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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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sind mit zwei Wagen gekommen. Zwei Leichen auf einmal sprengt die Norm«, sagte Strupp und trug mit seinem Gehilfen den ersten Sarg aus dem Zimmer, in dem es süßlich nach Blut und Rauch roch.
    In die Stille drangen die Geräusche unruhiger Schritte gleichmäßig durch die getäfelte Zimmerdecke, als ginge der Alte oben im Apartment unentwegt hin und her.
    Arnold Strupp und sein Gehilfe trugen den zweiten Sarg in das Zimmer, stellten ihn vor dem Mörder und Selbstmörder Claas van Thun ab, legten den Deckel beiseite, hoben den Hausherrn, Ehemann, Prokuristen, Bauingenieur und Sportschützen in den Sarg, schoben den Deckel auf die Sargschale, legten ihre Hände um die schmucklosen Griffe und trugen ihn nach draußen.
    »Scheiße«, entfuhr es Martens, dem das makabre Schauspiel zusetzte. »Ich begebe mich nach oben. Der Alte muss ran. Wir können doch nicht einfach auf und davon. Es gibt doch irgendjemanden, der um diese Zeit auf die Rückkehr von Swyters wartet.«
    Ihben nickte. Er zeigte auf die Zimmerdecke. »Der Alte findet keinen Schlaf. Hol ihn nach unten«, sagte er. Er verschloss seine Spurensicherungstasche.
    Martens verließ das Zimmer, betrat den Korridor und stieg die Treppe nach oben. In dem kleinen Flur warf eine Leuchte mattes Licht.
    »Hallo!«, rief er.
    Er vernahm die Geräusche einer Spülung.
    »Hallo!«, rief er erneut und blickte in den Flur. Eine Deckenleuchte blendete ihn.
    Der Alte kam ihm entgegen.
    »Die Dirn schläft«, sagte er mit müder Stimme.
    »Wir sind dabei, das Haus zu verlassen. Kommen Sie bitte mit nach unten«, sagte der Kommissar.
    Der Alte folgte ihm in das Wohnzimmer.
    »Es tut uns Leid, aber wir benötigen von Ihnen noch eine Auskunft«, sagte der Kommissar. »Das bedauernswerte Opfer Ihres Schwiegersohnes hinterlässt Angehörige, die wir von dem Unglück in Kenntnis setzen müssen.«
    Der Alte fuhr mit der Hand über seine Glatze und atmete schwer. Er rang nach Worten und schluckte heftig. »Kuno Swyters, er hinterlässt zwei Kinder. Seine Frau ist eine geborene Riekers vom ?Annahof? in Hagermarsch. Es ist nicht weit von hier«, sagte er schleppend mit Tränen in den Augen.
    »All up Stee«, sagte Ihben und trat an den Tisch. »Hier liegen seine Schlüssel, die Brieftasche und sein Portmonee. Wir werden die Tür versiegeln und uns morgen bei Tageslicht hier im Zimmer noch einmal umsehen.«
    Er ging zum Kamin und blickte in die weiße Asche.
    »Das Feuer ist erloschen«, sagte er.
    Sein Blick fiel auf einen flauschigen Haarreifen. Er lag auf den Steinfliesen vor dem Kamin.
    »Wenn Sie noch irgendetwas benötigen, dann nehmen Sie es mit«, sagte Odens.
    Der Kommissar bückte sich und schob den Haarreifen in seine Tasche.
    Der Alte nickte. »Sie haben einen schweren Gang vor sich«, sagte er und weinte in ein Taschentuch.
    Ihben nahm die Spurensicherungstasche vom Boden.
    »Falls Sie oder Ihre Angehörigen während der Nachtmedizinische Hilfe benötigen sollten, dann rufen Sie das Krankenhaus an. Dr. Fischbeck hat Nachtdienst«, sagte er.
    Sie verließen das Zimmer und löschten die Lichter. Odens klebte ein Siegel auf das Türschloss.
    »Ein harter Schlag für uns alle«, sagte der Alte und ging zur Treppe.
    Die Beamten warteten im Korridor, bis er die oberen Räume betreten hatte. Danach verließen sie das Haus, ließen die Haustür ins Schloss fallen und begaben sich zu ihren Fahrzeugen.
    Die Nachbarn hatten sich zurückgezogen. Auf der seitlichen Terrasse lagen Blumen im harschigen Restschnee.
     
    Hajo Roolfs fuhr aus dem Schlaf. Der aufgebriste Nordwest heulte um das Haus. Vor ihm auf dem Sesseltisch stand die Corvitflasche, das verklebte Bierglas, die Batterie der geleerten Pilsflaschen, der gefüllte Aschenbecher und das kleine Schnapsgläschen, in dem sich noch ein Rest befand.
    Er fühlte eine Leere und bemühte sich um die Klarheit seiner Gedanken. Dumpf erinnerte er sich an die Vorfälle, die ihn erneut erschauern ließen. Er war auf dem Sessel eingeschlafen. Den schalen Geschmack im Mund, die aufkeimende Übelkeit im Magen, den schweren Kopf nahm er als Preis für die wenigen Stunden Schlaf ohne Reue in Kauf. Er erhob sich, blickte durch das Veluxfenster auf die sich im Sturm windenden Tannen und in die aufsteigende Morgenröte. Schlagartig stiegen die Bilder des schrecklichen Geschehens vor seinem geistigen Auge auf. Er fühlteauf seiner Haut ein kaltes Kribbeln. »Mein Gott!«, dachte er.
    Seine Frau war eingeschlafen. Er verließ das Wohnzimmer, betrat die

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