13 kleine Friesenmorde
Troyer. Sein Gesicht bedeckte eine tiefe, fast südländische Sonnenbräune. Sein kurz geschnittenes Haar hatte die Sonne gebleicht. Er lächelte.
Ein Siegertyp, fuhr es Menke Loose durch den Kopf.
Die Beamten erhoben sich.
»Darf ich vorstellen? Herr Bolerius, Herr Akkermann, Staatsanwalt aus Aurich«, sagte Kommissar Groener.
»Ich gehörte vor sieben Jahren nicht zum Team«, antwortete Akkermann und reichte Bolerius die Hand zum Gruß. Dabei drückte er mit der Linken die Collegemappe gegen seinen Körper.
Die Beamten nahmen Platz.
Tomco Bolerius grinste geringschätzig. »An dieseZeit erinnere ich mich nur ungern. Ich war Lügen und Diffamierungen ausgesetzt. Meine Frau wurde das Opfer eines Sexualmörders. Meine Mutter war überfordert in ihrem Geschäft. Doch danach ging es bergauf«, antwortete Tomco Bolerius in lockerem Tonfall, als hätte er alte Bekannte zu sich eingeladen.
Annchen Bolerius trug das Stövchen an den Tisch und stellte die Teekanne ab. Sie nahm am Tisch Platz.
»Bitte!«, sagte sie, lächelte gequält und wies auf den Kluntjebecher.
Die Beamten und ihr Sohn bedienten sich. Die Alte nahm die Kanne vom Stövchen und schenkte den Tee aus.
»Wie wir in Erfahrung brachten, gingen Sie nach Spanien«, meinte Loose.
»Nehmen Sie auch von der Sahne«, warf Annchen Bolerius ein.
Sie bedienten sich und nahmen Schlucke vom Tee zu sich.
»Auf Ihre Frage. In Nerja an der Costa del Sol lief und läuft das Geschäft mit Ferienwohnungen hervorragend. Thekla, meine Frau, und ich sind bereits aus dem Schneider. Für die Zukunft unseres Sohnes Menno ist gesorgt. Wir hoffen, dass Mama uns noch lange erhalten bleibt«, sagte er und gab sich protzig.
»Sie starteten Ihre Erfolgslaufbahn in Spanien mit vier Lebensversicherungen Ihrer verstorbenen Frau Claudia«, warf Groener ein.
Tomco Bolerius zog sein Gesicht kraus.
»Das war nicht an dem. Die avisierten Regressansprüche der Bank entpuppten sich als Luftblasen. Ich habe Kredite getilgt und die Kate verkauft«, antwortete er hochnäsig.
»Mein Sohn konnte auf mein Vermögen zurückgreifen, doch dazu kam es Gott sei Dank nicht«, warf die Alte erregt ein.
»Und Sie heirateten Frau Thekla Dreesen, eine Juisterin?«, fragte Kommissar Loose und nahm einen Schluck Tee zu sich.
»Was soll die Frage?«, antwortete Bolerius und hob die Schultern.
»Sie arbeiteten bis kurz vor dem Ableben Ihrer ersten Frau auf den Inseln, unter anderem auch auf Juist. War eine erneute Eheschließung bereits sechs Monate nach dem Tod Ihrer Frau nicht etwas früh?«, fragte Kommissar Groener.
»Sie nehmen den Mund ziemlich voll. Ich fühlte mich zu jung für die Rolle eines trauernden Witwers und beabsichtigte nicht, dem Alkohol zu verfallen«, antwortete er erbost.
»Die Argumente reichen nicht aus, unsere Verdächtigungen aus dem Wege zu räumen. Wir gehen davon aus, dass Sie hinter dem Rücken Ihrer Frau Claudia ein Verhältnis mit Ihrer späteren zweiten Frau Thekla unterhielten«, stellte Loose fest.
»Das sind glatte Unterstellungen«, empörte sich Bolerius.
Die Alte schreckte auf. Sie griff zur Teekanne und schenkte Tee nach.
»Herr Bolerius, wir befinden uns nicht auf einem Badeurlaub. Wir registrieren zu unserer Erleichterung, dass weder Ihre Frau Thekla noch Ihr kleiner Sohn anwesend sind. Wir legen Ihnen zur Last, Ihre Frau Claudia an der Böschung des Hager Tiefs im Lütetsburger Holz nach oder während eines Liebesaktes erwürgt zu haben. Ihre Täuschungsmanöver waren perfekt. Dengegen Sie gehegten Verdacht vereitelte Ihre Mutter!« Der Staatsanwalt schaute die Alte scharf an. »Frau Bolerius, gestehen Sie, dass Sie mit einem falschen Alibi Ihren Sohn vor einer Überführung gedeckt haben!«
Annchen Bolerius erschrak. Sie brach in Tränen aus.
Ihr Sohn grinste die Beamten abfällig an. Er reckte sich. Seine kräftigen Schultern spannten seinen Troyer.
»Den Tee in Ehren! Ziehen Sie von dannen! Ihre Vorwürfe gegen mich und meine Mutter sind unverschämt und unbewiesen!«, sagte er empört. »Ich habe Claudia geliebt! Scheren Sie sich zum Teufel!«
»Mäßigen Sie sich! Dem war so. Sie haben ihre Frau Claudia körperlich am Grabenrand geliebt und ihr dabei die Kehle zugedrückt!«, warf Kommissar Groener ein.
Die Alte schrie auf, legte den Kopf auf den Tisch und heulte Rotz und Wasser.
»Frau Bolerius, wie war das mit dem Alibi?«, fragte Loose.
Er bekam keine Antwort.
»Raus!«, schrie Tomco Bolerius wie von Sinnen.
»Bitte, einen Moment,
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