Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
Vom Netzwerk:
Komische, Witzige, brauchte dauernd Beschäftigung. Man mußte ihm imponieren, aber nicht, wie Leo, durch rohe Kraft. Aus Hubert konnte was werden. Irgendeine noch nicht näher zu bestimmende Geste beim Lachen, eine gewisse Art, die Augen zusammenzukneifen, deutete darauf hin, daß in ihm eine seltene Fähigkeit noch unerweckt schlummerte: die, über sich selbst zu lachen.
    Noch war das alles zugedeckt. Noch hatte Hubert seine Intelligenz nur dazu benutzt, sich rücksichtslos durchs Leben zu schlagen. Er fragte einem die Seele aus dem Leib, zäh und gerissen, immer um eine nicht zu erratende Sache herum. Der Kampf mit Leo war durch ein paar gutgezielte Faustschläge für alle Zeiten erledigt. Mit Andreas’ leerer Gleichgültigkeit konnte man nicht kämpfen. Aber Hubert war ein Partner, der einen in Spannung hielt, bei dem man keine Sekunde wegsehen durfte. Sofort entzog er sich einem wieder, schlug Haken wie ein Hase, ab und zu verhoffend und halb grinsend Männchen bauend, dabei die Lauscher immer in Bewegung.
    Es machte Spaß, und es war leise gefährlich. Alles war noch offen. Don Chaussee hoffte auf die Gelegenheit, die Hubert davon überzeugen würde, daß er ihm helfen und ihm nicht Knüppel in den Weg werfen wollte. Und im Unterbewußtsein fürchtete er die Gelegenheit auch.
    In seine Überlegungen hinein ertönte wütendes Hundegekläff, vermischt mit dem schleifenden Schnarren einer Kette, die über rostigen Draht glitt. Der Weg führte dicht an Bormanns Hof vorbei. Quer über den Platz war zwischen der Scheune rechts und dem alten Nußbaum links ein Draht gespannt, an dem eine prächtige, graugelbe Wolfsspitzhündin in einer Wolke hochstäubenden Sandes immer hin und her raste und die Vorübergehenden anbellte. »Wissuwostillsein — wissuwoll — pschsch — Fanny, kusch — kusch !« Den dürren Körper in der fußlangen Lüsterschürze weit vorgebeugt und die Arme hochgeworfen, flatterte Oma wie ein flügellahmer Rabe aus der Dielentür auf die Hündin zu, die sich grummelnd wie ein abziehendes Gewitter vor ihre Hütte unter dem Nußbaum zurückzog und von dort aus, hin und wieder kurz aufjaulend, mißtrauisch zusah, wie Oma die Besucher ins Haus zu komplimentieren versuchte.
    »Das is man bloß, weil dasse Junge hat, unse Fanny, dasse so verrückt is«, mümmelte Oma zahnlos eifrig, »sonst isse auch nich anner Kette, man bloß wegen die Kleinen. Aber nun müssen Sie ‘n Schnäpsken trinken, kommt man binnen, kommt man binnen...« und stakelte über die leere Tenne voran in die Küche. Don Chaussee hatte gar nicht vorgehabt einzukehren, doch wußte er genau, daß man es ihm bei Bormanns mächtig übelnehmen würde, wenn er nach seinem kürzlichen Besuch bei Nachbar Münte nun nicht auch hier ein freundschaftliches »Schnäpsken« nahm. Die Bauern dieser Gegend waren stolz darauf, etwas anbieten zu können, und gekränkt, wenn man ihnen keine Gelegenheit dazu gab. Je feiner der Schnaps, je saftiger der Schinken, um so reicher war der Bauer.
    Die Jungen bekamen einen Apfel und liefen wieder nach draußen. »Nich nach Fanny gehen, die beißt !« rief auch die junge Frau Bormann warnend hinter ihnen her. Auf dem Hof klang das helle, wütende Gekläff wieder auf, verebbte dann.
    Die Unterhaltung drehte sich hauptsächlich um das gestrige Fest, von dem Bormanns nicht in allen Teilen — zumal nicht den späteren — eine klare Vorstellung hatten, das aber offensichtlich ein großer Erfolg gewesen war. Frau Martha so stattlich und der Herr Don immer so vergnügt, und denn das mit den Lampen, nein, so was Großartiges: wie illemenierte Lampenons auf dem Schützenfest! Und der Herr Ess wie früher , und erst Hochwürden — so was von Studiertheit! Immer ‘n passendes Wort Gottes parat! Die Kinder waren ja wohl noch ein bißchen unerzogen und wild und sicher eine Menge Arbeit für die Frau, aber die Bormannschen waren auch keine Engel gewesen. Die kräftigen Jungen sollten man nur nicht so verwöhnt werden; die konnten ruhig mal zur Arbeit auf dem Hof erscheinen und sich hin und wieder eine Mark verdienen mit Kartoffellesen oder Heuwenden oder Rübenverziehen, je nachdem. Mit Arbeiten kamen sie auch nicht auf so dumme Gedanken wie mit dem Schild und dem verrückten kleinen Mädchen, obwohl sie, Bormanns, nicht genau wußten, was das alles bedeutet hatte. War wohl krank, die Kleine, wie? Na ja, das gab es’. Nerven. Manche hatten das schon in der Jugend. Aber auf seine Frau sollte er man nur aufpassen, daß

Weitere Kostenlose Bücher