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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Fingerspuren ihres Besitzers, der sie an Bord getragen hat«, stellte Büscher fest.
    »Das Messer wird uns zu weiteren Erkenntnissen führen«, gab Grüther zu bedenken und räumte den Tisch ab. Er trug das Geschirr in den Personalraum.
    »Ein Schlachtermesser?«, fragte Büscher nachdenklich.
    »Nicht auszuschließen. Das Werkzeug von Satanisten. Eine Lesart, die mir nicht gefällt«, sagte Kommissar Feen ironisch.
    »Ich denke, wir bleiben am Ball«, fügte er hinzu, griff zum Telefonhörer, wählte die Nummer des Feuerwehrchefs und informierte ihn.
     
    Die Beamten reichten die Reisetasche an das Labor des Rechtsmedizinischen Institutes der Uni Oldenburg weiter.
    Am Freitag, dem 28. Juni 2002, studierte Kommissar Feen gegen 9 Uhr den Untersuchungsbericht. Während draußen ein Regenschauer vom Himmel prasselte, der Sommer sich nach einer Schönwetterphase vorerst zu verabschieden schien, kam zutage, was er bereits vermutet hatte. Keine angereisten Satanisten hatten den Ingenieurermordet. Der Ritualmord war vorgetäuscht. Dafür sprachen neben Fingerabdrücken und Schweißspuren der Täter zusätzlich ein Kassenbon des kleinen Edeka-Ladens auf der Bismarckstraße. Er belegte den Kauf von 10 Dosen Becks-Bier. Der Bon hatte die Uhrzeit vermerkt. Das war um 19.55 Uhr gewesen.
    Übereinstimmend mit seinen Vermutungen handelte es sich bei der Tatwaffe um ein Schlachtermesser Marke Zwilling, das nach langjährigem Gebrauch in eine abgeschliffene Klingenspitze auslief. Jens Haffinger und Tilo Pechstein hatten sich zu falschen Zeugenaussagen hinreißen lassen, um die Polizei auf eine falsche Spur zu führen.
    Kommissar Feen benachrichtigte den Staatsanwalt. Am 29. Juni 2002 begleitete er die Kommissare Feen, Grüther und Büscher zur Moormelander Straße. Der alte Hauseigentümer öffnete ihnen die Tür der Dachwohnung. Bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung fanden sie neben der teuren »Rolex« des Managers auch die Springerstiefel, mit denen sie das unglückliche Opfer malträtiert hatten. An den Schuhen ließen sich noch Blutspuren nachweisen.
     
    Jens Haffinger und Tilo Pechstein stammten aus so genannten ordentlichen Familien. Sie befanden sich beide im ersten Gesellenjahr. Ihre Berufsschullehrer bestätigten ihnen nicht nur einen regelmäßigen Schulbesuch, sondern auch gute Leistungen. Sie hatten die Gesellenprüfung mit guten Noten bestanden. Sie kleideten sich adrett, fielen nie sonderlich auf, hatten gute Manieren. Ihre Arbeitgeber bestätigten ihre Einsatzwilligkeit und ihre Tüchtigkeit. Da gab es nichts Negatives, was imNachhinein anhängig wurde. Sie waren geständig. Der Tathergang war für die Beamten, den Staatsanwalt und auch für den Richter nur schwer nachvollziehbar.
    Tilo Pechstein und sein Freund hatten sich nach dem Besuch beim Italiener, alkoholisiert vom Wein, mit Bier eingedeckt, sich an den Strand begeben, dort in einem Strandkorb Dose für Dose geleert. Nach 23 Uhr hatte sich Tilo Pechstein daran erinnert, dass er seiner Freundin Katja versprochen hatte, sie anzurufen. Er lallte, war nicht von dem Vorhaben abzubringen.
    Er und Jens verließen den Strandkorb, betraten die Promenade, suchten schwankend die Telefonzelle auf, fanden jedoch in ihren Portmonees keine Münzen. Sie waren dun und von der Idee besessen, Katja anzurufen. Ihnen näherte sich ein Mann, der laut wie mit sich selbst zu reden schien.
    »He, Mister, eine Mark für einen dringenden Anruf«, sprach Jens Haffinger den Mann lallend an.
    »Ich bin blank! Geh mir aus dem Weg, Penner!«, sagte der Fremde.
    »Das sag nicht noch mal!«, empörte sich Jens Haffinger.
    Er griff den Fremden an. Tilo kam ihm zu Hilfe. Sie schlugen den Mann nieder, durchsuchten ihn und fanden ein prall gefülltes Portmonee.
    »Arsch! Nicht mit uns!«, sagte Jens wie von Sinnen, trat mit dem Fuß nach dem Mann. Sie nahmen ihn in die Arme und schleppten ihn in die Dünen.
    Die geständigen Täter beschönigten nichts vor dem Amtsrichter. Zu den psychologischen Hintergründen der schweren Bluttat konnten sie aber auch nicht viel beisteuern. Sie bereuten ihre Tat zutiefst. Sie verstanden sich selbst nicht.
    »Kann sein, dass wir wegen der verweigerten Mark beim Blick auf seine teure Uhr rot sahen und, als er uns Penner titulierte, ausgerastet sind. Wir wollten ihn nicht totmachen!«, beteuerte Jens Haffinger unter Tränen.
    Ihr Verteidiger sah in der Beschimpfung mit der Titulierung »Penner« und dem übermäßigen Alkoholkonsum die Begründung. Seine

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