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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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er in seinem viel zu engen und zu kurzen Schlafanzug, strichdünn unter dem struppig roten Schopf, wie ein Streichholz quer durchs Schlafzimmer rutschte.
    »Huch!« Der Boden war quietschnaß, und das Wasser spritzte ihr bis ins Gesicht. Anstatt schleunigst aufzuwischen, wie es gerade an einem solchen Tag ihre Pflicht gewesen wäre, warf sie den Aufnehmer nach ihm. Gerda sah es zufällig von draußen. Sie langweilte sich unsäglich, seitdem auch Ulrike kaum noch mit ihr spielen wollte und Ferdi immer diesem unerträglichen, widerlichen Mann an den Fersen hing.
    Einen Augenblick später stand Frau Martha in der Zimmertür. Windeseilig verschwand Hubert im Bett — mit nassen Füßen, nassen Händen und den Eimer umreißend.
    »Schwester Monika!«
    Eisiges Schweigen senkte sich augenblicklich über den Raum. Mit hochrotem Kopf duckte sich die Getadelte und wischte, von Gerdas hämischem Gekicher begleitet, schleunigst das Wasser auf.
    Ehe Frau Martha noch ihrer Empörung über dieses höchst unzeitgemäße Benehmen Luft machen konnte, geschah etwas, das alle drei noch vor einer Woche nicht für möglich gehalten hätten: Hubert, der wie jedes einzelne der größeren Kinder bei der Bestrafung eines anderen — und schon gar der dämlichen Ziege Monika — voll wollüstiger Schadenfreude war, setzte sich im Bett auf und gestand trotzig: »Ich hab’ den Eimer umgeschmissen!«
    Mehr war freilich nicht aus ihm herauszukriegen. Er zuckte die Schultern und zog die Decke über die Ohren und über den Igel. Frau Martha war zu beschäftigt, um dem Vorfall und seinen merkwürdigen Folgen länger Beachtung zu schenken. Sie beorderte Monika ins Badezimmer und befahl Hubert strengstens, fürderhin im Bett zu bleiben, da sonst an ein Aufstehen morgen überhaupt nicht zu denken sei.
    Schwester Monika ging die Sache auch beim Ausschrubben der Badewanne nicht aus dem Kopf. Ausgerechnet Hubert! Gestern erst hatte sie seinetwegen Don Chaussee beinahe Vorwürfe gemacht. Hubert benahm sich unverschämt gegen ihn. Er fragte ihn stundenlang ruppig und ohne das leiseste Dankeswort über Tiere aus. Er verlangte zu jeder Mahlzeit Erlebnisse aus Texas, ließ sich die Lebensgeschichte berühmter Cowboys erzählen, wollte Futter für seinen Igel gebracht haben (der ihr gestern nacht einen Todesschrecken eingejagt hatte, indem er aus seinem Karton gekrochen und durch ihr Zimmer gepoltert war), duldete keine Unterbrechung und zog sich, wenn er genug hatte, einfach die Decke über den Kopf, so wie eben. Und Don Chaussee ließ es sich gefallen! Sie begriff es nicht und hatte ihm das auch gesagt und ihn gefragt, wie er das nur fertigbrächte.
    »Och, das ist gar nicht schwer«, hatte er geantwortet, »der meint das ja nicht so. Er will auch was ganz Vernünftiges wissen. Sich über seine Manieren aufzuregen, solang er keine besseren kennt, ist überflüssig. Man muß sie ihm noch beibringen. Später. Sagen Sie selbst: Wenn Sie mit ihm schimpfen, hat das Zweck ?«
    »Meist nicht«, hatte sie zugeben müssen.
    »Na, sehen Sie !«
    Das schien ihr keine richtige Antwort zu sein. »Wenn Sie nicht schimpfen, hat’s aber auch keinen Zweck«, hatte sie gesagt, und er hatte grinsend wie immer genickt und sich die unvermeidliche Pfeife neu gestopft. »Oh — auf die Dauer schon. Warten Sie nur ab. Geduld muß man haben .«
    Natürlich hatte sie es nicht geglaubt; schließlich kannte sie Hubert schon über ein Jahr und wußte, wie unbelehrbar er war. Du liebe Güte, was hatte sie ihm nicht alles schon beizubringen versucht, ohne den leisesten Erfolg!
    Und nun das!
    Sie begriff die Zusammenhänge nicht, doch war ihr klar, daß es Don Chaussees Werk war. Und sie würde in Zukunft im Umgang mit den Kindern tun, was er sagte.
    Viel mehr Zeit zum Überlegen blieb ihr für den restlichen Tag nicht. Frau Martha war in ihrem Element. Sie war gleichzeitig in der Küche, wo sie briet und brutzelte, kochte und buk, in den Zimmern, wo sich die Mädchen nach der Schule am Putzen und Polieren beteiligten, und draußen bei den Jungen, die Teppiche und Matratzen klopften. Sie trieb an, schalt, sah jedes Versehen, hielt alle im Trab und gönnte sich und den anderen kaum die Zeit zum Essen. »Ich will mich nicht vor unseren Gästen blamieren! Dies Haus ist kein Schweinestall. Wehe, wenn einer den Schmutz unter die Schränke kehrt! Macht voran, wir werden nicht fertig! Was stellt ihr euch denn unter einem Fest vor? So was will erarbeitet sein! Ohne Fleiß kein Preis!«
    So wurde

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