Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
Vom Netzwerk:
Hannoversch-Münden versah er für sieben Jahre seinen Dienst bei der Schutzpolizei in Hildesheim, besuchte Lehrgänge, arbeitete sich hoch und startete danach eine Laufbahn bei der Kripo mit Stationen in Goslar und Oldenburg. 1996 ließ er sich nach Norden versetzten.
    Ihben war 43 Jahre alt. Er hatte eine kräftige Staturund war mittelgroß. Er trug sein welliges Haar im Scheitel. Sein gut geschnittenes Gesicht mit einer abgeflachten Nase zierte ein schmaler Lippenbart. Er hatte ein breites Kinn mit einem Grübchen.
    Ihben und seine Frau Tina hatten in Upgant-Schott gebaut und zogen die 14-jährige Tochter Antjen groß, eine Aufgabe, die ihnen nicht immer leicht fiel.
    Tina Ihben arbeitete vormittags als Verkäuferin in der Bäckerei Lorenz. Ansonsten widmete sie sich der Betreuung der Tochter und achtete dabei besonders auf schulische Pflichterfüllung, nicht immer im Sinne von Antjen.
    Kommissar Ihben saß am Schreibtisch. Vor ihm lagen die Fotos und der Untersuchungsbericht des Arztes, der klar, abgesehen von medizinischen Termini, verständlich die Verletzungen der beiden Opfer dokumentierte. Dr. Fischbeck hatte den Bericht mit Zeichnungen und Hinweisen versehen und zum Teil Schlussfolgerungen gezogen. Doch da passte nicht alles in das Bild, das sich Ihben vom Ablauf der Ereignisse im Wohnzimmer der van Thuns gemacht hatte.
    Ihben blickte auf, als jemand an die Tür klopfte. Er erhob sich.
    »Herein!«, rief er.
    Staatsanwalt Brooken betrat das Dienstzimmer.
    »Moin«, sagte er.
    Ihben ging ihm entgegen und reichte ihm die Hand.
    »Moin, das Puzzle liegt auf meinem Schreibtisch«, sagte er und rückte den Besucherstuhl zurecht.
    Der Staatsanwalt nahm die Elbsegler-Mütze vom Kopf, legte sie auf die Garderobe und setzte sich auf den Stuhl.
    Er trug über einem weißen Oberhemd einen dunkelblauenV-Ausschnitt-Pullover, eine Krawatte und graue Cordjeans.
    »Entschuldigen Sie, Herr Ihben, Sie sprechen von einem Puzzle?«, fragte er und blickte auf die ausgebreiteten Fotos und den seitlich gelegenen Bericht. »Was gibt es da zu rätseln?«, fügte er hinzu.
    Ihben nahm den Untersuchungsbericht vom Schreibtisch und reichte ihn dem Staatsanwalt.
    »Dieser Claas van Thun erschoss den Lehrer, seinen mutmaßlichen Nebenbuhler, und richtete sich selbst. Ich hegte keinen Verdacht und habe die Leichen zur Bestattung freigegeben«, sagte Brooken überrascht mit strengem Blick. Auch Ihben war von dieser Version ausgegangen.
    »Da gibt es einiges, was mich nachdenklich stimmt«, sagte der Kommissar. »Einen Tee?«, fragte er.
    Der Staatsanwalt nickte.
    »Gerne«, antwortete er und vertiefte sich in den Bericht des Arztes, während Ihben das Zimmer verließ, den Personalraum aufsuchte und einen Tee aufbrühte. Er nahm sich Zeit, gab den Tee in eine vorgewärmte Kanne, goss das kochende Wasser auf die Teeblätter, schaute auf die Uhr, ließ den Tee fünf Minuten auf dem Stövchen ziehen, nahm die ebenfalls aufgewärmte zweite Teekanne, siebte die Blätter ab, stellte Kluntjebecher und Sahnetopf auf das Tablett, fügte Tassen und Unterteller hinzu, belud das Tablett zusätzlich mit Teekanne und Stövchen und bugsierte geübt das Tablett zu seinem nicht weit entfernten Dienstzimmer. Dort stellte er es auf dem kleinen Schreibmaschinentisch ab. Ihben schaffte Platz und teilte die Gedecke aus. Sie nahmen vom Kluntje.
    Ihben schenkte den Tee aus. Sie bedienten sich mitSahne. Der Staatsanwalt griff in seine Tasche, zog die Zigarettenschachtel heraus und bot sie dem Kommissar feil. Ihben entnahm ihr eine, auch Brooken bediente sich. Ihben reichte Feuer. Sie rauchten und nippten an den Tassen.
    »Sie haben Recht. Ihr Misstrauen scheint mir nicht ganz unbegründet«, sagte der Staatsanwalt.
    »Dr. Fischbeck deutete bereits einige Ungereimtheiten an«, antwortete Ihben. »Dem Protokoll entnahm ich, dass Claas van Thun den Lauf der Pistole auf seine Schläfe richtete. Die Kugel drang allerdings oberhalb der Augenhöhle ein«, antwortete Brooken nachdenklich.
    »Demnach hatte er die Waffe nicht waagerecht gehalten, sondern im schrägen Winkel«, resümierte Ihben und blies den Rauch von sich.
    Die Sonne stand bereits tief. Ihr Licht fiel in das Zimmer. Der Rauch verflüchtigte sich zu Fäden.
    »Die Haare oberhalb des Wangenknochens sind nur schwach versengt und rechts ist die Haut nur leicht gerötet«, murmelte Brooken. »Fischbeck zog daraus keine Folgerungen, bis auf das Fragezeichen auf seiner Zeichnung.« Er trank Tee und zog danach an

Weitere Kostenlose Bücher