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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Mandanten hatten am Abend der Bluttat ihre Standfestigkeit nach einem anstrengenden Arbeitstag bei weitem überschätzt. Nach dem Geburtstagsessen, Strandkorbbesuch mit der Batterie der Bierdosen in der Tasche, hatten sie den Tod des Managers nicht ins Kalkül gezogen. Das bestätigte auch die Aussage des Metzgergesellen Tilo Pechstein.
    »Ich war an diesem Abend seit längerer Zeit erstmals richtig besoffen.«
    Die Wirkung des Alkohols und die Tatsache, dass die Angeklagten bis dato niemals mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, bewegte den Richter zu einer milden Strafe. Er verurteilte die Täter wegen Totschlags zu je acht Jahren Gefängnis, die sie zurzeit in Hameln abbüßen.

Troubadour und der Dünenmord
    A m Nachmittag des 16.05.99 trug Willi Offermann, der ehemalige Marineoffizier, die Koffer aus dem Apartment des »kleinen Hochhauses« zum Porsche, verstaute sie, während sich Alwine Fränzel in der Wohnung noch einmal umsah.
    Alwine Fränzel, die ehemalige Schreibdame des pensionierten Kapitänleutnants zur See, reichte dem älteren Mann kühl die Hand, stieg in den Wagen, zündete den Motor und lenkte den Wagen vom Parkplatz dem Fähranleger entgegen. Der Porsche trug das Kennzeichen NE für die Stadt und den Landkreis Neuss.
    Sie besaß weder Skrupel noch empfand sie Wehmut. Ihr Inselaufenthalt gehörte seit Jahren zu einer episodenhaften Abwechslung vom Alltagsleben mit den vielen Anforderungen, die ihr 16-jähriger schulpflichtiger Sohn, das Geschäft und ihr Mann an sie stellten.
    Alwine Fränzel fuhr den Porsche auf die Frisia III, folgte den Anweisungen des Deckoffiziers und stellte ihn auf Stoßstangennähe ab. Sie griff zum Handy. Ihr Sohn Lucas meldete sich. Sie teilte ihm mit, dass sie sich auf der Heimreise von Norderney befand, und fügte Grüße an den Papa hinzu.
     
    Am Dienstag, den 18.05.99 brühte Willi Offermann nach der Mittagspause einen Tee auf, setzte sich an das Fenster, blickte von der zehnten Etage des Hochhauses aufdas Meer, knabberte Blätterteigplätzchen zum Tee, stopfte eine Pfeife, zündete den Tabak an und rauchte mit Genuss.
    Sein Blick reichte bis nach Norddeich. Das weiße Fährschiff näherte sich der Insel. Keine Wolke trübte den blauen Himmel. Ein starker Ostwind kämmte die See mit Stärke sechs und trieb weiße Schaumköpfe vor sich her.
    Die Vorsaison hatte begonnen. Die Kurkapelle spielte vor besetzten Stühlen im Kurpark. Die Zuhörer waren älteren Jahrganges. Dort zog es Offermann nur an regnerischen Tagen hin.
    Er schabte die Asche aus dem Pfeifenkopf, spülte das Geschirr, zog im Korridor seinen Anorak über, griff zum Fotoapparat, verließ das Apartment, stieg in den Aufzug, fuhr nach unten und trat in den steifen Ostwind.
    Er ging über die Winterstraße zur Jann-Berghaus-Straße und stieg dort in den Bus, der nur halb besetzt war.
    Der Bundeswehrpensionär liebte den weiten Strand, die Einsamkeit in den Dünen und beobachtete mit Vorliebe die vielfältigen Vogelarten, die um diese Jahreszeit brüteten. Stets führte er den Fotoapparat mit sich. Bei seinen Wanderungen war er schon häufiger zu bewunderungswürdigen Schnappschüssen gelangt.
    Der Bus hielt. Offermann warf einen Blick auf den Leuchtturm, der auf einer bewachsenen Düne in den wolkenlosen Himmel ragte.
    Er stieg aus, folgte dem Wanderweg am alten Reiterhof entlang in die weiten Deichweiden, auf denen Pferde und Buntvieh grasten, zum Ostheller. Er folgte dem befestigten Weg an den Stranddünen entlang und näherte sich dem breiten, menschenleeren Strand, hörtedas Brausen der Brecher und schritt am aufgewühlten Wassersaum entlang dem Ostende der Insel entgegen.
    Der Wind traf ihn hart von vorn und blähte seinen Anorak auf.
    Offermann stapfte durch den Sand an den anstürzenden Wellen vorbei mit dem Blick auf den endlosen Horizont und die verschwommenen Konturen der Insel Baltrum.
    Nach anderthalb Stunden erreichte er die Inselspitze mit dem alten Schiffswrack, dessen verrostete Aufbauten aus dem Treibsand hervorlugten.
    Auf der Sandbank zwischen Baltrum und Norderney lagen Seehunde in der Sonne.
    Offermann folgte dem holprigen Wanderweg an der Schutzhütte vorbei durch die Dünen zurück in Richtung Ostheller. Vögel zwitscherten über ihren Brutplätzen. Sperber und Bussarde kreisten im starken Ostwind. Der Hahnenfuß bedeckte weite Flächen zwischen den Dünen.
    Willi Offermann hatte den Wind im Rücken. Er fühlte die Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht und schmeckte das Salz auf seinen

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