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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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den Fischen ab. Claudia und die Mama reduzierten die Öffnungszeiten. Die Herbstferien vor allem von Nordrhein-Westfalen sorgten noch einmal für einen guten Umsatz.
    Tomco war sehr niedergeschlagen. Er fühlte sich in jeder Weise unschuldig an dem Geschehen, das diePresse beschäftigte. Sie zählte ihn zu den Verantwortlichen, die, hätten sie früher reagiert, vieles hätten retten können.
    Mitte Oktober, an einem Freitagabend gegen 18 Uhr, suchte Claudia Abstand von ihrem nörgelnden Mann, der ihr zum x-ten Mal seine Unschuld an dem Desaster vortrug, ihr die Meinung ihrer Anwälte kundtat.
    »Ich will davon nichts mehr wissen! Mama und ich haben uns abgeschuftet! Sieh zu, wie du da herauskommst, ohne uns um unseren Erfolg zu prellen«, schimpfte sie.
    »Mach mal Sendepause! Immerhin bin ich der Erbe von Mamas Vermögen!«
    »Deine großkotzige Art geht mir auf den Keks! Und was ist mit einem Kind?«, fragte sie ironisch, ging zum Korridor und zog den Anorak über.
    »Und wohin führt die Reise?«, fragte er ironisch.
    »Ute Sanders hat Geburtstag. Sie hat zwei niedliche Jungs. Ihr Mann arbeitet bei VW. Sie haben ihr Haus bezahlt!«, antwortete sie zynisch und verließ die Kate.
    Sie stieg auf ihr Hollandrad und radelte über den Breiten Weg nach Hage.
    Tomco Bolerius reagierte wütend. Er hatte ihren Beistand erwartet, gerade jetzt, wo es um einiges ging. Er betrat die Küche, öffnete den Kühlschrank, entnahm ihm die Corvitflasche, die er seit dem Besuch seiner Sportfreunde – das war im Mai anlässlich seines Geburtstages gewesen – nicht mehr berührt hatte, öffnete sie, führte sie an seine Lippen und nahm einen kräftigen Schluck zu sich.
    Danach verließ er die Kate, stieg auf sein Rad und fuhr zum Haus der Mama.
     
    Tomco Bolerius schob das Fahrrad in den Schuppen. Er stellte es zwischen Mülltonne und Schubkarre ab. Am Himmel trieb der aufgebriste Nordwest Wolkenfetzen über den zunehmenden Mond.
    Tomco ging um das Haus, missmutig, den Kopf voller trüber Gedanken. Erst heute hatte der Ostfriesenkurier die Geschäftsleitung der »Eike Casparsen GmbH« mit neuen Vorwürfen belastet. Da war die Rede von einem Scheck in sechsstelliger Höhe der Bauträgergesellschaft, der mangels Deckung von der Kreissparkasse nicht eingelöst worden war. Juristisch betrachtet galt der Vorgang als Scheckbetrug. Die Firma »Oderhoff und Offermatt AG« reagierte postwendend. Sie sprach von einem bedauerlichen Versehen und fügte ihrer Entschuldigung hinzu, dass ein potenter Kunde die vereinbarte Zahlungsfrist nicht eingehalten hätte.
    Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte seine Firma bereits Alarm schlagen müssen, so der Kommentar.
    Dem war nicht so, wie sich Tomco erinnerte. Sie hatten den ihr eingeräumten Kredit bis dato nicht überzogen, ihren Subunternehmern Anteilzahlungen überwiesen und sich auf eine Wechselzahlung mit der Bauträgergesellschaft geeinigt. Die Kreissparkasse hatte ohne Einwände die Akzepte diskontiert. Damit geriet das jetzt auftrumpfende Kreditinstitut in eine Schieflage. Es hatte die Bonität der Wechsel geprüft und nicht beanstandet. Eike Casparsen, er und seine Kollegen als Mitglieder der Geschäftsleitung hatten sich daraufhin für die getroffenen Maßnahmen entschieden.
    Tomco Bolerius öffnete die Haustür, betrat das Haus, machte Licht, suchte das Bad auf, ließ sein Wasser ab und wusch sich in Gedanken verloren über Gebühr mit Seife im Waschbecken die Hände.
    Es war bereits 23 Uhr. Claudia hatte noch nicht nach Hause gefunden. Tomco ging in die Küche, entnahm dem Kühlschrank eine Flasche Pils, öffnete sie, trank das Bier am Küchentisch und rauchte eine Zigarette. »Geburtstag hin, Geburtstag her«, sprach er vor sich hin. Er war mächtig aufgedreht, verließ die Küche, betrat den Korridor, griff zum Telefonbuch, nahm das Handy und wählte die Nummer.
    »Ute Sanders«, vernahm er.
    »Hier Tomco Bolerius, Ute. Nimmt Claudia ein Taxi?«, fragte er und grinste.
    »Ach, sie ist nicht mehr hier. Sie ist mit dem Rad um 9.30 Uhr hier losgeradelt. Ich habe ihr noch Kuchen für dich mitgegeben«, antwortete sie.
    »Mein Gott!«, entfuhr es Bolerius.
    »Vielleicht ist sie zu deiner Mutter gefahren«, antwortete Ute Sanders.
    »Das mag sein«, antwortete er und beendete das Gespräch.
    Tomco Bolerius zog seine Wetterjacke über, eilte zum Schuppen, holte das Fahrrad hervor, stieg auf und radelte zu seiner Mutter, die sich um diese Zeit noch nicht zur Nachtruhe begeben hatte und ihm die

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