Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
Vom Netzwerk:
blickte auf den belebten Wochenmarkt.
    »Ich habe keine Zeit für einen Klönschnack. Redaktionssitzung. Der neue Bildband ?Vom Fischereihafen zum Nordseebad?, Sie verstehen«, sagte Manstroh,verließ den Stuhl und reichte dem Kommissar die Hand.
    »All up Stee«, sagte Ihben. »Viel Erfolg.«
    »Ihnen auch«, sagte der Fotograf und verließ das Zimmer.
    Ihben ging zurück zum Schreibtisch und widmete sich den Fotos. Sie hatten die Pistole an das Labor des LKA versandt. Vermutlich hatte van Thun einen Waffenschein. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer des Krankenhauses.
    »Kripo Norden, Ihben. Bitte Herrn Dr. Fischbeck«, sprach er in den Hörer.
    Der Pförtner meldete sich. »Ich stelle durch«, sagte er.
    »Stationsschwester Ute Lindner«, vernahm er.
    »Kripo, Ihben. Können Sie mich mit Dr. Fischbeck verbinden?«, fragte er.
    »Er befindet sich noch nicht im Hause. Er wird Sie anrufen, wenn er kommt«, sagte sie.
    Ihben legte auf. Er erledigte die Verwaltungsarbeit, die der Fall mit sich brachte. Er fertigte ein Gedächtnisprotokoll an, trat an die Garderobe, zog die feste Wetterjacke über, verließ das Dienstzimmer, stieg über die Treppe nach unten, überquerte den Markt mit den Ständen und Buden und suchte das Revier der Schutzpolizei auf. Dort ließ er sich die Berichte der Kollegen aushändigen und ging zurück zum »Alten Weinhaus«.
    Eigentlich war alles klar. Mord mit anschließendem Selbstmord. Motiv: Eifersucht. Dieses Fazit hatten auch die Kollegen gezogen.
    Ihben holte die Schreibmaschine aus dem Schrank, tippte den Bericht, nahm Bezug auf die Aufzeichnungen der Kollegen Behnen, Martens und Odens, suchte das Schreibzimmer auf und faxte den Bericht an dieStaatsanwaltschaft in Aurich. Er hatte am frühen Morgen bereits Staatsanwalt Brooken von den Ereignissen in Berum telefonisch in Kenntnis gesetzt. Brooken hatte seinen Besuch für 16 Uhr angekündigt, um mit ihm den Fall zu besprechen.
    Über die Norddeicher Straße rollte der Verkehr. Lastwagen fuhren zur Mole. Das sonnige Wetter nach dem reichlichen Schneefall und den frostigen Tagen nutzten vor allem die Handwerker auf Norderney aus.
    Ihben heftete die Unterlagen in die frisch angelegte Akte, die er mit dem provisorischen Namen »Mord und Selbstmord Müllerstück 18« versah.
    Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken. Er nahm den Hörer ab.
    »Kripo, Ihben«, meldete er sich.
    »Fischbeck. Moin«, sagte der Arzt. »Ich trete gerade meinen Dienst an. Wenn es Ihnen passt, dann fahren Sie gleich los. Ich erwarte Sie im Café, gegenüber der Pförtnerloge, mir bleibt noch Zeit, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »All up Stee«, sagte der Kommissar, legte auf, zog seine Jacke über, steckte das Kuvert mit den Fotos in seine Diensttasche und verließ das Dienstzimmer.
     
    Dr. Arno Fischbeck trug den weißen Arztkittel und weiße Jeans. In seiner Kitteltasche steckte der Pieper. Er saß zwischen klatschenden Besuchern und Patienten, die wortreich ihre Tortenstücke zu sich nahmen, an einem kleinen Fenstertisch und blickte auf den Kreisel der Zufahrt. Taxis kamen, hielten kurz an, Besucher stiegen aus und andere stiegen ein. Auf den Bänken des mit flach wachsenden Pflanzen begrünten und rotenSteinplatten belegten Rondells saßen vermummte Patienten und hielten ihre blassen Gesichter in die Sonne.
    Fischbeck war schlank, 43 Jahre alt. Er hatte ein knochiges Gesicht mit einer länglichen Nase und eine breiten Stirn. Er trug sein dunkelblondes Haar ohne Scheitel nach hinten gekämmt. Um seine schmalen Lippen zogen sich von der Nase bis hin zum Kinn markante Falten, die zu bestätigen schienen, was seine Mitarbeiter und Patienten an ihm zu schätzen wussten. Er galt als zuverlässig und mitfühlend. Dr. Fischbeck gehörte zu der Gruppe von Menschen, die als »angenehme Zeitgenossen« bescheiden zuhören konnten.
    Vor ihm auf dem Tisch lag der große Umschlag mit dem gewissenhaft angefertigten Untersuchungsbericht und eine etwa streichholzschachtelgroße Medikamentendose. Fischbeck genoss die bewundernden Blicke der Cafébesucher, die dazu beitrugen, den Stress, dem er sich im gnadenlosen Einsatz manchmal bis zur Erschöpfung ausgesetzt sah, abzubauen. Er griff zum Kaffeekännchen, das die Bedienung an seinen Tisch trug.
    Er arbeitete mit dem Blick auf eine Dozentur an der medizinischen Hochschule Hannover an seiner Habilitationsschrift. Professor Hallemann, sein Mentor,
     hatte den Untersuchungsbericht gegengezeichnet.
    Er sah den kleinen,

Weitere Kostenlose Bücher