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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Rasen bei fast sommerlichen Temperaturen.
    Gegen 15 Uhr stieg er auf sein Fahrrad. Greta suchte Abstand vom aufkeimenden Wundschmerz beim Bügeln der Wäsche bei geöffneter Balkontür.
    Ade Sielhoff trieb es zum Nordwald, zum Tidofelder Holz, mit Lukim-Brücke, Verschönerungsweg und der Weide von Albert Updiek, während an diesem Nachmittag in Marienhafe in der historischen Backsteinkirche mit dem klotzigen Störtebeker-Turm, der im Dienst ergraute Pastor vor weniger als 20 Trauergästen, die hinter Mimke Cornelius, ihrer Tochter und dem Sohn in den alten Kirchenbänken Platz genommen hatten, an den unglücklichen Christen- und Glaubensbruder erinnerte, der viel zu früh aus seinem schaffensreichen Dasein von der Seite seiner Lieben bei der Ausübung seiner ihm Kraft spendenden Freizeitaktivität sein Leben ohne eigenes Verschulden hatte lassen müssen.
    »Tod und Schicksal, Gunst und Gnade, Auferstehung im Angesichte des Herrn, Abschied von uns Trauernden, die Geheimnisse Gottes weiser Fügung, an die zu glauben uns auferlegt ist, dürfen wir nicht in Zweifel ziehen. Wir sind alle Kinder unseres einen Gottes, der uns auch nicht in der Finsternis verlassen wird«, predigte er.
    Der Pastor fand würdigende Worte, die zu Herzen gingen und zu Tränen rührten.
    Die Orgel bediente der Realschullehrer Höttehuis und entlockte ihr himmlische Klänge. Ihm war der Tote kein Unbekannter, seine Töchter hatten bei einem kaum ins Gewicht fallenden Vereinsbeitrag bei ihm das Reitenerlernt. Ihre Pferdeliebe, das Striegeln der Felle der Tiere, das Ausmisten der Ställe, erst recht die weiten Ausritte, hatten sie während ihrer Pubertät vor manchem überschwänglichen Firlefanz gefeit.
    Nicht anwesend bei der Gedenk- und Gebetsstunde war die Akademikerin Katja Örding, in deren Mutterleib sich bereits das Kind des Toten bewegte. Sie war zu ihren Eltern gezogen, die sie im Bungalow in der Nähe des Uphuser Meeres umsorgten. Trotz aller Abneigung gegen ihre ehebrechende Hingabe an den älteren Mann und Chef, dessen Tod es zu betrauern galt, freuten sie sich auf die Gehurt eines Enkels, denn das hatte die Untersuchung des Gynäkologen bereits bestätigt.
     
    Ade Sielhoff betrat die Weide. Er hielt Zuckerstücke in der Hand und rief nach »Looga«, die sich ihm langsam näherte, während die übrigen Pferde davongaloppierten und ihn aus der Ferne mit aufgestellten Ohren misstrauisch beäugten. »Looga« wieherte, senkte und hob den Kopf, während der Wind mit ihrer Mähne spielte.
    »Komm!«, sagte Ade.
    Das Pferd blieb kurz vor ihm stehen. Es nahm die Zuckerstücke von seiner Hand. Ade kraulte die Mähne, strich mit der Hand über die verkrustete Wunde. »Looga« hob den Kopf.
    »Brav so«, sagte Ade. Er gab dem Pferd einen Klaps auf den Hintern und verließ die Weide. Danach begab er sich zur Unfallstelle und suchte im Umfeld nach Spuren. Er kam zu dem Schluss, dass Rehe diese windige Gegend, ohne tarnenden Tannenbestand im offenen Bogen vor der Lukim-Brücke, den dichtes Strauchwerkund belaubte Buchen zum Gelände der weiten blühenden Rapsfelder eingrenzten, meiden würden.
    Er fragte sich, was »Looga« an diesem Abend vor Christi Himmelfahrt zum abrupten Stoppen mit unvorhersehbaren Folgen veranlasst haben mochte. Sein ihm angeborener Pfadfindergeist führte zu einer Spur, die ihm fast den Atem raubte.
     
    Während der Nacht vom 16. auf den 17. Juni hatte ein Unwetter mit grellen Blitzen, mächtigen Donnerschlägen und Sturmböen die Küstenregion heimgesucht. Erst beim Einsetzten der Ebbe waren die dunklen Wolken seewärts davongezogen. Mimke Cornelius hatte sich sehr geängstigt, allein im großen Haus.
    Sie atmete erleichtert auf, als die Zugehfrau gegen 8 Uhr das Haus betrat, die Küche aufsuchte und Mimke das Frühstück zubereitete.
    Annchen Freese, 56, war Witwe. Sie war mit einem VW-Arbeiter verheiratet und zog zwei Mädchen groß. Ihr Sohn leitete in Wiesmoor eine Großgärtnerei. Er war verheiratet und hatte einen Sohn.
    Annchen war zuverlässig und verschwiegen. Sie half Mimke bei der Hausarbeit, bei der Pflege der vielen Zimmer und versah zusätzlich die Arbeit im parkähnlichen Garten.
    Annchen Freese, eine gesetzte, mittelgroße Ostfriesin mit leicht angegrautem fuchsigen Haar, blassem Sommersprossen-Teint, spitzer Nase, flachen Lippen und flinken graublauen Augen, trug an diesem Morgen einen leichten, beigen Leinenrock und eine bunte Bluse, die über ihre Taille fiel.
    Sie hatte Brötchen mitgebracht, brühte

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