen Strafarbeiten ausgefüllt wurde. Immerhin klang es so, daß man sich kaum dagegen sträuben konnte. »Die Bücher, die ihr lest, sind doch überflüssig. Am besten konzentriert man sich im Leben auf seiner Hände Arbeit .«
    Sogleich überzog die Jungengesichter die starre Maske der Verdrossenheit. Don Chaussee sah kurz auf. »Laß nur, Martha, das mache ich besser allein. Ziemlich knifflige Sache, so ein Schloß. Da muß man schon was von verstehen. Mit dem großen werde ich selbst wohl kaum fertig .«
    Frau Martha zuckte etwas beleidigt die Achseln und hüllte sich in Schweigen. Leo zog die Luft durch die Nase wie ein Jagdhund auf frischer Fährte. Er schnob verächtlich. So ‘n Schloß reparieren? Kleinigkeit. Alle sechs in einer Stunde, wenn’s sein mußte. Was der da konnte, konnte er dreimal. Schlösser ölen — pöh. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum, las weiter, ohne zu wissen, was. Schräg neben seinem Buch lag das anderthalbpfündige Vorhängeschloß, mit dem der Waschlappen nicht fertig wurde. Natürlich total verrostet. Mußte an den Schrauben erst mal geschmirgelt werden. Vielleicht konnte man die Muttern einfach abschlagen. Nee, dann brach vermutlich der Stift und mußte neu eingelötet werden. Lötlampe gab es hier nicht. Seine Hand schob sich langsam näher, umschloß den klobigen Apparat. Schwere Sache. Total altmodisch. Wie der wohl von innen aussah?
    Schon hielt er das Schloß vors Gesicht, schnüffelte mit gekrauster Nase. Don Chaussee warf ihm einen warnenden Blick zu. »Kannste doch nicht. Muß für einen von den sieben Schlüsseln passend gemacht werden. Das geht dir kaputt .«
    »Mir?« Leo runzelte die niedrige Stirn unter dem Borstenhaar und schob das viereckige Kinn vor. »Wahrscheinlich muß überhaupt ‘n Schlüssel zurechtgemacht werden und nicht das Schloß .« Seine Finger strichen bereits über die Schlüssel, probierten sie nacheinander durch. Wenn die wüßten, wie manchen Dietrich er schon gefeilt hatte! Einmal würde er von hier verschwinden; wenn die Schule alle war und sie ihn irgendwohin steckten, wo es ihm noch weniger paßte als hier, und wenn sein Alter wieder draußen war. Krank lachen würden die sich über die Bibelsprüche — Schmuggel-Willy und sein Alter und die ganze Korona. Und jetzt würde er einfach das Schloß auf schrauben! Der sollte man froh sein, wenn er ihm half!
    Don Chaussee zuckte die Schultern. »Mach’s nur nicht kaputt«, murmelte er offenkundig besorgt, was Leo veranlaßte, das Papier heranzuziehen und sachverständig drauflos zu schrauben. Und während er schmirgelte, feilte, ölte, Spiralen nachzog, jedes Teilchen säuberte und in der richtigen Reihenfolge zurechtlegte, feixte er innerlich: Das Ding war verdreht, und wer nicht sehr viel davon verstand, wurde nicht damit fertig, aber er verstand eben etwas davon. Jawoll. Nach dieser ganzen fiesen Angabe mit den Eseln und der Jodbüchse mußte er klein beigeben, der Clown, und zugeben, daß er damit nicht fertig wurde. Hahaha. Und die Alte sah auch mal, was man wert war. Küchenschrubben und Tischabdecken! Unverschämtheit. Nicht mal das Bügeleisen ließ sie ihn reparieren.

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