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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Trauergästen zählten die Enkel und Enkelinnen, die von der geliebten Oma am Grab auf dem Friedhof vor der Rysumer Kirche, in dem auch der Opa seit Jahren ruhte, an den der eingemeißelte Geburtstag und Sterbetag erinnerten, Abschied nahmen. Vergessen waren seine Brüder Ino und Hinni, die als Seeleute nicht in ihre ostfriesische Heimat zurückgefunden hatten.
    Die auf ihre angesehenen Großeltern stolzen Enkelkinder überlebten die verheerenden Bombenangriffe auf die Stadt und den Krieg und entschieden sich für bürgerliche Berufe. Nur wenige von ihnen blieben in Emden. Sie zog es nach dem Studium in die Großstädte, wo sie erfolgreich Fuß fassten. Zu ihnen gehörte Harald Feeken. Er eröffnete nach der Lehre als Dentist und anschließendem Studium der Medizin in Göttingen in den sechziger Jahren eine Zahnarztpraxis.
     
    An einem sonnigen Novembertag, kurz vor dem ersten Advent, erfuhren die Feekens den Rest der recht abenteuerlichen Geschichte ihres fernen Verwandten im großzügigen Apartment der Franklin Street im Stadtteil Pacific Heights, einem Nobelviertel von San Francisco mit Baumalleen und dem Blick aufs Meer.
    Der sich in einem nur schwer zu entwirrenden Verwandtschaftsgrad befindende Partner, Professor Dr. Henry Feeken, und seine liebevolle Frau Mariett,holländischer Herkunft, empfingen die Gäste aus Deutschland herzlich. Doch bereits bei einem Tee zur Begrüßung, dem üblichen »Wie war die Reise?« kam der Enkel des Kochs und Seemannes Ino Feeken zur Sache.
    Er holte aus der Schublade seines wuchtigen Schreibtisches den Seepass seines Großvaters Ino Feeken hervor, in dem das Testat des Kapitäns Reent Renken von der »Euridike« fehlte.
    Die letzte Eintragung des Heuerbuches trug die Unterschrift des Kapitäns der »Seven Seas«.
    Ob zufällig, was der grauhaarige Professor, dessen Äußeres Harald Feeken an den früheren deutschstämmigen Außenminister erinnerte, bestritt, oder beabsichtigt von Ino Feeken, das sei dahingestellt, bedeckte ein Tintenklecks die Heimatanschrift des Fahrensmannes.
    Professor Dr. Henry Feeken gab den Gästen Kenntnis seiner durchgeführten Recherchen, während seine Frau Mariett sie mit Tee und »Cookies« bediente.
    Die letzten Puzzlestückchen fügten sich nahtlos ein. Ino Feeken, das belegten die Nachforschungen lückenlos, hatte sich nach der Ankunft in San Francisco in der aufstrebenden Stadt als Koch im »Powells Pub« auf »Meiggs Wharf« – eine der quirligsten Gegenden von San Francisco zur damaligen Zeit, mit billigen Hotels, Bars und Spielhöllen – verdungen.
    Drei Jahre später erwarb Ino Feeken den »Powells Pub« von dem alten, kinderlosen, englischen Witwer Frank Tattler. Erneut stand ihm das Glück zur Seite, wie sich nach zwei Jahren herausstellte.
    Das gut gehende »Coffee and Meal House«, in dem Ino Feeken mit einer Hand voll Angestellten mehr als nur seinen Lebensunterhalt erwirtschaftete, lag mittenim Gelände der von der Stadtverwaltung geplanten Neuanlage des Fischereihafens am »North Beach«. Bauherr war die Stadt San Francisco. Sie erwarb von Ino Feeken, der mittlerweile eine Landsmännin, es handelte sich um Gretchen Dahmen, Tochter eines Bäckers aus Jülich, geheiratet hatte, den »Powells Pub«.
    Die ausgehandelte Kaufsumme überstieg um das Vierfache den Betrag, den Ino Feeken an den 68-jährigen Frank Tattler gezahlt hatte.
    Gretchen Dahmen, die nicht nur hübsche, sondern auch resolute Rheinländerin, pflegte den dahinsiechenden alten Tattler liebevoll und erbte nach seinem Tod zusätzlich sein Wohnhaus auf der Columbia Avenue.
    Der unter Seeleuten geschätzte »Powells Pub« wurde abgerissen. Ino Feeken und Gretchen Feeken, geborene Dahmen, kauften daraufhin vier Hektar Land im heutigen Cole Valley und ließen an der Ecke Sutter/Devisadereo Street ein Farmhaus errichten, betrieben Milchwirtschaft und eine gut gehende Molkerei.
    Sie besaßen ein hohes Ansehen, spendeten reichlich in die Kassen karitativer Einrichtungen. Nachvollziehbar, in Anbetracht der schweren Verfehlungen des ehemaligen Mannschaftsangehörigen der »Euridike«, die in den Gewässern um Helgoland Anfang März 1886 während eines Unwetters versank.
     
    Dem Chronisten liegt es am Herzen, den vielen »braven« und »mutigen« Seeleuten zu gedenken, wann und wo auch immer der Leser sich an den mit Seeromantik verwobenen von »Shanty-Chören« vorgetragenen Liedern erfreuen mag.
     

Das verflixte siebente Jahr
    T omco Bolerius hatte sich nach dem Besuch der

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