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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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stämmigen Beamten, der sich eilig dem Portal näherte. Sein Gesicht war von der Kälte gerötet. Auf seinem Kopf saß die Elbseglermütze. In der Hand hielt er eine Tasche.
     
    Kommissar Ihben betrat das Café, blickte sich um, ging am Kuchentresen vorbei, sah den Arzt, der sich erhob und ihm zuwinkte. Ihben
    hängte seine Jacke an die Garderobe,legte seine Mütze ab und trat an den kleinen Tisch.
    »Der kalte Wind«, sagte er, reichte Dr. Fischbeck die Hand und nahm am Tisch Platz.
    »In der Dose befinden sich die Geschosse. Drei Projektile«, sagte Arzt.
    Ihben nickte. »Das Vierte saß in der Wand«, sagte er und steckte die Dose mit der fremden, verwirrenden Aufschrift in seine Tasche.
    »In dem Kuvert befindet sich der Bericht«, sagte der Arzt und reichte ihm den Umschlag. »Lektüre für den Nachmittag. Ich muss gleich auf Station.« Fischbeck winkte die Bedienung an den Tisch. Er zahlte.
    Der Kommissar bestellte ein Kännchen Kaffee.
    »Der Staatsanwalt hat seinen Besuch angekündigt«, sagte Ihben und blickte den Arzt an. Er entnahm seiner Tasche den Umschlag mit den Fotos.
    »Studieren Sie erst die Ergebnisse der Untersuchung. Ich stehe Ihnen später für Fragen gern zur Verfügung«, antwortete Dr. Fischbeck mit einem Blick auf seine Armbanduhr.
    »Herr Doktor, noch eine Sekunde. Werfen Sie einen Blick auf die Fotos«, bat ihn der Kommissar.
    Die Bedienung brachte den Kaffee an den Tisch.
    Dr. Fischbeck entnahm dem Kuvert die scharf geschossen Fotos des Kurierfotografen. Er betrachtete sie aufmerksam, während Ihben den Kaffee in die Tasse goss, Zucker und Milch hinzugab und ein paar Schlucke zu sich nahm.
    Dr. Fischbeck steckte die Fotos zurück in den Umschlag.
    »Was stimmt Sie nachdenklich?«, fragte er.
    »Irgendetwas. Die Lage des Mörders. Die Höhe desProjektils in der Wand. Ich weiß es nicht«, antwortete Ihben nachdenklich und steckte sich eine Zigarette an.
    »Sie finden Hinweise dazu im Bericht«, antwortete Dr. Fischbeck. Er erhob sich und reichte dem Kommissar die Hand. Zur Bestätigung seiner Eile erklang der Piepton aus seiner Kitteltasche. Der Arzt nickte Ihben zu, verließ das Café und eilte zur Station, für die er die Verantwortung trug.
     
    Ubbo Brooken, der 56-jährige Staatsanwalt, entstammte einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie aus Leer. Seine Frau Okka kam aus dem ostfriesischen Rysum, einem verwinkelten Dorf in der Krummhörn, mit Tradition, alter Mühle, Backsteinkirche, historischer Arp-Schnitger-Orgel und prächtigen Herrenhäusern ehemaliger Großbauern.
    Die Brooken hatten in Aurich Haxtum gebaut und es nicht bereut. Ubbo Brooken hatte nach erfolgreichen Dienstjahren in Goslar, Wolfenbüttel und Peine zurückgefunden in seine ostfriesische Heimat. Ihr ältester Sohn arbeitete als Doktor der Chemie bei den Bayerwerken in Dormagen, ihr zweiter Sohn studierte in Aachen Zahnmedizin und stand kurz vor dem Examen.
    Okka Brooken arbeitete auf Stundenbasis in einer Auricher Buchhandlung.
    Die Brookens lebten bescheiden in einer angenehmen Nachbarschaft, ohne den Drang in sich zu verspüren, sich politisch oder gesellschaftlich zu profilieren. Sie freuten sich über die Erfolge der Söhne und waren rundum zufrieden. Den einzigen Luxus, den sie sich gönnten, war ihr BMW.
    Ubbo Brooken hatte eine stämmige Figur. Er trug seinmeliertes Haar im Fassonschnitt. Sein Gesicht zwar pausbackig und wirkte mit den forschen Augen lehrerhaft streng. Er liebte die Gartenarbeit und hatte sich im Keller eine gut bestückte Werkstatt eingerichtet. Nur selten kam es vor, dass sie Handwerker für notwendige Reparaturen in Anspruch nahmen.
    Ubbo Brooken lenkte den BMW an diesem Nachmittag am Silbersee mit dem neu erstandenen Erholungsgebiet entlang in Richtung Westerholt. Das sonnige Wetter hatte auf den Äckern und Weiden riesige Wasserpfützen hinterlassen.
    Er dachte an sein Dienstgeschäft, als sein Blick auf das Ortsschild »Berum« fiel. Die verabscheuungswürdige Bluttat störte seine Freude an dem idyllischen Ort mit Wasserschloss und Waldallee. Claas van Thun hatte im Blutrausch um sich geschossen und für viel Unheil gesorgt. Die Tragödie im schmucken Bungalow in bevorzugter Lage hatte sich unter Menschen ereignet, die auf der Sonnenseite des Lebens standen.
    Ubbo Brooken lenkte den BMW durch das verkehrsreiche Hage, am Lütetsburger Schloss entlang in Richtung Norden und erreichte schließlich das Kommissariat.
     
    Menke Ihben stammte aus Esens. Nach seiner Ausbildung in

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