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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Lippen.
    Kaninchen hoppelten über den Weg. Fasanenhähne schwirrten mit ihren Hennen aufgeschreckt davon.
    Willi Offermann blieb überrascht stehen. Vor ihm, nur knappe hundert Meter entfernt, lag ein Hund am Fuße einer mit Strandhafer und Sanddornsträuchern bewachsenen Düne. Das Tier erhob sich und blickte in seine Richtung. Offermann erschrak. Er mochte keine Hunde. Er hatte, wenn überhaupt, nur böse Erfahrungen mit ihnen gemacht. Als Seemann war er im Umgang mit Tieren nicht vertraut und begann sich zu ängstigen.
    Er blickte sich um und suchte vergeblich nach einem Stock oder Stein. Er nahm den Riemen des Fotoapparates von der Schulter, öffnete die Kameratasche, nahm den Fotoapparat in die Hand und setzte ein paar Schritte rückwärts mit dem Blick auf den Hund.
    Das Vieh hob den Kopf. Offermann vernahm das bedrohliche Anschlagen des Hundes. Ihm fuhr die Angst in die Glieder.
    »Ruhig!«, rief er, hob die Kamera an das Auge, blickte durch den Sucher. Der Hund setzte zum Sturmlauf an und hastete ihm entgegen. Offermann drückte auf den Auslöser.
    »Ein Kampfhund!«, schoss es ihm durch den Kopf. Er warf die Kamera in die Dünen, lief in Richtung Schutzhütte davon. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte er sich um. Die Bestie näherte sich ihm mit fletschenden Zähnen.
    Willi Offermann, Kapitänleutnant zur See, rannte um sein Leben.
     
    Petra Offermann schaltete den PC ab, räumte den Schreibtisch auf und blickte auf die Uhr. Willi hatte sich noch nicht gemeldet. Das beunruhigte sie nicht sonderlich. Sie und ihr Mann waren Golfer. Da trifft man mal hier und dort Bekannte, dachte sie und verließ ihr Büro.
    Sie holte aus dem Keller eine Flasche »Oppenheimer Krötenbrunnen«, entnahm dem Büffet einen Römer, setzte sich in den Sessel, öffnete die Flasche und genoss den trockenen Wein in kleinen Schlucken.
    Sie liebte ihre Arbeit, die ihr zugestandenermaßen oft ein wenig zu viel wurde. Ihre Tochter aus erster Ehe war mit einem Rechtsanwalt verheiratet, betreute die Kinderund unterrichtete mit halber Stundenzahl an der Realschule in Weener.
    Petra Offermann dachte an Georg. Er hatte mit ihr die Apotheke geführt und war dem Krebs erlegen. Willi hatte seine Frau ebenfalls an Krebs verloren. Sie kannten sich seit Jahren vom Golfen in Oldenburg, Wiesmoor, Wilhelmshaven und Papenburg. Sie waren zusammengezogen und hatten geheiratet.
    Willi war ein gutmütiger Ehemann, der sie nie bedrängte, ihr bei der Führung der Apotheke zur Hand ging. Sie gönnte Willi den jährlichen Seeaufenthalt auf Norderney, der ihm zur Tradition geworden war.
    Aber warum rief er nicht an? Petra Offermann kannte keine Eifersucht. Zwischen ihr und Willi stimmte alles. Sie glichen erloschenen Kratern, in denen es hin und wieder feurig blubberte.
    In der Nachbarschaft schlug ein Hund an. Artgenossen antworteten mit hellem Bellen.
    Petra stand auf und verschloss das Fenster. Sie mochte keine Hunde. Ihr Kläffen ging ihr auf den Geist. Auch Willi machte einen großen Bogen um jeden Köter.
    Petra nippte am Wein und rauchte eine Zigarette. Sie dachte über den Vorschlag von Willi nach, die Apotheke samt Wohnung zu verkaufen, auf Norderney und Mallorca eine Eigentumswohnung zu erwerben und sich in den elitären Kreisen ganz dem Golfsport zu widmen.
    Petra erhob sich, griff nach dem Handy und wählte die Telefonnummer des Apartments auf Norderney. Sie ließ durchklingeln. Willi meldete sich nicht.
    Sie war beunruhigt und schaute auf die Uhr. Ihm wird doch nicht etwas zugestoßen sein?, fragte sie sich besorgt und drückte die Kippe in den Ascher.
    Sie füllte das Weinglas, nahm kleine Schlucke zu sich und ließ Zeit verstreichen. In Abständen betätigte sie das Handy. Vergeblich, Willi meldete sich nicht.
    Petra drückte die Nummer der Auskunft und wählte das Polizeirevier auf Norderney an.
     
    Wachtmeister Renke Ostdorp legte ermüdet die Einsatzstatistik beiseite, gähnte, erhob sich, verließ die Wachstube und brühte sich im Personalraum einen Tee auf. Er stellte Tasse, Stövchen, Teekanne Kluntjetopf und Sahnebecher auf ein Tablett und trug es an seinen Schreibtisch. Er goss Tee in die Tasse, trank ihn mit Sahne und Kluntje, rauchte und nippte hin und wieder an der Tasse.
    Das Läuten des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. Er nahm den Hörer ab.
    »Polizeistation Norderney, Ostdorp«, meldete er sich.
    »Petra Offermann, Oldenburg«, sagte die aufgeregte Stimme einer älteren Frau. »Ich mache mir Sorgen! Mein Mann, Willi

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