13 - Der Gott der Finsternis
entgegen, reckte trotzig das Kinn vor und wich mit zitternden Knien zurück. Drei gegen einen. Nicht fair. Keine Chance. Sie blickte an den Untoten vorbei auf den Korridor. Verlassen. Niemand eilte zu ihrer Rettung herbei. Also - bluffen!
Sie wedelte mit der Weihwasserflasche und dem Pflock in ihrer anderen Hand. »Und, äh, ich weiß auch, wie man das hier benutzt. Also. seid vorsichtig!«
Der große Vampir in der Mitte lachte. »Ich hab ja solche Angst.«
»Na ja, das. das solltest du auch.« Willow nickte bekräftigend und wich einen weiteren Schritt zurück. Warum hatten sie noch nicht angegriffen? Das war bestimmt ein gutes Zeichen - oder nicht? »Ich bin nämlich eine Hexe.«
»Und ich bin gelangweilt.« Der Sprecher des dämonischen Trios stürzte auf sie zu. Mit nur drei Schritten hatte er sie erreicht.
Willow schaltete in den Kämpf-oder-stirb-Modus und verbrannte seine eingefallene Wange mit dem Kreuz. Vor Schmerzen schreiend schlug er gegen ihren Arm, und das Kruzifix flog in hohem Bogen zwischen die Regale. Sie packte den Pflock fester und duckte sich unter seinem Arm hinweg, wobei sie einem der anderen Vampire den Kopf in den Bauch rammte. Seine Hand packte ihr Haar.
Der große Vampir umklammerte ihre Schulter und riss sie herum, sodass sie ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüb erstand. Von dem verkohlten Kreuzabdruck auf seinem Gesicht stieg Rauch auf. Panisch und wütend zugleich, stieß Willow mit dem Pflock zu und verfehlte ihr Ziel. Der dritte Vampir entwand ihr die Waffe.
»Das war’s.« Der große Vampir, der sich vor ihr aufgebaut hatte, grinste.
Nicht lustig, konstatierte Willow verzweifelt, während der Bursche, der ihr Haar umklammert hielt, seinen Griff verstärkte und ihren Kopf zurückzog. Dies war exakt der Augenblick, in dem irgendjemand herbeieilen sollte, um sie zu retten. Doch niemand tat ihr den Gefallen. Sie löste den Korken aus der Weihwasserflasche.
Der große Vampir zuckte zurück.
Die Flasche fest umklammert, riss Willow die Hand zurück und schüttete einen Strom des geheiligten Wassers über ihre Schulter in Richtung des Vampirs, der an ihren Haaren zog. Er schrie, ließ sie los und betastete sein versengtes Gesicht.
Während sie sich zur Flucht wenden wollte, erkannte sie, dass es für sie vor dem stärkeren und schnelleren Dämonen kein Entkommen gab.
Verzweifelt trat und schlug sie um sich, als sich zwei Arme um ihren Brustkorb schlossen. Sie knirschte mit den Zähnen, als der große Vampir direkt an ihrem Ohr flüsterte: »Ausgespielt.«
»Es kann nicht schaden, auf alles vorbereitet zu sein.« Xander betrachtete zufrieden die Campingausrüstung samt dem umfangreichen
Zubehör, das sich auf der Ladefläche von Oz’ Van stapelte.
Sollten sie das Zeug am Wochenende brauchen, so war es verfügbar. Und wenn sie es nicht brauchten, was machte das schon?
»Es gibt einen Unterschied zwischen Vorbereitung und Übertreibung. Das hier ist eine Übertreibung.« Oz verriegelte die Tür und überquerte den Schulparkplatz.
Xander war immerhin schon Soldat gewesen. Gut, nur für ein paar Stunden zu Halloween, aber Taktik und Strategie erfolgreicher militärischer Manöver waren fest in seinem Denken verankert. Er hatte Recht. Oz hatte Unrecht. »Es ist nicht so, dass wir es lediglich mit einem gewöhnlichen Campingausflug zu tun hätten, Oz. Da wären Vampire, ein aztekischer Jaguargott, der Appetit auf Menschen hat, und wer weiß, was sich da sonst noch an dämonischen Pfadfindern rumtreibt, ganz abgesehen von den Schwarzen Witwen, giftigen Schlangen und Skorpionen, mit denen man beim Übernachten in der südkalifornischen Wildnis rechnen muss.«
»Moskitonetze werden keine dieser Kreaturen aufhalten, aber die Macheten könnten sich als nützlich erweisen - sollten wir uns den Weg durch einen Dschungel freihacken müssen.«
»Könnte doch passieren. Das hier ist der Höllenschlund, erinnerst du dich?«
»Ich bemühe mich ständig, das zu vergessen.« Oz zögerte und schnüffelte.
Xander runzelte die Stirn. Plötzlich waren seine Bedenken, den Schlafsack mit gattenmordenden Spinnendamen und tödlichen Giftschlangen teilen zu müssen, wie weggeblasen. Oz’ Geruchssinn war extrem ausgeprägt, eine Nebenwirkung seiner latenten Werwolfexistenz, und wenn Oz’ Nase zuckte, dann witterte er gewöhnlich Ärger.
»Willow.« Oz rannte los.
Der Jaguar? Xander stürzte hinter ihm her und kam stolpernd zum Stehen, als Oz an einer Ecke des Schulgebäudes abrupt innehielt.
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