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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Felde neigte sich vor. »Schauen Sie sich diese Bilder an! Kennen Sie das abgebildete Mädchen?«
    Fredo Wattnor stierte auf die Fotos. Er zuckte ein wenig mit den Schultern, denn zuerst nahm er an, dasses das Mädchen war, das ihm auf der Damentoilette so großzügig ihren Rock geliftet hatte, doch dann erkannte er die Lederjacke.
    »Ja«, sagte Wattnor nur, wobei er sich aufrichtete.
    Knutsen setzte nach. »Woher kennen Sie das Mädchen?« fragte er.
    Fredo verlagerte den starren Blick. »Sie ist mehrmals mit Männern an mir vorbeigegangen. Die sah dufte aus, hat mich aber nicht beachtet.«
    Torfner kam an den Schreibtisch. »Und Sie sind dem Mädchen später auf das Deck nachgegangen?«, fragte er.
    Fredo schüttelte den Kopf. Sein strähniges Haar bewegte sich vom eckigen Schädel. Der Blick aus dem starren, trüben Auge suchte Torfner. »Um dieses Mädchen waren immer Männer. Ich habe sie nur in den Kabinengängen gesehen.«
    Van Felde lenkte an dieser Stelle ab und griff den Fall Ina Schneefelder auf. »Aber dem anderen Mädchen sind Sie gefolgt.«
    Fredo Wattnor wurde nervös. »Die habe ich gesucht. Sie war auf dem Deck«, sagte er, wobei eine wahrnehmbare Herausforderung seine Haltung bestimmte.
    »So, die haben Sie gesucht und getroffen!«, sagte der Staatsanwalt nachdenklich. »Warum gesucht?«
    Fredo rieb sich die Hände und so, als sei er erstaunt darüber, dass die, die ihn verhörten, es nicht wussten, sagte er: »Die hat vor mir den Rock gehoben und mir alles gezeigt.«
    Die Beamten sahen sich betroffen an. Als sie wieder das Gespräch auf Iris Melchior brachten, verfiel Fredo Wattnor in tiefes Schweigen. Nach vielen weiteren Fragen sagte er schließlich: »Ja, ich war an Deck und habedie Kotztüten in den Container des A-Decks geworfen.« Fredo Wattnor saß in der Klemme.
    Van Felde sagte: »Herr Wattnor, Sie waren entgegen den Anweisungen des Bootsmannsmaats auf dem Deck, Sie haben, wie Sie zugeben, den Müllcontainer benutzt, dabei haben Sie auch nach Iris Melchior Ausschau gehalten!«
    Fredo Wattnor war am Ende seiner seelischen Kräfte. Während er seine Muskeln zum Zeichen des Aufbäumens in der Jacke anspannte und mit seinen Handgelenken an den Eisenschellen zerrte, formulierte er mit Zucken im eckigen Gesicht: »Ja, ich habe mich nach ihr umgeschaut, habe sie aber nicht gesehen.«
    Van Felde winkte ab. Er sah ein, dass weiteres Fragen jetzt aussichtslos erschien. Wattnor würde seelisch zu sehr belastet.
    Kaldenkirchen kam spät. Sie führten Fredo Wattnor ab, als er das Zimmer betrat. Staatsanwalt van Felde fasste die Ergebnisse zusammen. Der Kriminalrat stellte keine Fragen.
     
    Kaffeeduft lag im Raum.
    »Meine Herren, nehmen Sie Platz!«, sagte der Kriminalrat. Vor ihren Plätzen standen die gefüllten Tassen. Kaldenkirchen, im Blazer und mit Krawatte, fuhr fort: »Ich möchte mich bei Ihnen für den mustergültigen Einsatz bedanken. Schließlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Wattnor seine schreckliche Tat gesteht.« Sein Gesicht war gezeichnet von einer inneren Zufriedenheit.
    Die Beamten sahen sich unsicher an. Ihr Chef wühlte in Unterlagen, die auf seinem Schreibtisch lagen.
    »Hier ist ein weiterer Hinweis vom LKA. Die Computeranalyse weist Wattnor als einzigen Deutschen Seemann der ?Polar-Road Star? aus, der vorbestraft ist.«
    »Herr Kaldenkirchen, sind sonst keine weiteren Untersuchungsergebnisse eingetroffen?« fragte Kommissar Torfner.
    »Nein«, sagte der Kriminalrat, »erwarten Sie denn noch etwas Sensationelles?«
    »Nein, aber das eine oder andere könnte schon von Interesse für uns sein.«
    »Herr Kaldenkirchen«, sagte Knutsen, »falls wir davon ausgehen, dass Fredo Wattnor der Mörder ist, muss ich noch ein paar Tatsachen hervorheben, die zu dem im krassen Widerspruch stehen. Das Fräulein Melchior wurde von ihrem Vater in Leer zum Bahnhof gefahren. Er kaufte ihr auch die Rückfahrkarte. Wo blieb die Fahrkarte? Die Tote besaß keine und trampte. Weiterhin reiste Iris Melchior mit einem großen Lederkoffer, einem kleineren Koffer und einem Umhängebeutel aus Stoff billiger Qualität, wie sie zurzeit in Mode sind. Wo sind die drei Gepäckstücke? Die Studentin besaß nur einen schockfarbenen Rucksack. Iris Melchior verließ mit einer Barschaft von 900 Mark Leer. Wie kommt sie an die 7.000 Mark Bargeld, abgesehen von dem gefälschten Bankbeleg? Wir fanden bei ihr einen Zettel, der sie auf das A-Deck des Schiffes bestellte. Die Unterschrift lautete ?P?. Der

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