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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Groener die verschlossene Toilette und das Clubhaus in Augenschein nahm. Anschließend betrat er das große Schießgelände, das mit Bruchstücken der als Tauben bezeichneten Tonscheiben übersät war.
    Sie blickten überrascht auf und unterbrachen ihre Suche, als sich ihnen über einen Trampelpfad, der an Tannen entlangführte, ein Mann näherte. Er schob ein Hollandrad. Er hatte eine kräftige, sportliche Figur und war hoch gewachsen. Er trug Jeans und einen Troyer. Er war mächtig aufgedreht.
    »Jemand hat sie umgebracht! Sich an ihr vergangen!«, schrie er, warf das Rad beiseite und näherte sich den Beamten. Sein gut geschnittenes Gesicht zeigte Spuren einer langen, schlaflosen Nacht. Er legte die Hände vor sein Gesicht und schluchzte.
    »Herr Bolerius, Kripo«, sagte der Kommissar. »Wenn Ihre Vermutungen Sie zu sehr belasten, fahre ich Sie fürs Erste zum Krankenhaus.« Er griff in seine Jackentasche und reichte Bolerius ein Tempotuch.
    »Es ist unvorstellbar«, hauchte der Mann, nahm die Hände vom Gesicht, ergriff das Taschentuch und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Seine Hand zitterte.
    »Claudia – ist tot!«, schrie er auf.
    »Herr Bolerius, das ist anzunehmen. Kommen Sie bitte mit«, forderte Loose ihn auf. Er folgte dem Beamten und weinte vor sich hin.
    »Wir fanden das Rad«, fügte der Kommissar hinzu. Bolerius nickte und nahm vom Kommissar ein weiteres Tempotuch entgegen.
    »Claudias Rad. Hier hat der Mörder ihr aufgelauert«, gab er stockend von sich.
    »Und was führt Sie zu der Annahme, dass sich jemand an Ihrer Frau vergangen hat?«, fragte der Kommissar ruhig.
    Durch die Tannen fuhr der Wind. Die Luft roch nach Harz und erinnerte Loose an die Aufgüsse in der Sauna. Bolerius schnäuzte sich. Er bemühte sich um Fassung.
    »Sie verließen recht früh die Wohnung, wie wir von Ihrer Mutter erfuhren«, sagte er.
    Bolerius wies mit der Hand auf den Wald.
    »Am Kaakweg, auf der Bank, fand ich – ihre Bluse – ihren Slip – ihre Jeans«, antwortete er unter Tränen.
    »Sie haben die Textilien Ihrer Frau nicht berührt und durchsucht?«, fragte Loose.
    Bolerius winkte ab.
    Loose trug den Spurensicherungskoffer zum Auto, entnahm ihm eine Plastiktüte und zog die Heckklappe nach unten. Groener schloss die Autotüren.
    »Wie weit ist das zu Fuß?«, fragte Loose.
    »Eine knappe halbe Stunde«, antwortete der Kommissar.
    »Herr Bolerius, bitte kommen Sie. Wir begeleiten Sie«, wandte sich der Kommissar an den Mann der Vermissten, der sich aufrappelte, seine Kraftreserven mobilisierte und ihnen schweigend vorausging.Der Leiter der Norder Feuerwehr, Frerik Ewers, hatte bei der Auswahl seiner Leute auf deren familiäre, berufliche und private Verpflichtungen Rücksicht genommen. Es war weder ein Brand ausgebrochen noch gab es einen Notstand. Seinem Aufruf waren 10 junge Wehrleute gefolgt, die sich am Nachmittag auf dem Parkplatz vor dem Lütetsburger Schloss einfanden.
    Nach einer kurzen Lagebesprechung suchten sie über den Kaakweg das Nordholz auf und begannen vom Schienenstrang der Küstenbahn ihre systematische Suche.
    Sie blieben in Rufnähe und durchforsteten das Gelände. Ihre Suche im Gehölz blieb ergebnislos. Sie schauten sich im verfilzten Brachland um. Kurz vor der Holzbrücke, die über das Hager Tief führte und gerade Platz für zwei Fahrräder bot, fanden sie die Leiche der jungen Frau an der mit Schilf, vertrockneten Sträuchern und verwilderten Disteln bewachsenen Böschung.
    Erschreckte Entenpärchen flatterten davon. Die Sonne schien. Der frische Wind kühlte die erhitzten Gesichter der Feuerwehrmänner. Ihnen bot sich ein gruseliger Anblick.
    Der per Handy herbeigerufene Arzt bestätigte das, was für die Helfer kein Geheimnis mehr war. Claudia Bolerius war das Opfer eines Sexualverbrechers geworden. Bis auf ihre Schuhe mit flachen Absätzen und weißen Söckchen war sie nackt. Der Täter hatte sie erwürgt.
    Platt gewalzte Gräser, zertretene Binsen, abgeknickte Schilfhalme ließen darauf schließen, dass der Mörder Claudia Bolerius am Böschungsrand des Hager Tiefs vergewaltigt hatte.
    Dem entsprachen die Hautrötungen, hervorgerufendurch stachelige Pflanzen, wie der Arzt bei der Obduktion der Leiche feststellte. Bemerkenswert fiel dabei ins Gewicht, dass das Opfer keine Spuren eines vorausgegangenen Abwehrkampfes davongetragen hatte. Der Mörder hatte Claudia Bolerius erwürgt. Die hinterlassenen Druckstellen am Hals und im Genickbereich hatten kräftige, behandschuhte

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