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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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erging sich’ — unter ständigem Hinweis auf ähnliche Gelegenheiten früher — in Einzelheiten und entzündete sich fröhlich an seiner eigenen Phantasie. »Ich feiere so gern mal ein nettes Fest und komme bei all der Arbeit so selten dazu«, gestand er fast jungenhaft.
    Frau Martha saß der Schrecken von vorhin noch in den Gliedern. Sie hatte es sich von Anfang an zur Pflicht gemacht, ihm nur Erfreuliches zu bieten, wenn er kam: knappe, übersichtliche Abrechnungen, saubere Kinder, ein blitzendes Haus. Sie begriff nicht, wie es nun immer zu Spannungen kam. Freilich hatte er sich auch früher nie solche entscheidenden Eingriffe in ihren Bereich erlaubt. Jetzt richtete er sich häuslich hier ein, als ob es ihm plötzlich glänzend gefiele. Und lud über ihren Kopf hinweg Gäste ein! Bei alledem mußte man tun, was er wollte. Ihre ganze Zukunft mit den schönen Plänen hing davon ab. Und sie hatte zum Glück auch gelernt, vom Leben einiges hinzunehmen.
    Als sie spätabends todmüde ins Bett sank, hatte sie nicht nur hinnehmen müssen, daß er sich stundenlang höchst angeregt mit ihrem Mann über so lächerliche Dinge wie Jagdausrüstungen und die verschiedenen Methoden der Hundedressur unterhalten hatte und beide sich unsinniges Jägerlatein erzählten, sondern dazu noch, daß er in vorgerückter Stunde den gesamten Stammtisch angerufen und ebenfalls für Sonntag eingeladen hatte.
    Und alle, selbst der Herr Pfarrer, hatten zugesagt.

9. Kapitel

    Frau Martha erwachte, wie üblich, lange ehe der Wecker schrillte. Es war noch dunkel draußen, und sie knipste kein Licht an, als sie schnell aufstand und ins Bad hinüberging. Das Waschbecken hatte häßliche gelbe Flecken, über die sie sich, wie jeden Morgen, ärgerte, obwohl sie wußte, daß sie nicht mit noch soviel Ata oder Scheuersand zu vertreiben waren; das Wasser war einfach zu eisenhaltig hier. Trotzdem beschloß sie, ihnen gleich persönlich mit Salzsäure zu Leibe zu rücken; morgen mußten sie weg sein, wenigstens für diesen einen Tag — den Tag der Besichtigung.
    Besichtigungstag. Der Gedanke ermunterte sie außerordentlich. Er war ihr blitzartig gekommen in der Sekunde zwischen Schlaf und Wachsein eben; wie ein elektrischer Funke hatte er sie durchzuckt und sofort gezündet: Das war es, was hinter diesem sonst unerklärlichen Fest steckte! Mit einemmal verstand sie alles: die prüfenden Blicke des Herrn Ess, seine Bemerkung: »Schließlich sind die Namen nur Nebensache, irgendeinen Grund muß man ja haben«, seine überstürzte Idee, die Nachbarn und Freunde einzuladen, seine Versicherungen: »Sie verstehen das alles am besten, bei Ihrer Erfahrung. Machen Sie nur alles, wie Sie es für richtig halten, ich verlasse mich ganz auf Sie !«
    Das Wasser war eiskalt. Mit angehaltenem Atem ließ sie es über Hals und Brust rinnen. Ah, das tat gut. Sie war ein Morgenmensch, voll Tatkraft und Energie. Schlaf war zweifellos gesund für den Körper, doch im Wachsein konnte man dazu noch etwas tun. Und gab es Besseres als Tun? Mit raschem Griff drehte sie den Hahn zu, rieb sich trocken, bis die Haut rot war, und kleidete sich mit fast freudiger Spannung an.
    Der Kittel von gestern war noch nicht schmutzig; für die vor ihr liegende Arbeit tat er es noch reichlich. Dann warf sie ihn doch in die Wäschetruhe und streifte einen frischen über, dunkelgrau mit schmalen blauen Paspeln. Er knisterte steif vor Stärke; die Knopflöcher rutschten nur schwer, ein Knopf sprang ab. Auch das brachte sie heute nicht um ihre Laune. Während sie ihn auf der Bettkante beim Schein der Nachttischlampe mit geübter Hand anheftete, dachte sie immer wieder: Es soll eine Prüfung sein, eine Besichtigung. Selbst die alberne Geschichte mit der Eselstaufe verstand sie nun. »Irgendeinen Grund muß man ja schließlich haben .« Fast hätte sie vor sich hin gelacht. Sicher hatte er schon lange nach einem passenden Vorwand gesucht, einem möglichst unauffälligen; aber sie hatte es doch gemerkt. Und so gräßlich ihr das Fest erst erschienen war, solange sie noch im dunkeln tappte und nicht wußte, was ihr Chef damit bezweckte, so erwünscht war es ihr nun.
    Das Feuer im Herd brannte heute besser und noch schneller als sonst, ihre Hände arbeiteten, als seien auch sie erlöst darüber, daß die kurze Zeit des Zögerns, des hilflosen Tastens in einem Nebel von Unsicherheit, vorüber war. Eine Prüfung ihrer Fähigkeiten als Heimleiterin — nichts war ihr lieber. Sie fühlte sich kompetent,

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