13 - Der Gott der Finsternis
Augenblick, in dem die Uhr im Armaturenbrett auf 6:35 umsprang, betätigte er die Stoppuhr und beobachtete den Horizont.
Zwei Minuten hatte die aufgehenden Sonne auf ihrem Weg innegehalten.
Sie setzte ihre Bahn erst neun Minuten und siebenundvierzig Sekunden nach dem Zeitpunkt fort, an dem der planmäßige Sonnenaufgang hätte erfolgen sollen.
Von hundert flackernden Flammen ihrer Orientierung beraubt, erklomm Buffy eine steinerne Treppe, die auf die Spitze einer abgeflachten Pyramide hinaufführte.
Auf einer Stufe, die mit einem Mosaik aus Gold, Silber, Jade und Türkis verziert war, hielt sie inne und blickte zurück nach unten, wo Giles, ihre Mutter und ihre Freunde zu ihr heraufsahen.
Ihre Gesichter hatten sich in scheußliche schwarze Masken mit leeren Augenhöhlen verwandelt.
Ihre Mutter schrie, als ein Messer am Rande von Buffys Blickfeld aufblitzte.
Die Wildkatze brüllte.
Buffy drehte sich zu Angel um, der eine Stufe über ihr stand. Ein Strom von Blut schoss herab und sammelte sich zu seinen Füßen.
Dann verschwand er in einem Aufblitzen grellen Lichtes...
Buffy öffnete die Augen und setzte sich, in kalten Schweiß gebadet, ruckartig im Bett auf.
Dieser Albtraum hätte jeden erschüttert, doch für sie war die Bedeutung, die sich hinter den peinigenden Bildern verbarg, noch viel schlimmer.
Die Träume der Jägerin offenbarten ihr die Zukunft.
». ist kein Regen zu erwarten.«
Willow erwachte durch die dröhnende Stimme des Ansagers eines lokalen Radiosenders.
». und all den besorgten Bürgern, die uns heute Morgen angerufen haben, werden wir nach dieser Werbepause eine Erklärung liefern.«
Ein nicht minder nerviger Werbespot löste den penetranten Moderator ab. »Enthält Ihre Nahrung zu viel Fett und liefert nur wenig Energie?«
Ächzend vergrub Willow ihren Kopf unter dem Kissen, um die Lautstärke zu dämpfen. Sie wagte nicht, das Radio abzustellen. Sie war erst nach Mitternacht aus der Bibliothek zurückgekommen und fürchtete, sofort wieder einzuschlafen. Dann würde sie vermutlich
verschlafen und zu spät zur Schule kommen. Und sie hatte wirklich keine Lust, den Tag mit einer Standpauke von Direktor Snyder zu beginnen. Außerdem wollte sie vor Unterrichtsbeginn noch einmal die Bibliothek aufsuchen, für den Fall, dass Giles’ Nachforschungen etwas Wichtiges ergeben hatten.
Die Werbung war zu Ende und der Ansager leitete mit einem ganzen Wortschwall wieder zu den Morgennachrichten über. ». die Sonne ist heute nicht zu spät aufgegangen.«
Sie hoffte sehr, dass Giles’ Bemühungen von größerem Erfolg gekrönt waren als die ihren. Sie hatte auf der Suche nach Neuigkeiten über Mr. Coltrane sämtliche Datenbänke von Polizei und Stadtverwaltung durchforstet, die ihr in den Sinn gekommen waren. Auch nach dem fehlenden Aztekenschatz, von dem Giles annahm, dass es sich um einen Spiegel handeln könnte, hatte sie gesucht. Nirgends war sie auf einen Hinweis auf den Lehrer oder das Artefakt gestoßen.
». ein Programmfehler beim Nationalen Wetteramt hat die Falschinformation verursacht«, erzählte der Ansager.
Sie hatte auch keinen Bericht über einen entlaufenen Jaguar entdecken können. Weder in den Polizeidaten, noch den Datenbanken der Regierung oder auf der Website der Lokalzeitung. Was nicht gerade beruhigend war, da Angel wusste, dass die Polizei zu den Katzenmorden gerufen worden war.
». die für den heutigen Sonnenaufgang angegebene Zeit wurde um knapp zehn Minuten falsch berechnet.«
Was nichts anderes bedeutete, als dass tatsächlich etwas Unheimliches vorging und ihr Urlaub von der Dämonenwache vorüber war.
»Also, Leute, strahlt und freut euch! Wieder ist ein herrlicher Tag in Sunnydale angebrochen!«
Willow schob das Kissen von ihrem Gesicht, schleuderte die Decke von sich und schlug auf den Ausschaltknopf am Radio. Heute Morgen würde sie lange duschen müssen, um die Spinnweben aus ihrem schlafumnebelten Hirn zu vertreiben.
7
Dem war irritiert. Wieder und wieder ging er während seines ganzen Schulweges die Ereignisse des vorangegangenen Abends im Geiste durch und fragte sich, was er hätte anders machen können.
Schließlich kam er zu dem Schluss, dass nichts, was er hätte tun können, einen positiven Eindruck auf Buffy gemacht hätte. Außer vielleicht, er allein hätte den Angriff der Katze abgewehrt, aber dann wäre er jetzt verstümmelt oder tot, womit sich die ganze Geschichte ohnehin erledigt hätte.
Schon seine Versuche, von Buffy und ihren
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