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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Realschule zum Bürokaufmann ausbilden lassen. Das Zeugnis seines Lehrbetriebes bescheinigte ihm all die
     Qualitäten, die für sein weiteres Fortkommen im Beruf erforderlich waren. Auch seine Lehrer an der BBS-Norden hatten auf seinem Zeugnis entsprechende
     Leistungen in den erteilten Fächern testiert.
    Tomco Bolerius bewarb sich erfolgreich bei der Bauunternehmung »Eike Casparsen GmbH«, die sich mit Projekten auf den Inseln auf Erfolgskurs befand. Er besuchte lernbereit und bildungswillig an zwei Abenden in der Woche Kurse der VHS, um sich mit der Anwendung der modernen Rechner vertraut zu machen, die ungebremst in Büros und Verwaltungen ihren Siegeszug fortsetzten.
    Tomco Bolerius liebte den Sport, joggte, trimmte sich im Norddeicher Meerwasser-Wellenbad beim Rücken-, Brust- und Butterfly-Schwimmen und suchte regelmäßig die Sauna auf.
    Entsprechend seiner breit gefächerten sportlichen Betätigungen besaß er nicht nur eine hervorragende Kondition, sondern auch einen athletisch durchtrainierten Körper. Er sah gut aus, hatte ein männlich ausgeprägtes Gesicht mit steiler Nase, Grübchenkinn, dichten Augenbrauen und einen gestutzten Schnurrbart über den schmalen Lippen.
    Tomco Bolerius erfüllte alle Voraussetzungen, die beider Bundeswehr geschätzt werden. Er beendete seinen Wehrdienst als Feldwebel der Reserve.
    In der Baufirma Eike Casparsen GmbH avancierte er zum Abteilungsleiter im Bereich Einkauf.
    Während seiner Jahre beim Bund war sein Vater verstorben. Der Papa hatte als Maat auf dem Fischkutter »Anse« gearbeitet. Er hatte Mama und ihm – Tomco hatte keine Geschwister – das rot geklinkerte Wohnhaus auf der Ostermarscher Straße, kurz vor dem abzweigenden Mandepolder Weg gelegen, der direkt zum grünen Deich führte, schuldenfrei hinterlassen.
    Seine 57-jährige Mama beackerte den Garten mehr aus Gewohnheit, denn ihre Witwenrente reichte aus, ihre bescheidenen Ansprüche zu erfüllen.
    Es war mehr ihr Drang nach Beschäftigung, der sie anregte, mit ihrem auf der hohen Kante angelegten Kapital an der von Touristen bevorzugten Straße, die parallel zum Deich verlief, ein Fischgeschäft mit kleiner Imbissecke zu eröffnen. Ihr Sohn Tomco stand ihr dabei erfahren zur Seite. Dank seiner Tätigkeit im Baugewerbe hielten sich die Umbaukosten im vorgezeichneten Kalkulationslimit.
    Annchen Bolerius bezog Schollen, Seezungen und Krabben vom Kutter »Anse«. Der Eigner, Chef ihres verstorbenen Mannes, räucherte selbst und belieferte sie mit Makrelen, Knurrhahn und Räucherschollen.
    Annchen Bolerius hatte Erfolg. Das Geschäft florierte. Ihr Sohn beriet sie in kaufmännischen und steuerrechtlichen Fragen. Sie kauften gemeinsam eine Kate auf dem Gelände des »Hufschlags« am Breiten Weg mit einem Hektar Weideland. Ein schicksalhafter Entschluss, wie sich später herausstellen sollte.
    Tomco Bolerius, voller Tatendrang, nahm sich, unterstütztvon Sport- und Saunafreunden, der Renovierung des verlotterten Hauses an. Unter ihnen befanden sich Maurer und Zimmerleute, die sich mit dem Stundenlohn von 10 Mark zufrieden gaben und ihr Handwerk verstanden. Ein Geschichtslehrer des Ulrichs-Gymnasiums beriet die Truppe und trug zur historischen Rekonstruktion bei.
    Unter den helfenden Händen befand sich auch die 22-jährige Claudia Ottenga, Krankenschwester aus Hage, Mitglied der Laufgemeinschaft.
    Claudia Ottenga, eine hübsche junge Frau, die im Norder Krankenhaus arbeitete, hatte eine auffallend sportliche Figur und ein offenes, freundliches Gesicht mit rehbraunen Augen. Sie trug ihr dunkelblondes Haar zu einem Zopf geflochten.
    Sie fühlte sich wohl in der Nähe des tatkräftigen Sportfreundes Tomco Bolerius und suchte Abstand von den jungen Ärzten, die um sie buhlten.
    Das Norder Krankenhaus zählte zu den Ausbildungsstätten für Jungmediziner der Technischen Hochschule Hannover. Den jungen Akademikern eilte der Ruf voraus, das schnelle Abenteuer zu lieben.
    Und so ergab sich, was schicksalhafter Vorbestimmung anzulasten sein mag, dass Tomco Bolerius, der am Abend eines schönen Junisamstages alle Mithelfer auf der fertig gestellten Terrasse der Kate mit Bier vom Fass und einem Fischbüfett vom Feinsten bewirtete, Feuer fing.
    In der aufkeimenden Dunkelheit prostete er Claudia Ottenga zu, blickte in ihr hübsches Gesicht und küsste sie. Sie erwiderte den heißen Kuss. Für sie ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Sie war bereit, mehr zu geben. Unter der gebührenden Anteilnahmeihrer

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