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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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ließen.
    Knut Knutsen, der gesetzte 56-jährige Wirt, bediente hinter dem Tresen den Zapfhahn, achtete streng darauf, dass keiner der Herrschaften grabschend seine hübschen Bedienungsmädchen belästigte.
    Er freute sich über den Umsatz, liebte es allerdings nicht, wenn die Herren gegen 23 Uhr noch auf ihren Stühlen klebten, während vor seinem angesehenen Logierhaus die Pferdedroschken und Kutschen auf die Trinker warteten.
    Auch an diesem Abend besaßen die Honoratioren Sitzfleisch. Gegen 23.30 betätigte er die Thekenglocke und zapfte die letzte Runde.
    Die Kellnerinnen machten die Rechnungen auf, kassierten lustig und beschwingt und steckten eine Menge Trinkgeld ein.
    Es war bereits 24 Uhr, als Knut Knutsen die Türen verschloss und sich zur Nachtruhe begab. Seine Frau Veronika empfing ihn mit Schimpfen, weil er sich mal wieder nicht hatte durchsetzen können, während sein Hund Rollo ihm mit wedelnder Rute entgegenkam. Knut Knutsen tätschelte den Hund, begleitete Rollo zum kleinen, offenen Lagerraum, in dem sich zwischen Bierfässern und Handwagen Rollos Hütte befand. Danach begab er sich zum Schlafgemach. Seine Frau Veronika wollte um diese späte Zeit von ihm nichts mehr wissen. Sie litt mal wieder unter Migräne.
    Knut Knutsen hatte, auch das hatte Tradition, ebenfalls dem süffigen Flensburger Lagerbier zugesprochen. Er zog sich aus, kroch in sein Bett, überhörte das Gekeife seiner Veronika und schlief sofort ein.
    Am Morgen wachte er früh auf, als das Sonnenlicht durch das Fenster ins Schlafzimmer drang. Veronika befand sich noch im tiefen Schlaf. Er verließ das Bett, zog sich an, schlich zur Tür, öffnete sie, zog sie behutsam hinter sich in das Schloss und suchte den Lagerraum auf. Rollo sprang an ihm hoch und folgte ihm über den Hof, an den Ställen entlang. Knutsen nahm den Weg über den Pfad an dem kleinen mit Krüppelkiefern bewachsenen Dünengelände vorbei zur Straße.
    Niemand begegnete ihnen an diesem frühen Morgen auf dem Weg zu den Steildünen. Die aufgehende Sonne warf ihr Licht auf die See. Die Luft war würzig und roch nach Meer. Rollo tollte herum. Sie folgten dem verschlungenen Sandweg zum Strand, auf den die Wellen mit weißen Kämmen aufliefen.
    Rollo hetzte mit heraushängender Zunge hechelnd hinter den Möwen her, wie immer vergeblich. Noch nie war es ihm gelungen, eine zu erwischen.
    Knut Knutsen genoss den wunderschönen Rundblick und lächelte verschmitzt, vergaß, wie immer, den Unmut seiner Frau. Er war rundum zufrieden. Er und seine zehn Jahre jüngere Veronika hatten es zu etwas gebracht. Hohe Regierungsbeamte, selbst Angehörige des Adels logierten in ihrem »Preußischen Adler«. Im Stall standen vier edle Rosse. Er und Veronika fuhren sonntags in einer eleganten Kutsche zur Messe. Sie beschäftigten einen Hausmeister, einen Gärtner, einen Stallknecht, eine Köchin, Mägde, Zimmermädchen und Bedienungsfräulein, die sich um ihre Gäste bemühten.
    Ihr Sohn Lauritz, 18, fuhr als Matrose auf der Hamburger Viermastbark »Burchana« zur See, um nach der seemännischen Grundausbildung die Steuermanns-Schule zu besuchen. Das Schiff befand sich zurzeit auf einer Reise nach Buenos Aires.
    Bei den vielen Risiken, die das Seemannsleben mit sich brachte, lebten er und seine Veronika in steten Sorgen um das Wohlergehen ihres einzigen Kindes.
    Knut Knutsen trug unter dem bis zu den Knien reichenden Gehrock ein weißes Hemd mit gestärktem Kragen, die schwarze Samtschleife, eine Weste mit der eingenähten kleinen Tasche für die zum Stande gehörige goldene Taschenuhr, die an einer massive Goldkette seinen Wohlstand repräsentierte. Eine zeitgemäße Schiffermütze bedeckte sein angegrautes volles Haar. Sein rötliches Gesicht zierten ein buschiger Schnäuzer und ein angegrauter Bart.
    Er war hoch gewachsen und hatte eine stämmige Figur. Als Besitzer und Eigentümer des »Preußischen Adlers« gehörten er und seine Frau zu den angesehensten Bürgern der Insel Sylt.
    Knut Knutsen hatte nie das Verlangen in sich gespürt, die Insel zu verlassen, um Schiffsplanken zu betreten. Er hatte nach dem Tode seines Vaters die Galiote »Uta-Carolina«, ein stolzer Segler, an die Flensburger Reederei Ade Mensing verkauft und, wie sich herausstellte, goldrichtig gehandelt. Mit dem Verkaufserlös hatte er das Logierhaus erbauen lassen. Die Galiote »Uta-Carolina« kenterte fünf Jahre später auf einer Reise von Kragerög nach Emden auf der Nordsee. Sie hatte Holz geladen. Die vierköpfige

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