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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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sie sich nicht übernahm mit all der Arbeit. Was die gestern abend müde gewesen war! So ‘n Tag war eben anstrengend...
    Don Chaussee konnte nur wieder Herrn Ess bewundern, dessen Idee so genau ins Schwarze getroffen hatte. Die Luft, vor kurzem noch mit Feindseligkeit angefüllt, war jetzt entspannt. Die Dinge waren gewissermaßen ins Lot gerückt: Man kannte sich nun wenigstens. Martha hatte immer in Städten gelebt, sie verstand das nicht. Auf dem Land muß man gute Nachbarschaft halten. Wo so wenige Menschen leben, will man übereinander zumindest im Umriß Bescheid wissen.
    Sobald er konnte, brach er auf. Die absolute Stille draußen kam ihm nicht geheuer vor. Natürlich begleiteten ihn die beiden Bäuerinnen hinaus, nicht ohne eine Andeutung fallen zu lassen, daß man sich bald auch einmal die Ehre geben würde, die Herrschaften von der »Filla« zu sich einzuladen. Das war ja schließlich nicht mehr, als sich gehörte; und dann seien sie gerade dabei, Judenbirnen zu ernten, und wenn die »Filla« einen Korb mithaben wollte, brauchten sie nur ein paar Jungen ‘rüberzuschicken und — Verblüfft blieben sie alle drei in der Dielentür stehen.
    Vor der Hundehütte unter dem Nußbaum kugelten sich flauschige Wollwalzen im Sand, und vor ihnen lagen friedlich nebeneinander Ferdi, Hubert und Fanny. Hubert hatte einen Arm um Fanny geschlungen und kraulte ihr den dichten Kragen. Sie ließ es sich gähnend gefallen und schielte dabei mit einem Auge zu Ferdi hin, der die Kleinen immer wieder ein Stückchen abschüssigen Boden hinabrollen ließ. Die Wollknäuel selbst hatten alle Pfoten voll zu tun, sich schniefend den Sand aus den Schnäuzchen zu putzen, ehe sie sich hechelnd wieder zum Spiel drängten. Oma Bormann schüttelte perplex den Kopf. »Nee, nee, so wat! Unse Fanny kammannich in-ne Nähe kommen, wennse Junge hat .«
    Fanny bestätigte ihren Ausruf prompt. Den Fremden riechend, schoß sie gleich aufheulend zu ihm hin und wäre ihm in die Hose gefahren, hätte Oma sich nicht energisch dazwischengeworfen und sie am Halsband zurückgerissen. »Wissuwostillsein — wissuwoll — pschsch, Fanny...«
    So endete der Besuch, wie er begonnen hatte: unter heiserem Gekläff. Was zwischendurch geschehen war, berichtete Ferdi, wie immer aufgeregt auf einem Bein hüpfend, auf dem Heimweg. »Wie ein Zauberer hat er das gemacht, der Hubert. Mit soo großen Augen« — er beschrieb den Umfang eines Suppentellers — »und ganz langsam, so Schritt für Schritt immer näher auf Fanny zu. Bis an die Hütte ist sie zurückgekrochen, und dann bellte sie so schrecklich, daß mir eine Gänsehaut über den Rücken lief vor Angst. Und was meinen Sie, was der Hubert da gemacht hat? Einfach mit einem Arm nach oben gegriffen und die Kette aus dem Draht geklinkt !« Er hielt atemlos inne und blickte bewunderungsheischend zu Don Chaussee auf, während Hubert mit seinen Stämmchen wie unbeteiligt voranstapfte, gleichgültig und verschlossen. »Und wie ich gerade denke, jetzt beißt sie ihn, wo sie doch frei ist, da wedelt sie mit dem Schwanz und läßt sich kraulen !« Er war gänzlich aus dem Häuschen. »So ‘n wilder Hund, und ich denk’, der beißt, und da läßt er sich streicheln, bloß weil ihn Hubert so angeguckt hat und keine Angst hatte .«
    Hubert unterbrach ihn unwillig. »Ach laß doch. So ‘n Quatsch. Der Förster hat ja gesagt, man muß sie freilassen .« Er zuckte die Schultern, als sei das Ganze nicht der Rede wert. Nur seine Augen verrieten heimlichen Triumph. Ablenkend fragte er: »Was können denn solche Hunde ?«
    Daß Spitze heimtreu und wachsam sind, nicht wildern, Stallwärme lieben und auf Reinlichkeit bedacht sind, hörte er sich mit vorgekippten Lauschern an. Als er erfuhr, daß sie auch zu den intelligentesten Hunden zählen, überaus gern spielen und sich leicht zu allem Schabernack abrichten lassen, sträubten sich seine Strubbelhaare; aus seinem Seufzen klang heimliche Sehnsucht.
    Als sie Otto ausspannten und die Karre mit dem Holz vor den Schuppen zogen, fragte er: »Und was können Esel ?«
    »Ziehen und tragen .«
    Don Chaussee verlor bei keiner dieser Fragen die Geduld. Er beantwortete sie knapp und sachlich. Sowie er nämlich versuchte, ein Gespräch darüber anzufangen, wandte sich Hubert ab und sagte überhaupt nichts mehr. Doch wenn er daran dachte, wie der Junge vor weniger als einer Woche noch eisig und abweisend stumm gewesen war, freute er sich schon über das bloße Fragen. »Sie sind enorm

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