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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Argumente waren sehr fadenscheinig gewesen, hinterließen allerdings eine große Wirkung.
    Mimke verstand die Welt nicht mehr. Sie weinte, hörte wie von ferne zu, als er vom fehlenden Verständnis für seine Reiterei sprach, ihr ständiges Geknatsche vorwarf, und, was noch entsetzlicher war, sich von ihren Wehwehchen und Cellulitisschenkeln angeekelt zeigte. An diesem Rosenmontagsnachmittag, als aus dem Fernsehen das fröhliche »Helau und Alaaf« in das gemütliche Zimmer drang, vernahm sie aus seinem Munde eine bittere Mitteilung, die sie fast zum Selbstmord getrieben hätte, wenn nicht Jens, ihr Bruder, sich sofort um sie gekümmert hätte.
    »Ich habe Vanessa geschwängert. Eine hübsche junge Diplom-Kauffrau. Meine Mitarbeiterin. Dazu muss ich mich bekennen. Ich überlasse dir das Haus. Es tut mir Leid. Ich danke dir für die Jahre an deiner Seite. Ich werde den Kindern eine entsprechende Mitteilung machen. Es fehlt dir an nichts«, hatte er gesagt und war davongegangen und nicht zurückgekehrt. Er hatte seine Sachen in dem großen Haus zurückgelassen, sich weder um seine Reitertrophäen noch um seine Unterlagen im Arbeitszimmer gekümmert.
    Mimke blätterte in den Seiten der Fotoalben. Sie fand zurück in die heile Welt, betrachtete die Kinderbilder, die sie aufrichteten. Sie nahm einen Schluck Wein zu sich und fühlte sich gestärkt bei dem Gedanken, als Mutter nicht versagt zu haben.
    »Tamme, der Satan soll dich holen, und auch deiner Stute wünsche ich Hals- und Beinbruch!«, schimpfte sie mit dem Blick auf das lodernde Feuer. »Ewige Treue!«, lachte sie gehässig auf.
    Sie fuhr erschrocken aus ihren bitteren Erinnerungen auf. Sie fühlte sich einsam in dem großen Haus mit den vielen Räumen, als die Haustürglocke ertönte.
    Mimke verließ das mit edlen belgischen Eichenmöbeln eingerichtete Wohnzimmer. Es war bereits nach 22 Uhr. Sie hatte heute auf ihren Turnabend in der Halle der Schule verzichtet und dachte an Maren van der Felde, deren Mann sich auf Montage als Monteur der Windradfirma aus Aurich auf Usedom aufhielt, und die aus Langeweile beabsichtigte, sie aufzusuchen. Sie schloss die Haustür auf und blickte überrascht auf die Polizeibeamten, auf die das Licht der grellen Außenleuchte fiel.
    »Frau Cornelius? Mein Name ist Mannsen, mein Kollege Neemann und mir fällt die unangenehme Aufgabe zu, Sie vom Ableben Ihres Herrn Gemahls zu unterrichten. Er verunglückte im Nordwald in der Nähe der Lukim-Brücke. Sein Pferd hatte aus uns unbekannten Gründen gescheut. Er stürzte aus dem Sattel und verstarb an der Unglücksstelle. Der Bestatter hat sich seines Leichnams angenommen. Dr. Frank Rieker vom Norder Krankenhaus hat die Todesursache bestätigt. Tierarzt Dr. Pauls brachte das Pferd auf eine benachbarte Weide.« Der Kommissar und sein Kollege trugen ihre Dienstmützen in den Händen. Ihre Blicke verrieten ihr Mitgefühl.
    Mimke Cornelius schrie entsetzt auf. »Mein Gott!« Sie brach in Tränen aus.
    »Es tut uns Leid. Damit müssen Sie zuerst einmal fertig werden«, sagte Kommissar Neemann.
    »Was bleibt mir zu tun?«, fragte sie verheult und hilflos.
    »Momentan so gut wie nichts. Suchen Sie morgenden Bestatter auf, besprechen Sie sich mit ihm«, sagte Kommissar Mannsen.
    »O mein Gott, ich muss meine Kinder anrufen«, sagte sie mit bleichem Gesicht.
    »Tun Sie das«, sagte Neemann.
    Er und sein Kollege gingen zum Wagen. Sie hörten, wie die Witwe die Tür verschloss.
    »Scheiße, endlich Feierabend«, meinte Mannsen, öffnete die Tür und stieg hinter das Steuer.
     
    Am Freitag, dem 10. Mai, erschütterte die Leser des »Norder Kuriers«, der »Ostfriesen-Post«, der »Emder Zeitung« und des »Auricher Anzeigers« die Nachricht vom Tode des angesehenen Steuerberaters Tamme Cornelius.
    »Der 56-jährige Vorsitzende des ostfriesischen Reiterverbandes, ehemaliger erfolgreicher Springreiter, war am Vorabend des Christi Himmelfahrttages im Nordwald vom Pferd gestürzt und verstorben.
    Sein Pferd Looga, eine Stute edler Herkunft aus Verden an der Aller, hatte in der aufkeimenden Dämmerung gescheut, als Rehe den Waldweg huschend überquerten.
    Tamme Cornelius hat sich als Reitlehrer, als Gründer des Pferdesportvereins ?Brookmerland? und Förderer des Reitsports hohe Verdienste erworben. Er war über die Grenzen Ostfrieslands bekannt. Wir trauern mit seiner Familie, seinen Mitarbeitern, seinen Reiterkollegen und Geschäftsfreunden um einen Mitbürger, der sich hoher Beliebtheit erfreute!«
    Im

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