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13 - Der Gott der Finsternis

13 - Der Gott der Finsternis

Titel: 13 - Der Gott der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana G. Gallagher
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er seinem Zorn freien Lauf ließ. Eine einzige unbedachte Bewegung konnte reichen, eine ihrer primitiven Fackeln umzustoßen und so das gefürchtete Buschfeuer herbeizuführen. Vorsichtig trat er einen Schritt näher an die erste Fackel heran. »Ich habe eine Idee. Lassen Sie uns zunächst die Flammen löschen. Wollen wir das tun?«
    Lucys Kopf ruckte herum. Wahnsinn flackerte in ihren braunen Augen auf. »Nein. Das werden wir nicht tun!«
    Mit einer besänftigenden Handbewegung wich Baine zurück. »Ich nehme an, Sie haben einen Grund für diesen. Auftritt.«
    »Den habe ich.« Lucy trat zur Seite und gab den Blick auf den vermissten Spiegel mit dem goldenen Rahmen frei. Er lehnte hinter ihr an einem Felsvorsprung.
    »Sie haben ihn genommen?« Wütend wollte er auf sie zustürzen, hielt dann aber inne, als sie ein großes Jagdmesser auf ihn richtete. Die polierte Klinge schimmerte gefährlich im tanzenden Flammenschein.
    Nachdem er sich wieder gefasst hatte, entschied sich Baine für gutes Zureden anstelle einer direkten Konfrontation. »Ich bin froh, dass Sie den Spiegel gefunden haben, Lucy, aber. er gehört Ihnen nicht.
    Sie dürfen ihn nicht behalten.«
    »Nein. Er gehört Tezcatlipoca und ist mir nur anvertraut worden.«
    »Tezcatlipoca?« Baine schluckte. Der rauchende Obsidianspiegel, den der aztekische Gott der Finsternis benutzt hatte, um seine Feinde zu besiegen und die Zukunft vorherzusehen, war ein Mythos.
    Offensichtlich schien Lucy überzeugt, dieses wertvolle, aber durchaus gewöhnliche Objekt wäre eben dieser legendäre Spiegel. Was mochte eine vielversprechende und hervorragende Studentin so sehr in den Wahnsinn getrieben haben? Ehrgeiz? Noch erschreckender aber war das nunmehr unerklärliche Verschwinden des Geschichtslehrers.
    »Wo ist Dan Coltrane, Lucy?«
    Lucy deutete den Hang hinab. Ein Haufen blutiger Knochen, zerfetzter Kleidung und verrottenden Fleisches war im fahlen Schein der Fackeln gerade noch erkennbar. Wie auch der blutverkrustete Schädel auf einer Holzstange, die neben den beklagenswerten Überresten in die Erde getrieben worden war.
    Baine würgte die Magensäfte hinunter, die in seiner Kehle aufstiegen, und kämpfte gegen die Übelkeit, die ihn in die Knie zu zwingen drohte. Sicher hatten sich Kojoten an Coltranes Leichnam gütlich getan, und Lucy hatte den Schädel im Andenken an die Traditionen der alten Azteken aufgespießt. Doch eine andere Frage war nun von weit größerer Bedeutung. War Coltrane durch einen Unfall umgekommen, oder hatte Lucy ihn getötet?
    Obwohl Lucy ein Messer hatte und er selbst unbewaffnet war, glaubte Baine, die zierliche Frau in einem Kampf besiegen zu können. Dieses Mal hatte sie nicht den Überraschungseffekt auf ihrer Seite, wie es bei Coltrane der Fall gewesen sein musste. Bedachte er jedoch den Zustand seines Herzens, erschien es klüger, ohne Anstrengungen zu entkommen, falls er eine Möglichkeit zur Flucht bekam.
    »Vielleicht sollte ich den Spiegel ins Lager zurückbringen.« Er zögerte, darum bemüht, das Beben in seiner Stimme zu unterdrücken. »Nur um sicherzustellen, dass ihm nichts passiert.«
    »Unbedingt.« Lucy senkte den Kopf, ließ den Arm sinken und bedeutete ihm, näher zu kommen. »Nehmen Sie ihn.«
    Baine fuhr mit der Zunge über seine trockenen Lippen und trat vor, ohne den Blick von dem Messer abzuwenden. Sie machte keine Anstalten, ihn aufzuhalten. Als er in Reichweite des Spiegels war, wanderte sein Blick zu dem schwarzen Glas und seiner eigenen Reflexion.
    Sein grau meliertes Haar war noch wirr und plattgelegen vom Schlaf, und die Falten um seine Augen schienen sich in den letzten Wochen vermehrt zu haben. Stress und Erschöpfung. Und das Alter, wie er mit Bedauern eingestehen musste. Dennoch war die Zeit freundlicher mit ihm umgegangen als mit den meisten seiner Kollegen. Seine Frau, Ruth, pflegte dies während der gesellschaftlichen Veranstaltungen an der Universität häufig zu betonen. Er musste daran denken, sie sofort anzurufen, wenn er zurück im Lager war. Sie hasste es, die ganze Nacht ohne Nachricht von ihm zu sein.
    Baine runzelte die Stirn, als sein Gesicht langsam zurückwich. Weder er noch der Spiegel hatten sich bewegt, dennoch sah er, wie sein Abbild immer kleiner wurde, während sich die Fläche darum immer mehr ausweitete, bis sie die Felsen, Lucy und die Fackeln und die nähere Umgebung erfasste, die von der im Osten heraufziehenden Dämmerung langsam erhellt wurde. Seltsam. Und beängstigend.
    Er

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