13 kleine Friesenmorde
Kleinwagen mit gewagten Spurts und viel Getöse Rennen lieferten. Das Fahrverbot für die Zeit von 20 bis 6 Uhr mit strengen Kontrollen hatte die kleinen »Schumis« verärgert.
Ihben versenkte sich in die Akte. Er blickte auf, als Amanda Frerichs das Zimmer betrat, muffelig »Moin« von sich gab, ihm die Post anreichte und das Zimmer wieder verließ. Der Kommissar wusste, dass ihr Mann sie betrog.
Er öffnete die Kuverts der Reihe nach, las die Schreiben und legte sie in den Ablagekorb zwecks anschließender Bearbeitung. Der letzte Umschlag enthielt den Untersuchungsbericht des LKA. Ihben studierte konzentriert Zeile für Zeile. Er fühlte eine aufkeimende Nervosität und las:
Bei der eingesandten Feuerwaffe handelt es sich um eine »Steyr S 9« mit 10-Schuss-Magazin, Lauflänge 87,5 mm.
Im Magazin befanden sich zwei Patronen. Die Pistole wurde zeitlich gesehen ohne große Abstände benutzt. Sie befand sich in einem gepflegten Zustand.
Auf dem Lauf befanden sich Fingerabdrücke, die nicht vom Opfer stammen. Der Knauf und Abzugsbügel wurden mit einem Papiertuch einer Reinigung unterzogen. Am unteren Rand, siehe Abbildung, blieben schwache Abdrücke zurück, die vom Opfer stammen. Es ist anzunehmen, dass jemand im Nachhinein die Waffe mit den Fingern des Opfers in Berührung brachte.
Am Griff der Pistole klebte ein Frauenhaar. Wir haben es unter dem oben genannten Aktenzeichen hinterlegt. Fordern Sie, falls es Ihren Recherchen dienlich erscheint, eine entsprechende DNA-Analyse bei uns an.
Mit kollegialem Gruß
Das Telefon riss Ihben aus seinen Betrachtungen. Er nahm den Hörer ab.
»Updiek, Jesko Updiek, Hage, Architekt. Ich gehöre dem Vorstand des Schützenvereins an und bedaure den schrecklichen Vorfall. Claas van Thun besaß unser volles Vertrauen. Seine für uns nicht nachvollziehbare Bluttat nehmen wir schicksalhaft zur Kenntnis. Ich melde mich zu Wort, weil ich erst jetzt erfahren habe, dass er am besagten Freitagabend das geschlossene Schützenhaus betreten hatte. Er besaß einen Schlüssel und hat sich dort, wie es scheint, eingeschossen.«
»Das entspricht den Ergebnissen unserer Untersuchung. Er schoss zweimal auf den Lehrer, eine Kugel landete in seinem Kopf. Drei Patronen befanden sich noch im Magazin«, antwortete der Kommissar.
»Die Rechnung geht auf. Ich habe mich selbst überzeugt.Viermal traf er das Schwarze«, sagte Jesko Updiek.
»Aus einer ?Steyr S 9?«, antwortete Ihben.
»Das mag so gewesen sein. Wir benutzen andere Pistolen bei unserem Sportschießen. Eine Waffe aus seinem Privatbesitz«, meinte der Architekt.
»Herr Updiek, ich danke für Ihren Anruf, da passt alles zusammen. Wenn nötig, schauen wir uns in Ihrem Schützenhaus um«, sagte Ihben.
»Claas van Thun bringt uns mächtig in Verruf«, sagte der Vorsitzende, »und er hinterlässt eine Menge unglücklicher Menschen.«
Das stimmte. Dem gab es nichts hinzuzufügen. Der Pastor und seine Frau in Wiesmoor, Teda und die Kinder, die alten Riekers auf dem Annahof, Vati und Mutti Roolfs mit der zur Witwe gewordenen Tochter Greta.
Er notierte denAnruf, fertigte eineAktennotiz an, legte sie in die Akte und gab sich konzentriert dem Studium des Berichtes des LKA hin. Da gab es eine Menge von Informationen, die dazu beitrugen, das Puzzle zu lösen.
»Düwel!«, entfuhr es Ihben. Er entnahm der Schreibtischschublade die Lupe und studierte die vergrößert wiedergegeben Fingerabdrücke der reproduzierten Abbildungen.
»Also doch«, sprach er vor sich hin. »Mord, kein Selbstmord.«
Er empfand keine Freude über diese Erkenntnis. Die in das Drama verwickelten Angehörigen der Opfer taten sich schwer, angesichts der Tragödie, die sich in ihrer friedlichen Welt ereignet hatte.
Ihben erhob sich, nahm den Bericht vom Schreibtisch, suchte das Schreibzimmer auf und faxte Seite für Seite an die Staatsanwaltschaft in Aurich.
Er schaute auf die Uhr und wählte dann die Nummer des Krankenhauses. Er bat den Pförtner, ihn mit Schwester Greta van Thun, Station 12 A, zu verbinden.
»Schwester Barbara«, meldete sich eine Frauenstimme.
»Ihben, Kripo. Ich hätte gern Ihre Kollegin van Thun gesprochen«, sagte er und blickte nachdenklich auf die Wandkarte des Landkreises Aurich, die seine Bürowand zierte. Er fand Baltrum zwischen Norderney und Langeoog.
»Frau van Thun befindet sich zurzeit nicht auf Station. Sie hat ihren Jahresurlaub angetreten«, sagte die Schwester.
»Danke, schönen Tag noch«, sagte Ihben und legte auf.
Das
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