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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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würden. Teda hatte Anspruch auf eine vielleicht bescheidene Pension.Sie geriet nicht in Not. Den Bungalow an der Uferstraße in Norddeich beabsichtigten sie und ihr Mann zu übernehmen, den geringen Beitrag, den Kuno Swyters bei der Abzahlung geleistet hatte, zahlten sie gerne an den fuchsigen Finanzbeamten aus Marienhafe aus. Da konnten Juristen den endgültigen Schlussstrich ziehen.
    Auf der anderen Seite der schnell gezogenen Bilanz, die sie bereits aufgestellt hatte, während die Tochter noch im Leid zu ersticken drohte, stand die Tatsache, dass Kuno zwei hübsche intelligente Enkelkinder hinterlassen hatte, die sie liebten und für die sie bereit waren, ihre Plackereien trotz ihres Alters weiterhin auf sich zu nehmen.
    Stine Riekers, die 62-jährige tatkräftige Landfrau, trug ihr graues Haar im Pagenschnitt. Sie hatte eine helle Haut, feine Gesichtszüge, die im Gegensatz zu ihrer kräftigen Statur standen. Ihr Mund war schmal. Sie hatte buschige Augenbrauen, die ins Rötliche gingen. Stine trug selten Röcke und wirkte in Jeans und Herrenoberhemden burschikos sympathisch und vertrauensvoll. Sie war Mitglied der »Singgemeinschaft Hage«.
    Ihr Mann Wiechert war 65. Er hatte volles graues Haar, war hoch gewachsen und äußerst vital. Sein Gesicht zierte eine längliche Nase mit hervortretenden Wangenknochen und herben Gesichtsfalten. Er führte den Hof mit unternehmerischen Fähigkeiten und gehörte seit Jahren zum Aufsichtsrat der Raiffeisenbank in Hage. Fernab von den Gedanken, die seine Frau beschäftigten, gab er sich den Plänen hin, für seine Enkel bauliche Maßnahmen auf dem »Annahof« in die Wege zu leiten. Tochter Teda konnte sich in den Betrieb einarbeiten. Ihm den Bürokram abnehmen, während er dieVaterrolle der Kleinen zu übernehmen gedachte. Den Bungalow in Norddeich konnten sie verkaufen.
    »Ferien auf dem Bauernhof«, sagte er mit aufheiternder Stimme, als die Enkelkinder mit der Mama auf der hinteren Sitzbank des Mercedes Kombi Platz nahmen, Stine die Haustür des Bungalows verschloss und zu ihm in den Wagen stieg.
    »Mama, hör auf zu weinen. Wir sind gerne bei Omi und Opi«, sagte der Enkel.
    Wiechert lenkte den Mercedes auf die Tunnelstraße und fuhr der Ostermarsch entgegen.
     
    Am Montag, dem 14. Januar, wehte ein kalter Nordwestwind mit der Stärke 5 bis 6 bei einem aufgelockerten Himmel mit sonnigen Abschnitten. Das Thermometer zeigte plus 3 Grad. Um 10 Uhr parkte der Kurier-Fotograf seinen Firmenpassat vor dem »Alten Weinhaus«, in dem die Kripo residierte.
    Er stieg aus und betrat durch das breite Portal den Korridor, den Fahndungsplakate zierten. Über die alte Holztreppe stieg er nach oben, orientierte sich an den Hinweistafeln und betrat einen schmalen Gang, in den das Licht eines Fensters fiel. Es lag dem Markt zugeneigt, wie er sah. Er fand zum Zimmer 213, klopfte an und öffnete die Tür.
    »Moin«, sagte er.
    Kommissar Ihben saß hinter seinem Schreibtisch und erhob sich.
    »Moin«, erwiderte er den Gruß, schob einen Stuhl zurecht.
    »Nehmen Sie Platz, Herr Manstroh«, sagte er.
    Der Bildreporter setzte sich auf den Stuhl. Er hattewelliges Haar, ein frisches, gut geschnittenes Gesicht. Er trug Jeans und einen Anorak.
    »Kaum zu glauben«, sagte Manstroh und reichte dem Kommissar die Versandtasche. »Claas van Thun, ein tüchtiger, angesehener, ruhiger und bedächtiger Mitbürger, schießt plötzlich um sich. Pfingsten beim Schützenfest in Berum habe ich ihn fotografiert beim Königsschießen für den Beitrag in der Heimatseite.«
    »Er hinterlässt eine Menge unglücklicher Menschen«, sagte der Kommissar. »Er war mächtig durchgeknallt und zog die richtige Konsequenz nach dem Mord an diesem Lehrer. Kuno Swyters hinterlässt zwei Kinder, um die sich die Großeltern kümmern.«
    Er öffnete den Umschlag, entnahm ihm die Fotos und studierte sie.
    »Gestochen scharf«, kommentierte er. »Die BILD-Zeitung würde sie Ihnen aus den Händen reißen«, fügte er sarkastisch hinzu, entnahm der Schreibtischschublade eine Lupe und betrachtete nachdenklich die Großaufnahme der Schusswaffe.
    »Greta van Thun hat sich, wie ich erfahren habe, bereits krank gemeldet, vor Scham, und ist zu ihren Eltern nach Baltrum abgereist«, sagte Manstroh. »Auch Teda Swyters hat auf dem Annahof bei ihren Eltern mit den Kindern Zuflucht gesucht. Sie heulen sich die Augen aus.«
    Kommissar Ihben steckte die Fotos in das Kuvert zurück.
    »Einen Tee?«, fragte er, erhob sich, trat an das Fenster und

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