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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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rüberkommen«, trug er belustigt vor.
    »Frerik, Spaß beiseite«, sagte der Kommissar. »Die Frau des Prokuristen der ?Eike Caspersen GmbH?, von dem in den Zeitungen zurzeit viel zu lesen ist, wird vermisst. Sie verließ mit ihrem Rad eine Geburtstagsfeier in Hage, das war gegen 21.30 Uhr. Sie fand nicht zurück zu ihrem Mann. Sie wohnen in der umgebauten Kate am Breiten Weg, kurz vor Junkersrott. Ich fahre gleich mit meinen Kollegen los. Wir schauen uns um. Gib mir deine Handy-Nummer.« Er notierte sie in seinem Tischkalender. »Organisiere eine Truppe, die sich am Nachmittag rund um den ?Wicher? umsieht. Ich melde mich noch«, sagte der Kommissar und legte auf.
    »Loose, um ganz sicher zu gehen«, sagte er zu seinem Kollegen und wählte die Nummer des verzweifelten Ehemannes der Vermissten. Vergeblich. Er wählte die Nummer der Fischhändlerin.
    »Annchen Bolerius«, vernahm er die weinerliche, stockende Stimme der besorgten Alten.
    »Kripo Norden, Groener. Frau Bolerius, mein Kollege Loose und ich begeben uns auf die Suche nach Ihrer Schwiegertochter Claudia. Gibt es neue Erkenntnisse?«, fragte der Kommissar.
    »Nein, wir befürchten Schlimmes. Mein Sohn hat bereits das Haus verlassen und sucht nach ihr. Es ist schrecklich. Wir sind verzweifelt«, sagte sie und begann zu weinen.
    »Sie hören von uns. Am Nachmittag starten wir eine groß angelegte Suche«, sagte der Kommissar mit einfühlender Stimme.
     
    Der Nordwestwind wehte mit Stärke 5 Seenebelschwaden über die Stadt. Es war frisch. Das Thermometer zeigte 10 Grad. Die Meteorologen hatten für die nächsten Tage sonniges Spätherbstwetter angesagt. Die Beamten stiegen in den Passat. Kommissar Groener lenkte den Wagen auf die Norddeicher Straße im aufkommenden Morgenverkehr. An der Ampel kurz vor Norddeich verließen sie die B 70 und bogen in die Ostermarscher Straße ein, die parallel am grünen Deich entlangführte. Auf den weiten Weiden graste das Buntvieh. Traktoren zogen Pflüge über die abgeernteten Stoppelfelder. Schwärme von Möwen folgten den Pflugscharen.
    »Eine recht mysteriöse Geschichte«, meinte Menke Loose und blickte auf den Leuchtturm der Insel Norderney, der über den Deich lugte, während sich der Himmel aufzuklären begann.
    »Ein Verbrechen? Dafür sprechen die sorgenvollenBemühungen ihres angesehenen Mannes und der respektablen Schwiegermutter der jungen Frau. Die ist nicht einfach abgehauen, um ?Bäumchen wechsle dich? zu spielen«, sagte der Kommissar.
    Die Straße säumten nur wenige rot geklinkerte Landhäuser und einige Pensionen. Seitlich führten der Westerlooger Strohweg und kurz danach der Dieksweg zum vorgelagerten Deich des Wattenmeeres. Es folgte der Mandepolder Weg, in dessen Nachbarschaft die Witwe Bolerius ihr Fischgeschäft im erweiterten Wohnhaus führte.
    »Ich sehe keinen Sinn darin, anzuhalten und die Alte mit Fragen zu belästigen«, sagte Groener.
    »Ihr könnte unser Beistand auch nicht weiterhelfen«, meinte Loose. In Junkersrott verließen sie die Landstraße, passierten den Grafenplatz und warfen einen Blick auf die Kate, die an diesem Morgen – dabei konnte ihre Einbildung mit im Spiele gewesen sein – einen tristen und geisterhaften Eindruck hinterließ. Der Kommissar lenkte den Passat im Schritttempo über den Breiten Weg, dabei beobachteten sie aufmerksam die mit Schilf und Lampenputzern bewachsenen Böschungen der Gräben. An unübersichtlichen, verfilzten Stellen stieg Loose aus und schaute sich um. Das landwirtschaftliche Nutzland zwischen Wilmsfeld, dem Karlshof und dem Fahlhaus bot sich ihnen übersichtlich dar. Erst am Süderhaus hielten sie an, suchten die Büsche und den Garten des zum Urlauberdomizil umgebauten Traktes ab. Dieser Prozedur unterzogen sie auch das Gelände vor dem Anwesen »Ülkebült«. Ergebnislos! Sie fuhren zum Schießstand, parkten den Wagen vor dem eingezäunten Gelände und stiegen aus. Dort erwartete sie eine unvorhersehbare Überraschung. Sie nähertensich dem Vereinsheim, es ähnelte einer bayerischen Jagdhütte. An dem kleinen Toilettenhäuschen lehnte ein Damenrad. Es war nicht abgeschlossen. Es handelte sich um ein holländisches Produkt der Marke »Gazelle« mit dem typischen breiten Lenker und dem Kettenkasten.
    »Eine erste Spur«, sagte Menke Loose erleichtert. Er ging zum Passat, öffnete die Heckklappe und entnahm dem Wagen die Spurensicherungstasche, stellte das Rad auf den Ständer und begann es nach Fingerabdrücken zu untersuchen, während Gerrit

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