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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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werden«, sagte sie auf dem anschließenden Rundgang zu Schwester Monika, »und selbstverständlich wachsen wir sämtliche Böden .« Wenn es klappt, frohlockte sie innerlich, werden beim Umbau die alten Dielen herausgerissen, und wir bekommen Zement mit Linoleumbelag; Bodenpflege ist dann ein Kinderspiel. »Lüften Sie die Betten bis auf die Matratzen; die Jungens können sie nachmittags hinter dem Haus klopfen. Die Teppiche rollen wir jetzt nur nach draußen; auch damit können sich die Kinder nachher beschäftigen. Die Gestelle laugen Sie ab .« Immer länger wurde die Liste, die Schwester Monika, wie sie es gelernt hatte, beim Rundgang anfertigte, und immer bänglicher wurde es ihr ums Herz.
    Frau Martha ging wie auf Wolken. Es mußte vorbildlich werden morgen! Ach was, vorbildlich — einmalig! Herr Ess mußte so beeindruckt sein, daß sie mit ihm über den Anbau sprechen konnte. Sie, hatte es längst fix und fertig ausgerechnet: Acht Kinder so verschiedenen Alters waren unrentabel; mit geringen Mitteln würde man die Zahl auf zwanzig erhöhen können, wobei die Kosten für das einzelne Kind gleichzeitig bedeutend sinken würden. Die Pläne für den Bau hatte sie im groben schon fertig; das Heim war geradezu ideal zur Ausweitung geeignet. Wenn man hinten die Reihe wilder Kastanien, die ja ohnehin Licht Wegnahmen, schlug, ergab sich Platz, in Hülle und Fülle. Ein paar Wände, ein glattes Stück Zementboden und ein halbschräges Dach, mehr brauchte man nicht. Darin ließen sich die erforderlichen Bade- und Schlafzimmer unterbringen. Änne und Franziska kamen Ostern aus der Schule; \ so mußte man vermutlich nicht einmal eine weitere Schwester einstellen. Nun, und sie selbst fühlte sich durchaus noch jung und kräftig genug für einen vergrößerten Pflichtenkreis. Man durfte im Leben nie stehen bleiben; Stillstand bedeutete Rückstand. Dabei rosten die Kräfte. Man wuchs nur so lange, wie man arbeitete.
    Schon vor der immerhin erst kleinen Aufgabe des morgigen Festes schienen ihre Kräfte zu wachsen. Schwester Monika, eben noch bänglich ob der Fülle der vor ihr liegenden Arbeit, war schließlich von ihrem Schwung mit angesteckt. »Es muß einmalig werden — wir wollen uns doch nicht blamieren!« wiederholte auch sie am Ende des Rundganges, mitgerissen die Augen verdrehend, ehe sie sich Schuhe und Strümpfe auszog, die Ärmel hochrollte, eine dunkle Schürze vorband und mit Bürste und heißer Lauge die einzelnen Punkte ihrer Liste zu attackieren begann.
    Gegen zehn erschien Gerda zum Frühstück, noch schlechter gelaunt als sonst. Änne und Franziska, mit denen sie zusammen schlafen mußte, hatten sie schon um sechs Uhr früh mit ihren Zänkereien über das morgige Fest geweckt, und später hatte sie wegen des Putzens nicht wieder einschlafen können. Jetzt nörgelte sie über den Kaffee, der ihr zu lau, und die Pfannkuchen, die zu trocken waren, zog mit den Gummiabsätzen Muster auf die Fliesen — was den anderen, wie sie wußte, strengstens verboten wurde — und war ganz augenscheinlich nur darauf bedacht, ihren Mißmut abzureagieren. Frau Martha wünschte sie mehr denn je zum Teufel, wobei sie heute weniger denn je daran denken durfte, es sie fühlen zu lassen. Gerda würde bald wieder fortgehen, ihre Pläne jedoch sollten dauern; so tat sie, als bemerke sie das ungezogene Benehmen nicht, und riß sich zusammen.
    Uwe schrie sich in seinem Bettchen die Kehle heiser. Fast dankbar stimmte Frau Martha dem Vorschlag ihres Mannes zu, ihn mit ins Dorf zu nehmen. Hubert wollte wissen, ob er morgen aufstehen dürfe. Don Chaussee versprach, bei Kösters hineinzugehen und den Doktor zu fragen.
    »Wenn ich nicht darf, tu’ ich’s doch«, vertraute er Schwester Monika später an. Seitdem sie ihn nicht mehr zu »bemuttern« versuchte und seine Ungezogenheiten als unbegreifliche krankhafte Erscheinungen über sich ergehen ließ, kam sie ziemlich gut mit ihm aus. Schwerer freilich wog es in Huberts Augen, daß sie sich um seinen geliebten Igel kümmerte, der schon ganz zahm über den Tisch lief. »Ich bin doch nicht so blöd, hier in der muffigen Bude zu bleiben, wenn die anderen die Esel taufen. Ich kann überhaupt ganz gut wieder gehen«, sagte er und stellte es, ihren lauten Protest überhörend, gleich unter Beweis, indem er mit bloßen Füßen im Wischwasser herumpatschte. Bald begann er wild über die nassen Dielen zu schliddern. Schwester Monika vergaß einen Moment lang ihre Würde. Es sah zu komisch aus, wie

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