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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Wind überfiel mit kalter Meeresluft die Menschen, die sich geschäftig mit Zolldeklarationen und Pässen an wartenden Autos vorbeischlängelten.
    Vor dem Büro des Grenzschutzes standen Knutsen und Nordmann im Windschutz des Gebäudes, auf der die lang gestreckte Wildgans blaue Lichtschleier in den Abend warf. Der Himmel zeigte mit nur vereinzelten Wolken den Sichelmond. Die Männer hatten ihre Kragen hochgeschlagen.
    »Mist!«, sagte Knutsen. »Heute wird es wieder spät.«
    Nordmann sprach entschlossen vor sich hin: »Morgen früh penne ich mich aus, selbst wenn Kaldenkirchen ein ganzes Fass Tinte in meine Personalakte pisst!«
    »Das wird er nicht tun, bei diesem riesigen Erfolg für den Leiter der Dienststelle«, sagte Knutsen.
    Staatsanwalt van Felde kam auf sie zu.
    »Das nenne ich eine Blitzaktion!«, sagte er und schüttelte sich fröstelnd. »Ich habe einen Haftbefehl in der Tasche und weiß noch nicht einmal, wie der Mann heißt!«
    »Gehen wir!«, sagte Nordmann.
    Sie nahmen die Rolltreppe zum Terminal. Die große Halle war gefüllt mit Reisenden, die sich in Gruppen und Grüppchen vor dem verschlossenen Kontrollhäuschen ballten. Der Dienst tuende Grenzschutzbeamte ließ sie ohne Fragen durch. Die Gangway war noch nicht angelegt, und durch die Scheiben sahen sie die »Polar-Road Star«, die mit angestrahlten weißen Stahlwänden den Blick in den Horizont versperrte. Die laufenden Motoren wühlten das Brackwasser auf, und das Schiff näherte sich Zentimeter für Zentimeter der Kaimauer.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis lautes Getrampel die ankommenden Passagiere ankündigte. Der I. Offizier lehnte am Informationsschalter und erwartete sie bereits.
    »Darf ich bekannt machen«, sagte Knutsen, »der Erste Offizier, Staatsanwalt van Felde.«
    Im Kapitänsbüro saßen Dr. Mann, Kapitän Petersen, Torfner, der Bootsmannsmaat und der II. Offizier vor leeren Tassen.
    Knutsen stellte van Felde vor, der auch sofort das Wort ergriff.
    »Ich gratuliere zum Erfolg. Der mutmaßliche Mörder wird Gelegenheit finden, sich zu rechtfertigen. Aber bevor ich den Haftbefehl freigebe, bitte ich um einige Details«, sagte er.
    Kapitän Petersen, auf See der Oberste, wusste, dass er jetzt im Hafenbereich nicht das Sagen hatte. »Herr Torfner, berichten Sie!«, sagte er deshalb kurz.
    Kommissar Torfner ließ nichts aus. Er übertrieb nicht, beschönigte auch nichts. Da standen die Fakten im Raum.
    Van Felde sagte entschlossen: »Für mich ist der Mann noch kein Mörder, aber sein Versuch, ein junges Mädchen zu vergewaltigen, ist Grund genug, ihn in Untersuchungshaft zu bringen.« Er öffnete die schwarze Ledertasche und setzte nach dem Diktat von Petersen die Personalien von Fredo Wattnor in das Formular. »Herr Knutsen, informieren Sie die Kollegen!«, sagte er.
    Der Kommissar suchte die wartenden Beamten der Schutzpolizei auf. Sie holten Fredo Wattnor aus den Mannschaftsräumen, die unter dem Autodeck lagen.
     
    Van Felde saß vor dem Schreibtisch. Neben ihm hatte Knutsen Platz genommen, während sich Nordmann und Torfner im Hintergrund hielten. »Herr Wattnor,wenn wir Sie jetzt befragen, können Sie die Aussagen verweigern und einen Anwalt verlangen. Möchten Sie antworten?«
    Fredo Wattnor hob den Kopf. Stiernackig saß er im Stuhl. Seine breiten Schultern dehnten das Leder der Jacke, die mit Emblemen vom Totenkopf hin bis zum Markenzeichen von BMW beklebt war. Sein langes strohblondes Haar hing ihm strähnig im Nacken.
    Van Felde überrieselte ein Kältegefühl, als er den starren Blick aus dem dumpfen Gesicht auffing.
    »Ich möchte, dass Herr Karski kommt!«, sagte Fredo Wattnor mit fordernder Stimme.
    Der Staatsanwalt fragte überrascht: »Wer ist Karski?«
    Fredo Wattnor stierte irritiert um sich, so als suche er bereits Karski. »Karski ist mein Lehrer. Er kennt mich!«, sagte er und ließ den Mund erneut in die offene Haltung fallen.
    »Herr Wattnor, Sie können die Aussage verweigern. Wir werden einen Anwalt für Sie einschalten, der sich mit Herrn Karski bespricht«, sagte van Felde und fuhr fort: »Wir haben einige Fragen. Sind Sie bereit, diese, soweit es Ihnen möglich ist, zu beantworten?«
    Fredo Wattnor nickte mit offenem Mund. Unruhig blickte er sich um, denn Nordmann war aufgestanden und langte nach der Akte »Iris Melchior«. Er reichte van Felde die Unterlagen.
    Der Staatsanwalt entnahm die Fotos, die der Funker in der Sturmnacht vom Opfer geschossen hatte.
    Knutsen knipste den Tischleuchter an.
    Van

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