13 - Der Gott der Finsternis
doch über eine realistische Einschätzung ihrer Möglichkeiten, sich auf einem derart eingeschränkten Feld einen Namen unter der Vielzahl der Konkurrenten zu machen.
Die Funde am Coyote Rock hatten ihr ungeahnte Chancen eröffnet. Unter anderen Umständen hätte Giles ihre Gesellschaft genossen, doch abgesehen von der Erkenntnis, dass er noch nicht bereit war, die Lücke, die Jenny in seinem Leben hinterlassen hatte, wieder zu füllen, ahnte er, dass Lucy etwas vor ihm verbarg. Sie war geschickt, sicher und sprachgewandt - und doch entgingen ihm die subtilen Hinweise in ihrer Körpersprache und ihren Reaktionen nicht.
»Sie scheinen nicht sehr besorgt zu sein.« Giles nippte an seinem dampfend heißen Kaffee. Lucys kaum wahrnehmbares Zögern, als sie mit der Gabel ein Stück von ihrem Käsekuchen schnitt, entging ihm nicht.
»Das bin ich auch nicht.« Lucy legte die Gabel auf dem Dessertteller ab und blickte lächelnd auf. »Garret Baine ist ein zerstreuter Professor mit einer recht einspurigen Denkweise. Wenn er sich mit einem speziellen Problem beschäftigt, dann kann ihn nichts davon abhalten, es zu lösen.«
»Selbst dann.« Giles stellte die Tasse ab. Er brauchte Antworten, aber nicht auf die Gefahr hin, sich verdächtig zu machen. Lucy war eifrig darauf bedacht, seine Bedenken wegen der Sicherheit seiner
Schüler auszuräumen, weshalb er gar nicht in die Verlegenheit kam, in sie dringen zu müssen.
»Ich wette, Dr. Baine ist gerade in L. A. und hofft, Dan Coltrane dabei zu erwischen, wie er versucht, dieses Artefakt zu verkaufen.«
»Los Angeles ist ziemlich groß, zu groß eigentlich, als dass ein Mann allein dort fündig werden könnte.«
»Das ist schon richtig.« Lucy beugte sich ein wenig vor, als könnte sie ihrer Theorie so mehr Gewicht verleihen. »Aber es gibt dort nur ein Dutzend Kunst- und Antiquitätenhändler, die es wagen würden, heiße Ware zu kaufen, die so selten ist und leicht ausfindig gemacht werden kann.«
»Ein Dutzend, meinen Sie?« Giles gab vor, überrascht zu sein. »Ich hatte keine Ahnung, dass der Markt für kostbares Diebesgut so groß ist. Vermutlich habe ich mich schon zu lange hinter meinen Büchern in der Highschool verkrochen.«
»Auf diese Weise halten Sie sich vom akademischen Mainstream fern, richtig?« Während Lucy einen weiteren Bissen von ihrem Käsekuchen aß, bat Giles um die Rechnung.
»Jedenfalls gibt es einen großen schwarzen Markt, und Dr. Baine weiß, welche Händler dazugehören. Ich habe Detective Thomas einige Namen und Adressen gegeben, die er überprüfen kann, dann wird er Baine schon finden. Und Dan vermutlich auch.«
»Detective Thomas?« Dieses Mal war Giles’ Überraschung echt.
Lucy nickte. »Er ist zu uns rausgekommen, um mir ein paar Fragen zu stellen, nachdem Mrs. Baine aus Sorge um ihren pflichtvergessenen Gatten die Polizei gerufen hat. Sie konnte ihn nicht vermisst melden, weil er noch nicht lange genug außerhäusig war, und Thomas hätte sich vermutlich gar nicht erst die Mühe gemacht, wäre Dan nicht auf diese geheimnisvolle Weise verschwunden. Diese Ratte.«
»Ja. Ich fand Dans Verhalten ebenfalls ziemlich irritierend.« Zumindest das war nicht unwahr, wie Giles im Stillen vermerkte. Davon abgesehen war Lucys Theorie über den vermissten Lehrer zwar plausibel, für seinen Geschmack aber ein bisschen zu bequem.
»Ich kann es immer noch nicht fassen.« Seufzend schob Lucy ihren Dessertteller zur Seite. »Aber was ich zu verdeutlichen versuche, ist, dass es wirklich keinen Grund gibt, Ihren Geschichtsschülern an diesem Wochenende eine wunderbare Lernerfahrung vorzuenthalten. Ich bin eine recht gute Archäologin. Tatsächlich werden sie vermutlich mehr lernen, wenn ich die Ausgrabung leite.« Sie verstummte, ehe sie ihre Aussage näher erklärte. ». nur für den Fall, dass Dr. Baine morgen immer noch nicht zurückgekehrt sein sollte. Ich weiß nicht, ob Ihnen das bekannt ist, Giles, aber der Professor war nicht gerade erfreut über die Aussicht, am Wochenende ein Rudel Teenager hüten zu müssen.«
»Tatsächlich? Nein, das wusste ich nicht.« Giles nahm die Rechnung entgegen, als der Kellner an ihren Tisch trat, und gab vor, sie zu prüfen, während er über Lucys auffallendes Interesse an dem Schulausflug nachdachte.
Natürlich bestand entfernt die Möglichkeit, dass sie hoffte, ihn während des Wochenendes besser kennen zu lernen. So sonderbar ihm der Gedanke auch erschien, war er doch nicht von der Hand zu weisen,
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