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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Willige Arbeit nach überstandenem Goldrausch. Die Stadt explodiert. Der Bauboom ist erst recht im Umland. In Sacramento, Stockton und Fort Sutter wird gerodet, immer noch wird dort nach Gold, doch mehr noch nach Silber gesucht. Die ?Empire Gold Mine? in Grass Valley zahlt für harte Knochenarbeit eine märchenhafte Heuer.«
    »Verlockend, die Neue Welt, aber ich habe Frau und Kinder«, sagte Koester und hob bedauernd die Schultern.
    »Drüben gibt es keine preußische Ordnung. Niemand fragt nach einer Geburtsurkunde. Wer da ist, ist da. Keine abgestempelten Zeugnisse mit kaiserlichem Siegel. Ino Feekens Seepass gilt als Eintrittskarte in eine unbürokratische Welt, die Ihre Fantasie in jeder Weise übersteigt. Selbst, wenn es Ihnen gelingen würde, ein Foto des mutmaßlichen Mörders Feeken aufzutreiben, um drüben nach ihm zu fahnden, würden Sie sich als preußischer Beamter der Lächerlichkeit preisgeben.«
    »Und weitere Recherchen? Ein Besuch beim Heuerbaas?«, fragte Alwin Koester.
    Der Steuermann lachte auf. »Angeheuert auf der ?Sekunda II? oder der Viermastbark ?Nike?. Von Bord gegangen drüben oder während der Reise über Bord gegangen! Aktenrückstände in der Registratur Ihrer Behörde.«
    »Ich verstehe«, antwortete der Kommissar und reichte dem gestandenen Seefahrer den Federhalter.
    Johnny Grooten setzte seine Unterschrift unter das Dokument.
    »Danke«, sagte Koester.
    »Gern zu Ihren Diensten«, sagte der Steuermann. »Weder Sie noch ich werden Ino Feeken je in Zukunft während des Restes unserer Jahre zu Gesicht bekommen. Meinem Kapitän lag daran, zur Klarheit beizutragen.«
    Er reichte dem Kommissar die Hand. »Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit«, sagte er.
    »Ich wünsche Ihnen stets die Handbreit Wasser unter dem Kiel«, antwortete der Kommissar.
    Johnny Grooten verließ das Polizeigebäude. Ihm blieb nur eine knappe Woche, seine Familie aufzusuchen, die von seiner Heuer ohne finanzielle Sorgen in Horumersiel im eigenen Hause wohnte.
     
    Die Aussagen des Steuermanns Johnny Grooten fanden ihre Bestätigung durch den Heuerbaas. Der ruppige, hart gesottene, schwergewichtige knapp 50-jährige Seemann zog das rechte Bein infolge eines Sturzes von einer Rah nach und hielt dabei seinen Oberkörper straff aufgerichtet. Er nahm sich Zeit für den Kommissar, während seine Angestellten emsig ihrer Agenten- und- Maklertätigkeit nachgingen. Er lud Alwin Koester zueinem Tee in sein mit Tischfähnchen der Reedereien geschmücktes und mit Aktenregistern überladenes Büro ein. Sie tranken den Tee mit braunem Rohrzucker aus dem importierten Chinaporzellan und steckten sich eine Havanna an.
    Der Heuerbaas bekam häufig Besuch von Beamten, und ein angestellter Morser empfing Suchnachrichten aus dem gesamten Kaiserreich. Heuerbaas Tomko Bruns nahm diese ernst, in einer Zeit, in der die Kriminalität wuchs und viele lichtscheuen Gestalten ihr Heil in der Neuen Welt suchten.
    Wie sich beim Gespräch herausstellte, hatte der Heuerbaas vom Untergang der »Euridike« keine Kenntnis genommen, dessen sich besonders der »Friesische Kurier« angenommen hatte. Diese Zeitung hatte kaum Leser im Emder Bereich. Auf seinem Schreibtisch lagen die Dokumente, die er für das Treffen mit dem Kommissar den Akten entnommen hatte.
    Die Recherchen des Kommissars galten Ino Feeken, der just zu der Stunde mit Heuerabsichten in seiner Agentur erschienen war, als der Steuermann von der Viermastbark »Seven Seas« dringend nach einem erfahrenen Koch für die Besatzung seines Schiffes suchte, die aus neun Matrosen, zwei Leichtmatrosen, dem zweiten Steuermann und einem Schiffszimmermann bestand.
    Den Koch der »Seven Seas«, ein bewährter Mann, seit Jahren an Bord für die Verpflegung der Mannschaft und die Vorratshaltung verantwortlich, hatten sie am heutigen Morgen mit schweren Verbrühungen zum Kaiserlichen-Marine-Hospital in Emden gebracht.
    Die Bark war zum Auslaufen gerüstet gewesen, wie Koester weiter aus dem Mund des schwergewichtigen Mannes erfuhr. Der im beiderseitigen Einverständnisabgeschlossene Kontrakt galt nur für die Reise zum Zielhafen San Francisco. Dort sorgte die Reederei, so hatte der legalisierte Steuermann der »Seven Seas« kundgetan, für eine weitere Lösung.
    Kommissar Koester nickte. Im Office lag der süßliche Geruch ihrer Havannas. Die Rauchschwaden verflüchteten sich zum geöffneten Oberlicht. Fuhrwerke ratterten über den benachbarten Kai.
    »Eile war geboten. Der Junge legte das Heuerbuch vor. Der

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