13 kleine Friesenmorde
entlang nach Norden, stellten ihre Räder vor der Musikschule in den Ständer, betraten den Markt und bummelten an den vielen Ständen entlang. Sie kauften frischen Nienburger Spargel und italienische Frühkartoffeln ein, luden die Taschen in den Fahrradkorb und nahmen die Räder aus dem Ständer.
Greta schaute Ade fragend an. »Einen Tee bei Ten Cate?«, fragte sie.
Ade fuhr mit der Hand durch sein graues Haar.
»Greta, lieber zu Hause, mir geht da einiges durch den Kopf«, antwortete er. »Wir fahren über den Neuen Weg zur Ölmühlenstraße«, fügte er hinzu.
»Machen wir dem Pferd einen Besuch«, sagte Greta.
»Von dem Verbleib des Pferdes stand nichts in der Zeitung«, sagte Ade.
Sie stiegen auf ihre Räder und fuhren los.
Als sie die Lukim-Brücke passiert hatten, stiegen sie von ihren Rädern, schoben sie und blickten sich nachdenklich um. Sie erreichten über den holprigen Waldweg die Unfallstelle.
»Unheimlich«, sagte Greta und erinnerte sich an den scheußlichen Abend.
Ade Sielhoff stellte sein Rad auf den Ständer. Seitlich neben der Buche befanden sich Brombeer- und Himbeersträucher, hellgrüner Farn und verfaultes Gras.
»Ade, musst du pinkeln? Oder suchst du hier etwas?«, fragte Greta ihren Mann ironisch.
»Der Boden war feucht. Ich suche nach den Rehspuren«, antwortete Ade.
Am Montag, dem 13. Mai, blies der Wind mit Stärke 6 recht frisch aus Südwest. Am Morgen war der Himmel bedeckt, lockerte sich dann jedoch allmählich auf. Es kam zu freundlichen, sonnigen Abschnitten.
An diesem Morgen fuhr Ade Sielhoff gegen 8 Uhr mit dem Rad zur Bäckerei Schiermann, holte gegen ihre Gewohnheiten frische Brötchen, denn die Alten standen auf gesunde Ernährung und bevorzugten in der Regel das körnige Schwarzbrot. Der Grund dafür waren die über Nacht aufgetretenen Zahnschmerzen, die Greta Sielhoff den Schlaf geraubt hatten.
Nach dem Frühstück griff Ade zum Telefon, meldete seine Frau in der Praxis des Zahnarztes Dr. Glender in Berumbur an, legte auf und wählte die Nummer des Tierarztes Dr. Ubo Pauls, Hage. Zufrieden mit den ihm genannten Terminen, verließen die Sielhoffs das Haus am Rehweg, ließen ihre Räder im Schuppen und entschlossen sich, in Anbetracht des schönen Wetters und der blühenden Azaleen, Rhododendron, der kleinen blauen Vergissmeinnicht, den prächtigen Fliederbäumen in den gepflegten Gärten, für den Fußweg.
Ade begleitete Greta zum Zahnarzt und erreichte von dort nach einer Viertelstunde die Tierarztpraxis von Dr. Ubo Pauls in Hage.
Die Helferin führte ihn am Wartezimmer vorbei, in dem Tierfreunde mit ihren Lieblingen warteten, in das großräumige Behandlungszimmer. Der Veterinär trug einen weißen Kittel. Er begrüßte den Besucher mit einem freundlichen »Moin« und reichte ihm die Hand.
»Zum Stand der Dinge, Herr Sielhoff. Ihr Interesse gilt der Stute ?Looga?. Verständlicherweise«, sagte der Tierarzt freundlich und nahm vom Schreibtisch eine Behandlungskarte.
»Herr Doktor, keine Umstände. Ich liebe Tiere. Mich interessiert es, inwieweit ?Looga? den Schock überwunden hat und ob die Verletzung ausgeheilt ist«, sagte Ade Sielhoff und blickte den Veterinär mit seinen blassblauen Augen fragend an.
»Ich habe die Wunde behandelt. Das Pferd befindet sich bisweilen auf der Weide und fühlt sich wohl«, antwortete Dr. Pauls.
»Und die Ursache für die Verletzung?«, fragte Ade Sielhoff.
»Eine Prellung. ?Looga? stoppte im vollen Lauf. Sattel und Reiter übten nach vorne zur Kruppe hin einen verlagerten Druck aus. Möglicherweise trafen die verkrampften Fäuste des Reiters, der die Zügel hielt, zusätzlich auf die aufgescheuerte Stelle. Das führte zu einer kurzen Unterbrechung der sich dort befindlichen Nervenbahnen. Wie bei einem K.o. im Boxring«, trug Dr. Pauls vor.
»Danke«, antwortete Ade Sielhoff. »Wir Rentner haben Zeit und machen uns so unsere Gedanken.«
»Herr Sielhoff, nichts für ungut. Machen Sie ?Looga? einen Besuch. Sie ist bei Albert Updiek in guten Händen«, sagte Dr. Pauls und reichte dem Tierfreund die Hand.
Ade Sielhoff machte sich auf den Weg zur Zahnarztpraxis, fand dort Greta im Wartezimmer mit leidendem Gesicht und geschwollenen Lippen vor. Sie hielt ein Tempotuch in der Hand und tupfte es gegen ihren Mund.
»Er hat den Zahn gezogen«, lispelte sie.
Das Mittagessen fiel aus. Ade stärkte sich mit einem Buttermilchbrei, eingebröckeltem Zwieback und zugesetzten Apfelstücken. Anschließend mähte er den
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